Vorwurf in Düsseldorf Bei der Denkmalbehörde fehlen Mitarbeiter

Düsseldorf · Der Verein „denkmal düsseldorf“ beklagt lange Bearbeitungszeiten bei der Unteren Denkmalbehörde. Die Stadt räumt das ein, hat aber schon neue Mitarbeiterinnen gewonnen.

 Ingo Schiweck vor einem Trafohäuschen, das auf der Liste denkmalgeschützten Gebäude der Stadt steht.

Ingo Schiweck vor einem Trafohäuschen, das auf der Liste denkmalgeschützten Gebäude der Stadt steht.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Wer das kleine Trafohäuschen an der Aachener Straße/Ecke Kopernikusstraße sieht, könnte bezweifeln, dass es auf der Liste der denkmalgeschützten Gebäude steht. Die Tür ist mit Aufklebern übersät, die Wände sind mit bunten Graffiti beschmiert. Dennoch gehört es zu den alten Wohnhäusern an der Aachener Straße, die unter Denkmalschutz stehen. Auch diese sind nicht mehr schön anzusehen, die starke Verkehrsbelastung nagt sichtlich an den Fassaden.

So ergehe es vielen denkmalgeschützten Gebäuden in der Stadt, erklärt Ingo Schiweck, der sich mit dem Verein „denkmal düsseldorf“ für den Erhalt des architektonischen Erbes der Stadt einsetzt. Der Schutz solcher Gebäude ist Aufgabe des städtischen Denkmalamtes – dort aber gebe es seit rund einem Jahr große Probleme, berichtet der Vereinsvorsitzende.

„Wenn man sich die Website des Amtes ansieht gibt es dort zurzeit nur fünf Mitarbeiter. Sechs Stadtbezirke von zehn haben nicht mal einen zuständigen Sachbearbeiter“, so Schiweck.  Das habe dazu geführt, dass Sprechstunden aus organisatorischen Gründen nicht abgehalten werden können. In den Osterferien war das Amt für den Publikumsverkehr komplett geschlossen. Die verbleibenden Mitarbeiter seien überlastet und kämen mit der Arbeit nicht hinterher, so Schiweck.

Die Stadt bestätigte auf Anfrage, dass aktuell zwei Stellen in der Unteren Denkmalbehörde nicht besetzt sind. „Dadurch können zurzeit für sechs Stadtbezirke keine Mitarbeiter in der grundsätzlichen Zuständigkeit benannt werden.“ Mittlerweile habe man aber zwei Kolleginnen gewonnen, die kurz- und mittelfristig die Aufgaben übernehmen würden.

Stellenstreichungen gibt es in dem Amt jedenfalls nicht: Zurzeit werde eher geprüft, weitere Stellen zu schaffen – denn es sind weitere Denkmäler und Denkmalbereiche eingetragen worden. Die Schließung während der Ferien sei angesichts der Personalsituation unvermeidbar gewesen, „damit ein Teil der vorliegenden Arbeit erledigt werden konnte“.  Festzuhalten sei, dass wegen der Personalsituation und wegen zusätzlicher Aufgaben „die bislang gewohnten überaus zügigen Erledigungen zur Zeit nicht weiter gehalten werden können“.

Und so spürt man aus Sicht von „denkmal düsseldorf“ die Folgen: Anfragen würden mit dem Hinweis auf Personalmangel kaum bearbeitet. Mancher warte seit Jahren auf die Bescheinigung des Amtes für eine Steuerermäßigung für die Pflege eines Denkmals – einige hätten noch nicht mal eine Eingangsbestätigung für ihre Anträge erhalten. Wer Beratung wünsche, weil er an seinem Denkmal etwas verändern wolle, stoße auf taube Ohren. Hinzu komme, dass die Mitarbeiter keine Zeit hätten, die Einhaltung des Denkmalschutzgesetzes zu überprüfen. Mangelnde Kontrolle könne aber dazu führen, dass Hausbesitzer mit ihren Häusern machen, was sie wollen, befürchtet Schiweck. Und: Wird ein denkmalgeschütztes Haus ohne Genehmigung verändert, kann es seinen Status verlieren. Genauso kann es Bauten gehen, die vernachlässigt werden. „Ist ein Haus marode, kommt es einfach weg“, so Schiweck.

Das Problem liege nicht beim Amt selber, betont Schiweck, der die Leiterin des Amtes für Denkmalpflege verteidigt. „Ich kenne die schwierige Position von Frau Schrickel. Sie ist ja nicht schuld an der Unterbesetzung.“ Der Denkmal-Fan verweist darauf, dass andere Städte in NRW auf deutlich höherem Niveau arbeiteten, etwa Köln, das gleich dreimal so viele Mitarbeiter in diesem Bereich habe. Allerdings, so betont die Stadt, ließen sich die Ämter wegen der unterschiedlichen Parameter nicht ohne weiteres vergleichen.

Insgesamt wünscht sich Schiweck trotz der nötigen Neubauten in Düsseldorf „mehr Augenmaß und Sensibilität für die historische Bausubstanz. Bestehende Bauten sollten eingebunden, statt abgerissen werden.“ So wurde an der Kaistraße 8b ein altes Lagerhaus für ein gesichtsloses Hochhaus geopfert, kritisiert Schiweck. „Darunter leidet die Ausgewogenheit der Architektur.“ Gerade die Mischung zwischen Alt und Neu mache doch den Reiz des Stadtbildes aus. Dass es auch anders geht, kann man an der Vagedesstraße 1 sehen. Dort wird ein denkmalgeschütztes Haus des Architekten Erich Mattern von 1959 in ein Hotel umgebaut: „Es ist toll, dass ein Gebäude nach langem Leerstand wieder genutzt wird.“

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