16-Jähriger von ICE überrollt Benrath: Es war ein Suizid

Düsseldorf · Den Einsatz können auch professionelle Helfer nur schwer vergessen: Ein 16-jähriger Düsseldorfer ist am Dienstag vor etlichen Augenzeugen im Benrather Bahnhof von einem Intercity getötet worden. An seiner Selbsttötungsabsicht bestehe kein Zweifel, sagte ein Sprecher der Polizei, die der Familie des Jugendlichen die schreckliche Nachricht überbracht hat.

Im Bereich der Bundespolizeiinspektion Düsseldorf haben im noch jungen Jahr drei Menschen auf die selbe brutale Weise ihr Leben beendet. NRW-weit registrierte die Bundespolizei seit Jahresbeginn neun Suizide auf Bahnstrecken. Im vergangenen Jahr waren es 154, davon allein 45 in den letzten drei Monaten.

Das habe vor allem mit der Jahreszeit zu tun, so ein Sprecher der Bundespolizei, die Depression und Todessehnsucht häufig verstärke. Dass auch der spektakuläre Selbstmord des Bundesliga-Torwarts Robert Enke, der sich im November von einem Zug erfassen ließ, einen klaren Anstieg der Zahlen verursacht hat, wollte er nicht bestätigen.

Auch die Bahn nennt aus Furcht vor noch mehr Nachahmern keine Zahlen. Jeder deutsche Lokführer, so eine interne Statistik, erlebe in seinem Berufsleben drei Mal die Konfrontation mit Lebensmüden.

Bei der Durchfahrt durch den Benrather Bahnhof war der Intercity 160 km/h schnell. Der Zugführer musste nach dem Zusammenstoß von Notfallseelsorgern betreut werden. Auch Augenzeugen brauchten Hilfe. Schocksymptome können sich auch noch zwei Tage nach dem Unglück zeigen, warnen Experten und raten, dann unverzüglich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen — etwa bei der überkonfessionellen Notfallseelsorge unter Telefon 0211 89850.

(RP)
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