Gesamtschaden von 100.000 Euro Bewährungsstrafe für falschen Fürsten

Düsseldorf (dto). Zwei Jahre Jugendstrafe auf Bewährung lautet das Urteil gegen einen 21-jährigen Hochstapler und Kreditkartenbetrüger. Jörg D. aus Meppen hatte laut Anklage als "Jörg Alexander Fürst zu Sayn Wittgenstein zu Berleburg" Betrügereien in 387 Fällen begangen und dabei einen Schaden von 100.000 Euro angerichtet. Alles täte ihm sehr leid, sagte der Angeklagte vor Gericht und erklärte, den Schaden wieder gut machen zu wollen.

Als falscher Adliger hatte sich der 21-Jährige Zugang zu den feinen Kreisen der NRW-Landeshauptstadt verschafft, Banken stellten ihm ohne Kontrolle der Personalpapiere Kreditkarten aus. Damit ging der junge Mann anschließend auf Einkaufstour. In schicken Düsseldorfer Hotels dinierte D. im Frack und ließ sich als "Durchlaucht" anreden.

Ein Psychiater hatte dem Angeklagten vor Gericht eine eingeschränkte Schuldfähigkeit attestiert. Nach Angaben des Experten leidet der 21-Jährige unter einer Persönlichkeitsstörung, die unter anderem durch einen sexuellen Missbrauch in der Kindheit verursacht wurde. "Mein Mandant wurde im Alter von zehn Jahren von einem Pfarrer missbraucht", erklärte Verteidigerin Tanja Kretschmar, "das hat er nicht verkraftet".

Laut Gutachten flüchtete sich Jörg D. in eine Scheinwelt als Adliger, um seine Vergangenheit zu verdrängen. Der Name Sayn-Wittgenstein habe ihm Türen geöffnet, sagten die Anwälte des jungen Mannes, Banken hätten ihm leichtfertig Geld und Kreditkarten überlassen.

Nach eigenen Angaben will er mit dieser Vergangenheit nun abschließen. Er kündigte an, den angerichteten Schaden in Höhe von 100 000 Euro möglichst schnell wieder gutmachen zu wollen. Allerdings verfügt der 21-Jährige über keinerlei Berufsausbildung. Staatsanwaltschaft und Verteidigung akzeptierten die zweijährige Bewährungsstrafe. Das Urteil ist damit rechtskräftig.

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