Öffentliche Kunst Gerresheim hat jetzt eine Madonna
Gerresheim · Die lebensgroße Steinskulptur von Bildhauer Bernhard Kucken steht im öffentlichen Garten des Gerricusstifts. Die Bürgerstiftung Gerricus hat die Herstellung finanziert. Der Blick der Maria sorgt für Diskussionsstoff.
Es sei schon eine ungewöhnliche Anfrage gewesen, räumt Bernhard Kucken ein. Schließlich komme es nicht alle Tage vor, dass er gebeten werde, eine Marienstatue zu entwerfen, noch dazu eine lebensgroße. Doch der Bildhauer, der an der Düsseldorfer Kunstakademie lehrt und für seine realistischen Werke bekannt ist, sagte im September vergangenen Jahres sofort zu und machte sich ans Werk.
Der Wunsch nach einer großen und vor allem wetterresistenten Madonna mit Jesus-Kind wurde Kucken von der Bürgerstiftung Gerricus angetragen. „Wir wollten mit der Statue sozusagen die letzte Lücke im Garten des Gerricusstifts schließen“, erklärt Michael Brockerhoff, Vorstandsvorsitzender der Stiftung. Vor zwei Jahren ließ das Altenheim seinen Garten aufwendig neu gestalten, die Bürgerstiftung Gerricus stattete die Anlage mit einem Sinnesgarten, Kunstwerken und einem ansprechenden Vorplatz samt Gartenmöbel aus. „Gegenüber den Sitzbänken ist ein Halbrund aus großen Steinen angelegt, doch es fehlte bislang der Blickfang“, so Brockerhoff. Den hat der Garten nun, am Sonntag wurde die Madonna eingesegnet.
Schon der erste, knapp 40 Zentimeter hohe Gipsentwurf von Bernhard Kucken überzeugte die Gerresheimer „Jury“. So wurden sich der Künstler, Remy Reuter, Leiter des Gerricusstifts, der Bewohnerbeirat sowie Michael Brockerhoff und Renate Scheiter von der Bürgerstiftung schnell einig – obwohl der Gesichtsausdruck der jungen Maria für einigen Diskussionsstoff sorgte. Denn Kucken hatte sich bewusst für eine „irdische“ und nicht für eine himmlische Madonna entschieden. „Der ernste Blick ist für ihre Situation angemessen, denn die ist nun mal nicht super. Ein debiles Lächeln wäre da völlig fehl am Platz gewesen“, erläutert Kucken.
Der Bildhauer betont, dass Herstellung und Transport der 600 Kilogramm schweren Steinstatue alles andere als ein Kinderspiel waren: „Schon die Frage, wie die Figur aus der Form kommt, ohne Gussfehler im Gesichtsbereich, das hat mir schlaflose Nächte bereitet. Da half nur beten.“ Das hat offenbar gefruchtet, denn der Gesichtsausdruck von Mutter und Kind ist makellos. Auch Transport und Aufstellung waren eine logistische Meisterleistung, ohne die Hilfe eines „sehr kräftigen“ Studenten wäre das wohl zum Scheitern verurteilt gewesen. „Dennoch bangt man natürlich immer und fragt sich unterwegs bei jedem Hubbel, jedem Schlag: Hält der Stein?“ Er hat gehalten, und das Ergebnis kann sich auch deshalb sehen lassen, weil die Auftraggeber Kucken freie Hand ließen. „Dennoch gilt der Grundsatz: Man muss sich eine Auftragsarbeit schon aneignen, es zu seiner Sache machen, sonst kommt Kitsch dabei heraus“, sagt der Bildhauer.
„Als Pflege- und Altenheim, das mit der Kirchengemeinde St. Margareta einen katholischen Träger hat und in dem viele Bewohner leben, denen ihr christlicher Glaube sehr wichtig ist, lag es für uns nahe, eine Marienstatue als neuen Mittelpunkt des Gartens zu wählen“, sagt Remy Reuter. „Wir freuen uns nun sehr, dass wir mit diesem einzigartigen Kunstwerk einen Ort haben, der Bewohner, Angehörige, Mitarbeiter, Gemeindemitglieder, aber auch Gäste zum Verweilen einlädt“, erklärt Reuter und hebt damit hervor, dass der Garten allen Interessierten offensteht.

