Stadtteil-Porträt - zum Abschluss der Serie: Ein Stadtteil, den es nicht gibt Bilkenrath - schöner als die Wirklichkeit

Düsseldorf · Nach 49 Teilen der Stadtteilserie wurde klar: Es gibt Dutzende Gemeinsamkeiten, typische Probleme, die Liebe zum Viertel. All das haben wir daher im erfundenen Stadtteil Bilkenrath gebündelt.

Brauchtumspflege wird in Bilkenrath großgeschrieben. Dort feiert man gerne und liebt die gute Nachbarschaft.

Brauchtumspflege wird in Bilkenrath großgeschrieben. Dort feiert man gerne und liebt die gute Nachbarschaft.

Foto: Busch, Franz-Heinrich (bsen)

Es muss an der sprichwörtlichen Bescheidenheit der Bilkenrather liegen, dass sie in der Stadt kaum auffallen. Selbst viele alteingesessene Düsseldorfer kennen den Stadtteil nicht — zu Unrecht. Denn Bilkenrath hat viele Qualitäten, und diejenigen, die dort seit langem wohnen, wohnen dort meist gern. Viele wollen nie wieder wegziehen. Sie schätzen die besondere Kombination aus zentraler Lage und ruhigen Ecken. "Ich finde es toll, dass Bilkenrath mitten in der Stadt liegt und trotzdem ein so grüner Stadtteil ist", sagt Anwohner Karl-Heinz Schmitz.

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Foto: Bernd Schaller

Der wichtigste Treffpunkt im Stadtteil ist das Zentrum. Es befindet sich um die Kirche und den Marktplatz. Dort im alten Ortskern vermischen sich Tradition und Moderne, in den kleinen Gässchen herrscht vor allem im Sommer ein reges Treiben. Auf dem Wochenmarkt trifft man seine Nachbarn zum Plausch, viele lauschige Cafés laden zum Verweilen ein. In der Kneipe "Op d'r Eck" trinken die Männer ein leckeres Alt. In den Geschäften im Zentrum gibt es alles, was man für den täglichen Bedarf braucht. Nur einen Drogeriemarkt würden sich die Anwohner wünschen, und der Bilkenrather Heimatverein fordert 50 Parkbänke zum Rasten unter den Linden.

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Foto: centertv

Wichtig ist den Bilkenrathern Engagement und Zusammenhalt. Tradition wird großgeschrieben. Der Schützenverein, die Bilkenrather Baller Buben, feiert jedes Jahr sein Schützenfest mit kleiner Kirmes. Wenn sie dann zu später Stunde die heimliche Ortshymne "Teures Bilkenrath, wie teuer bis du mir" anstimmen, bekommen viele Anwohner feuchte Augen. Für viele Bilkenrather ist das Fest der Höhepunkt des Jahres. Die meisten sind schon seit Jahrzehnten im Verein. Dutzende ältere Ehepaare erinnern sich daran, einst auf dem Bilkenrather Schützenfest die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben. Viele andere Bilkenrather Ehepaare dürften sich beim Veedelszoch der Karnevalsgesellschaft Bilkenrather Jonges kennengelernt haben. Und der einst kleine Zoch, der vor Jahren mit ein paar Bollerwagen angefangen hatte, lockt heute oft mehr als 100 Teilnehmer und noch viel mehr Besucher weit über die Grenzen von Bilkenrath hinaus an. Ein Spaß für alle Jecken, ob jung oder alt.

Aber nicht alles im Stadtteil ist rosig. Eines der Themen, über die in der Bezirksvertretung seit Jahren gestritten wird, ist der Verkehr. Lokalpolitiker aller Fraktionen fordern eine bessere Verkehrsanbindung, und zwar eine direkte Verbindung in die Innenstadt, zum Flughafen, zur Rheinfähre und zum Benrather Schloss, und das per Auto, Bus, S-Bahn, U-Bahn und Straßenbahn. Sie wollen sich nicht damit abfinden, dass die Stadtverwaltung diese Pläne als "überzogen" ablehnt. Auch Parkplätze sind ein heißes Thema. Denn sie sind in Bilkenrath oft Mangelware. Das beliebte Zweite-Reihe-Parken führt im morgendlichen Bilkenrath oft zu lauten Hup-Konzerten.

Die Jugendlichen in Bilkenrath wünschen sich ein Jugendzentrum. Die Senioren dagegen ein Altenzentrum, und die Bilkenrather Grünen wollen mehr Radwege.

Bilkenrath also liegt nahe der Düsseldorfer Innenstadt. Mit Fahrrad oder Bahn sind es nur wenige Minuten zur Königsallee. Auch der Rhein ist schnell erreichbar, obwohl Bilkenrath nicht direkt an Deutschlands größtem Strom liegt. Bilkenrath ist aber auch ländlich. "Unser kleines Dorf mitten in der Großstadt", sagen viele Bilkenrather nicht ohne Stolz. Bilkenrath ist aber urbaner geworden in den vergangenen Jahren. Die Mieten steigen, alte kleine Industrieflächen sind längst mit schönen neuen Wohnhäusern bebaut. Für schmutzige Gewerbe ist kein Platz mehr im schönen neuen Bilkenrath. Der Stadtteil hat viele grüne Ecken und sogar einen kleinen Park, der die Bilkenrather an den Wochenenden zum Spazieren einlädt.

Bei seiner Eingemeindung nach Düsseldorf war Bilkenrath noch ein Arbeiterviertel. Dann wandelte sich der Stadtteil zu einem gemischten Wohngebiet. In Bilkenrath leben Studenten und Akademiker neben jungen Familien und Alteingesessenen. Insgesamt ist es ein harmonisches Miteinander, auch wenn die Zahl der Zugezogenen die der Alt-Bilkenrath seit Jahren übersteigt.

Wer Bilkenrath besuchen möchte, wird es schwer haben. Selbst bei Google ergibt Bilkenrath nur drei Treffer, die aber nichts mit Düsseldorf zu tun haben. Der Grund: Bilkenrath ist eine Erfindung der RP-Redakteure — nach 49 Folgen unserer Stadtteilserie. Dabei gab es unerwartet viele Schnittmengen. Diese finden sich alle in Bilkenrath, Düsseldorfs typischstem Stadtteil. Man könnte auch einfach sagen: Bilkenrath ist Düsseldorf.

(RP)
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