Berufe in Düsseldorf „Detektive sind nicht wie im Fernsehen“

Düsseldorf · Düsseldorf hat einige Detekteien – doch was machen die Privatermittler und wie kann man selbst einer werden? Ein Detektiv und Dozent gibt Antworten.

Genaues Beobachten, viel Geduld und jede Menge Flexibilität: Privatermittler sind viel unterwegs.

Genaues Beobachten, viel Geduld und jede Menge Flexibilität: Privatermittler sind viel unterwegs.

Foto: Lentz

Der Arbeitstag eines Detektivs kann lang sein, und nicht selten weiß man morgens noch nicht, wo man abends ins Bett gehen wird. Eine der wichtigsten Eigenschaften für einen Detektiv ist damit die Flexibilität, aber auch Gewissenhaftigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Geduld. „Der Beruf des Detektivs hat nur wenig mit der Aufregung zu tun, die etwa in verschiedenen Fernsehsendungen gezeigt wird“, erklärt Marcus Lentz. Er betreibt mit seiner Frau Frances Roxanne die Detektei Lentz Gruppe mit Niederlassungen in ganz Deutschland, unter anderem auch in Düsseldorf seit 1995.

Die Dienste werden sowohl von Wirtschafts- als auch Privatkunden genutzt; von Spionageverdacht über Arbeitszeitbetrug hin zum Ehebruch oder Unterhaltsbetrug ist die Bandbreite groß. Dabei überwiegen allerdings Aufträge aus der Wirtschaft. Auch andere Detekteien bieten ähnliche Spektren an. Die Nachfrage nach externer Hilfe scheint jedenfalls insbesondere im wirtschaftlichen Bereich hoch zu sein.

Eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG mit rund 1000 befragten Unternehmen von 2020 ergab, dass eine große Mehrheit von 78 Prozent das Risiko von wirtschaftskriminellen Handlungen betroffen zu sein als hoch bis sehr hoch einschätzt. Dabei werde laut Studie eher von Schäden durch Interne als durch Externe ausgegangen. Weiter heißt es, dass 56 Prozent der Unternehmen, also mehr als jedes zweite, auf externe Hilfe betrauen, wenn unternehmensinterne Probleme aufgeklärt werden müssen oder mögliche Wirtschaftskriminalität vorliegt.

Rund zwölf Detekteien werden in Düsseldorf bei der Google-Suche angezeigt. „Detektiv kann sich jeder nennen, die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt“, erklärt Marcus Lentz, der als Dozent und Ausbilder außerdem bei der Zentralstelle für die Ausbildung im Detektivgewerbe (ZAD) in Berlin tätig ist. Hier kann man sich berufsbegleitend über knapp zwei Jahre ausbilden lassen, von der IHK Kassel-Marburg gibt es auch ein entsprechendes IHK-Zertifikat, für das eine zusätzliche Prüfung abgelegt werden muss. „Schaut man sich die Abschlusszahlen bei uns an und die Zahlen der Detekteien in Deutschland, dann merkt man eine gewisse Diskrepanz“, sagt Lentz.

Tatsächlich sei es seit Jahren ein Problem, dass der Detektiv-Beruf keinerlei Zulassungsregelung von staatlicher Seite hat. „Ein Detektiv muss sich an alle Gesetze halten – und ohne Ausbildung kann es da natürlich schnell zu Problemen kommen“, erklärt Lentz. Im Rahmen der Ausbildung lernen die Teilnehmenden psychologische Gesprächsführung, Observations- und Ermittlungstaktiken, welche Technik wie einsetzbar ist. „Aber vor allem lernen sie, wo sie welche Informationen legal herbekommen und wie die gesammelten Beweise auch vor Gericht standhalten können.“ Denn Fallstricke gibt es viele bei der „Suche nach der Wahrheit“, wie Lentz es formuliert. Man müsse die Rechtslage genau kennen und sich entsprechend damit auseinandersetzen.

Viele der Anwärter kommen mit falschen Vorstellungen in den Beruf, Abenteurer und „Leute, die zu viel ferngesehen haben“, doch diese würden bei der ZAD vorab ausgesiebt. In Bewerbungsgesprächen und einer Woche Probearbeiten mit einem erfahrenen Team etwa. „Am Ende bleiben von 40 Bewerbern eigentlich nur noch sehr wenige übrig“, meint Lentz.

Nicht jeder ist für den Beruf gemacht, erklärt er weiter. Man müsse davon ausgehen, im aktiven Dienst die meiste Zeit unterwegs zu sein, er rechne mit 40 Wochen, die man nicht zu Hause verbringen werde. Aufträge können einen durch ganz Deutschland, aber auch ins Ausland führen, und die Arbeitstage sind kaum planbar. Dennoch kehre mit der Zeit eine gewisse Routine ein, ohne dass es langweilig werde – schließlich können die Aufträge vielfältig sein. Teilweise sei es später möglich, im Innendienst einer Detektei weiterzuarbeiten.

Blick auf Düsseldorf vom Rheinturm aus
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Foto: Wolfgang Harste

„Als Detektiv muss man für alles Beweise sammeln und die Dinge genau so berichten, wie sie vorgefallen sind“, schärft er ein. Man dürfe dabei keine Vermutungen anstellen oder Sachen verdrehen. „Und vor allem muss man sich darüber im Klaren sein, dass solche Ermittlungen im Zweifel die gesamte Existenz eines anderen Menschen zerstören können.“ Diese Verantwortung müsse einem bewusst sein, weshalb eine sehr sorgfältige Arbeitsweise unabdingbar sei.

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