Düsseldorf Bezirksregierung verbietet Kita - Stadt will klagen

Düsseldorf · Aus Lärmschutz-Gründen hatte die Regierung den Bau einer Kita am Flughafen untersagt. Beim Jugendamt herrscht Unverständnis.

 Wegen zu hoher Lärmbelästigung hat die Regierungspräsidentin Anne Lütkes den Bau der Kita verboten.

Wegen zu hoher Lärmbelästigung hat die Regierungspräsidentin Anne Lütkes den Bau der Kita verboten.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Sie sollte Platz für rund 100 Kinder in sechs Gruppen bieten: die gemeinsam geplante Kindertagesstätte des Flughafens und der Stadt. Jetzt wurde der Bau der Tagesstätte an der Klaus-Bungert-Straße in unmittelbarer Nähe des Flughafens in Unterrath von der Bezirksregierung abgelehnt.

Mitten in der Lärmschutzzone des Flughafens sei der Bau einer Kita unzulässig, findet die Bezirksregierung. Die Stadt will nun vor dem Verwaltungsgericht klagen.

"Seit wir vom Oberbürgermeister den Auftrag bekommen haben, den Kita-Ausbau voranzutreiben, suchen wir nach geeigneten Grundstücken für Tagesstätten — auch in Unterrath. Schließlich ist der Bedarf überall groß", sagt Jugendamtsleiter Johannes Horn.

Gemeinsam mit dem Flughafen sowie der Firma Siemens und dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) habe man das Grundstück an der Klaus-Bungert-Straße in der Airport City als geeigneten Ort für eine Kita ausfindig gemacht. Diese sollte zur Hälfte Kinder aus den Unternehmen und zur anderen Hälfte Kinder aus Unterrath aufnehmen.

"Es gab Architekten, einen Träger — alles", sagt Johannes Horn. Weil jedoch die Klaus-Bungert-Straße in der Lärmschutzzone des Flughafens liegt, brauchte die Stadt die Genehmigung der Bezirksregierung unter Regierungspräsidentin Anne Lütkes. Die lehnte den Bau der Kita jedoch jetzt ab.

"Wir haben den Kindergarten deshalb nicht genehmigt, weil die Belastung durch den Lärm des Flughafens an dieser Stelle viel zu groß ist", begründet Bernhard Hamacher, Sprecher der Düsseldorfer Bezirksregierung, das Verbot. Ein Kindergarten auf dem Gelände des Flughafens würde die Gesundheit der Kinder gefährden. Die Experten der Bezirksregierung hätten die Lärmwerte an der Klaus-Bungert-Straße genau berechnet und seien dadurch zu dem Ergebnis gekommen, den Bau nicht zu genehmigen.

Bei Johannes Horn stößt das auf Unverständnis: Schließlich hätte man bei der Konzeption des Neubaus den Lärmschutz sehr wohl bedacht und Schutzmaßnahmen mit eingeplant. So sollten Lärmschutzfenster, hochmoderne Belüftungsanlagen und ein Schutzwall gebaut werden. "Außerdem gibt es einen großen Bedarf an Kitaplätzen in Unterrath. Und ich habe kein anderes Grundstück, wo ich eine Einrichtung bauen kann", sagt er.

Enttäuscht von der Absage der Bezirksregierung zeigen sich auch die Unternehmen, die den Kindergarten mitnutzen wollten. "Die Idee einer Betriebskita ist bei unseren Mitarbeitern sehr gut angekommen, das Interesse war groß", sagt Flughafensprecher Thomas Kötter. Am Flughafen und bei den Unternehmen in der Airport City arbeiteten viele Menschen, die jeden Tag eine weite Anreise auf sich nähmen. "Besonders jungen Müttern wäre das durch eine Kita am Arbeitsplatz leichter gefallen."

Außerdem kritisiert der Flughafensprecher, dass die Bezirksregierung einer Einladung auf das Gelände an der Klaus-Bungert-Straße, um sich ein Bild von der Lage zu machen, nie gefolgt sei. "Diese Einladung ist bei uns bis heute nicht angekommen", kontert Bernhard Hamacher von der Bezirksregierung.

Außerdem müssten sich die Experten der Regierung nicht vor Ort von der Lärmbelästigung überzeugen: "Wir sind seit Jahren für die Lärmschutzzone des Flughafens zuständig — wir kennen die Werte", so Hamacher. Zu einem anderen Ergebnis kommt der Flughafen: Demnach hätten die Werte einer zweimonatigen Messung der Geräuschbelastung an der Klaus-Bungert-Straße bei unter 60 Dezibel gelegen. Die Werte lägen damit unter dem Grenzwert für die so genannten Kern- und Mischgebiete wie etwa Gewerbegebiete, in denen sich Kindertagesstätten oftmals befänden.

Ebenfalls Grund für das Unverständnis von Flughafen, VDI und Siemens ist die Tatsache, dass es an der Niederrheinstraße in Lohausen, mitten in der Einflugschneise des Flughafens, bereits eine Kindertagesstätte gibt. "Dort ist es viel lauter als an der Klaus-Bungert-Straße in der Airport City", meint Thomas Kötter. Regierungssprecher Bernhard Hamacher hat jedoch auch dafür eine Erklärung: "Als diese Kita gebaut wurde, galten noch andere Maßstäbe für den Lärmschutz. Und einfach schließen können wir sie nun nicht."

Die Stadt Düsseldorf und Jugendamtsleiter Johannes Horn wollen das Verbot der Bezirksregierung jedenfalls nicht hinnehmen: "Wir werden nun Klage gegen den Bescheid beim Verwaltungsgericht einreichen und hoffen, dass die Kita dann doch noch gebaut werden kann", sagt Johannes Horn.

(lai)
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