Zu wenig Schüler Bezirksregierung fordert Schließung einzelner Schulen

Düsseldorf (dto). Seitdem der Rat der Stadt Neuss beschlossen hat, wegen dramatisch sinkender Schülerzahlen die Barbaraschule in den nächsten Jahren auslaufen zu lassen um sie dann zu schließen, laufen die Eltern Sturm gegen diese Entscheidung. Ein ähnliches Schicksal könnte jetzt auch andere Schulen im Regierungsbezirk Düsseldorf ereilen. Denn laut Bezirksregierung erfüllen immer mehr Schulen im Regierungsbezirk aufgrund rückläufiger Schülerzahlen die Bedingungen für die Bildung einer Eingangsklasse nicht mehr. "Zu kleine Schulen verursachen einen zu hohen Personalbedarf zu Lasten größerer, mehrzügiger und damit organisationsfähiger Schulen", sagte Regierungspräsident Jürgen Büssow am Montag bei einer Pressekonferenz.

 Immer mehr Schüler stehen unter Leistungsdruck - schon in der Grundschule.

Immer mehr Schüler stehen unter Leistungsdruck - schon in der Grundschule.

Foto: AP, AP

Die demografische Entwicklung hat jetzt auch die Grundschulen und Sekundarstufe I erfasst. Zurzeit kommen im Durchschnitt auf einen Lehrer in der Grundschule 25,3 Kinder, in der Realschule 21,9 und im Gymnasium 21,6 Schüler. Wenn die Schülerzahlen weiterhin sinken, hat das laut Bezirksregierung Auswirkungen auf Unterrichtsausfall und Unterversorgung mit Lehrern. "Kleine Schulen fressen die Ressourcen aus größeren Schulen auf", sagt der Regierungspräsident. Er meint, dass man mit den vorhandenen Lehrern auskommen würde, wenn es größere Klassen gäbe. "Laut Schulgesetz müssen Schulen eine gewissen Größe haben, entsprechend werden die Lehrer verteilt."

Grundsätzlich führten zu kleine Klassen eher zu Unterrichtsausfall und Unterversorgung mit Lehrern als größere Klassen. Eine Klasse mit weniger als 25 Schülern habe einen um den fehlenden Lehreranteil entsprechenden möglichen Unterrichtsausfall. "Die Bezirksregierung ist dazu verpflichtet, darauf zu achten, dass die Klassen nicht zu klein sind, damit es nicht zu einer für größeren Schulen ungerechten Umverteilung von Lehrern kommt", so Büssow. Dabei seien aber auch die Kommune als Schulträger gefragt, die laut Schulgesetz verpflichtet ist, dafür zu sorgen, dass die Klassenbildungswerte eingehalten werden.

Das Düsseldorfer Schuldezernat sieht in dieser Hinsicht derzeit keinen Handlungsbedarf. "Im Schuljahr 2006/2007 ist nicht geplant, eine Schule in Düsseldorf zu schließen", so Schuldezernent Burkhard Hintzsche. Das hieße jedoch nicht, dass nicht jedes Jahr aufs neue die Anmeldezahlen genau untersucht würden. Dennoch: In Düsseldorf geht man in Grundschulen auf 15 Schülern bei der Klassenbildung runter. "Auf der Kippe steht lediglich eine Grundschule auf der Mettmanner Straße." Hier befinden sich die Katholische Grundschule Mettmanner Straße und die Gemeinschaftsgrundschule Mettmanner Straße auf einem Grundstück, wobei die GGS laut Dezernat zu wenig Schüler hat.

Einwände von Pädagogen und Eltern, die befürchten, dass große Klassen gerade in schwierigen Stadtteilen zu Defiziten führen, kann Büssow nicht verstehen. "In Skandinavien und Korea, die bei der Pisa-Studie vor uns liegen, sind die Klassen deutlich größer." Außerdem seien aufgrund der Personalressourcen bei Schulen mit größeren Klassen auch die Förderungsmaßnahmen größer.

Ob im Regierungsbezirk tatsächlich einzelne Schulen schließen werden, liegt in den Händen der kommunalen Schulträger. Eine besondere Bewertung der pädagogischen Leistung in schwierigen Stadtteilen mit hohem Migrantenanteil können sich die Schulträger vorbehalten. "Die Bezirksregierung mischt sich nicht in die schulorganisatorischen Maßnahmen des Schulträgers ein", so Büssow. Allerdings müssen die Entscheidungen des Schulträgers der Bezirksregierung vorgelegt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Der Polizist
Vor zehn Jahren brannte der Flughafen Der Polizist