Düsseldorf Behindertes Kind wartet auf Schulhelfer

Düsseldorf · Seit mehr als drei Monaten geht Aida (6) in die Schule. Auf einen Integrationshelfer wartet das Mädchen mit Down Syndrom bislang vergebens. Zeitweise schaute der Vater in den Pausen nach dem Kind.

 Aus Sorge um Aida (6) kam Vater Antonius Nyenhuis zwei Wochen lang immer wieder zur Schule, um sein Kind in der Pause zu beaufsichtigen.

Aus Sorge um Aida (6) kam Vater Antonius Nyenhuis zwei Wochen lang immer wieder zur Schule, um sein Kind in der Pause zu beaufsichtigen.

Foto: Bretz, Andreas

Aida ist ein aufgewecktes Kind. Ein Mädchen voller Neugier und Entdeckungsdrang. Und einem Handicap. Die Sechsjährige hat Trisomie 21, auch Down-Syndrom genannt. "Im Kopf ist sie viel jünger als sechs, kann Gefahren überhaupt nicht einschätzen, verliert leicht die Orientierung", sagt ihr Vater Antonius Nyenhuis. Eine Einschränkung mit Folgen.

Zweimal, so der Vater, war Aida, die seit August die Adolf-Klarenbach-Schule besucht, vorübergehend nicht auffindbar. "Einmal fand man sie auf dem Schulgelände, beim zweiten Mal wurde sie von einer älteren Dame außerhalb des Areals auf der Geest-Straße in Obhut genommen. So etwas passiert halt, wenn es keinen Integrationshelfer gibt", meint Nyenhuis.

Vater passt selbst auf Kind auf

Tatsache ist: Obwohl für alle Kinder mit Handicap vorgesehen, gibt es auch dreieinhalb Monate nach der Einschulung noch keine so genannte Schulassistenz (siehe Info). "Den Antrag haben wir am 19. Juni gestellt, die Bewilligung kam drei Monate später am 21. September. Und erst seit dieser Woche gibt es eine Hospitanz, also einen Probelauf mit einer Betreuungsfachkraft", erzählt der Holthausener. Aus Sorge um seine Tochter hatte der Vater zuletzt die Notbremse gezogen. "Nachdem Aida Mitte November das letzte Mal ausgebüxt war, habe ich selbst in den großen Pausen auf sie aufgepasst."

Besonders ärgerlich: Antonius Nyenhuis und seine Frau Thiaba hätten ihre Tochter lieber erst ein Jahr später eingeschult. "Sie war einfach nicht reif genug." Doch die Schulärztin lehnte eine Verschiebung ab. "Aida wurde untersucht, ihr sonderpädagogischer Förderbedarf eingeschätzt. Aufgrund der schulärztlichen Stellungnahme gab es keinen Grund, sie zurückzustellen", sagt Dagmar Wandt, Leiterin des städtischen Schulverwaltungsamtes. Die Beamtin räumt ein, dass dreieinhalb Monate ohne Integrationshelfer "eher unüblich" seien. Eine mehrwöchige Bearbeitungszeit sei jedoch — gerade beim Erstantrag — normal.

Zudem gelte: Eltern müssten sich bei der Suche nach einer Schulassistenz selbst engagieren. Eine Einschätzung, die auch Roland Buschhausen, Leiter des Sozial- und Integrationsamtes der Stadt, teilt. "Sobald der Bewilligungsbescheid draußen ist, müssen die Eltern zum Hörer greifen und mit einer der sechs Einrichtungen, die Integrationshelfer vermitteln, Kontakt aufnehmen."

"Haben uns sofort gekümmert"

Gegen Eigenverantwortung hat auch Antonius Nyenhuis grundsätzlich nichts. "Genau erklärt haben uns das die Sachbearbeiter im Rathaus aber erst zu einem ziemlich späten Zeitpunkt." Außerdem hätten seine Frau Thiaba und er die Bewilligung erst abwarten müssen. "Als der Bescheid nach drei Monaten am 21. September endlich kam, sagten mir die Anbieter: Vier Wochen nach Schulbeginn sei ich spät dran. Das Ganze könne jetzt länger dauern."

Den Schuh, die Dinge zu sehr auf die lange Bank geschoben zu haben, will sich Buschhausen nicht anziehen. "Als die Schule im November signalisierte, dass es ernst zu nehmende Probleme gebe, haben wir uns sofort darum gekümmert." Auch die Schule, der Nyenhuis "ausdrücklich keinen Vorwurf macht", bestreitet eine unzureichende Aufsicht. "Aida wird bei den Toilettengängen begleitet und hält sich in der Pause immer in der Nähe der Aufsicht auf", sagt Wandt.

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