Düsseldorf Behinderte Kinder gequält - Educon-Prozess beginnt

Düsseldorf · Sie sollen autistische Kinder in ihrer Obhut gequält haben: Fünf ehemalige Erzieher der Kinder- und Jugendeinrichtung Educon stehen deshalb ab 21. Juni vor Gericht - zehn Jahre, nachdem die angeklagten Misshandlungen begonnen haben sollen.

Die Staatsanwaltschaft wirft elf früheren Mitarbeitern der Einrichtung Übergriffe auf Schutzbefohlene in der Zeit von Juli 2006 bis Ende Mai 2008 vor. Gegen die Leiterin zweier Wohngruppen und vier ihrer Mitarbeiter hat das Landgericht nun die Hauptverhandlung eröffnet. Laut Anklage sollen die Erzieher die aufgrund ihrer Erkrankung wehrlosen Kinder auf einen Stuhl gesetzt, sie dann samt Stuhl umgeworfen haben. Diese Prozedur - genannt Teppichrunde - sei über Stunden bis zu 50 Mal und oft bis zur völligen Erschöpfung des betroffenen Kindes wiederholt worden. Ein Schützling der Einrichtung soll tagelang eingesperrt worden, andere gewaltsam fixiert worden sein. Drei Kindern sei beinahe täglich das Essen entzogen worden, so die Anklage.

In den Wohngruppen sollte ab April 2008 ein Therapiekonzept umgesetzt werden, das positive Zuwendung zum Kind mit Geduld und Anerkennung zum Inhalt hat. Doch als im Mai desselben Jahres die Vorwürfe bekannt und untersucht wurden, waren mehrere Kinder stark abgemagert, hätten Hämatome, Prellungen, Schmerzen und teils schwere psychische Beeinträchtigungen erlitten.

Die Staatsanwaltschaft hatte im April 2013 Anklage wegen insgesamt 67 Fällen von Misshandlung erhoben. Die Ermittlungen hätten sich aufwendig gestaltet, hieß es zur Erklärung der langen Verfahrensdauer, auch weil das Sprachvermögen der betroffenen Kinder stark eingeschränkt gewesen sei. Doch auch beim Landgericht hat die Akte Educon lange gelegen. Der Fall muss wegen seiner jungen Opfer vor einer Jugendkammer verhandelt werden. Deren früherer Vorsitzender habe eine Vielzahl von Verfahren vorziehen müssen, in denen Beschuldigte in Untersuchungshaft waren, erklärte eine Gerichtssprecherin. Der Ende 2013 ins Amt gekommene Landgerichtspräsident Bernd Scheiff habe zwar eine weitere Jugendkammer eingerichtet. Doch die 7. Kammer, bei der das Verfahren angesiedelt war, habe zuerst den Überhang abarbeiten müssen.

(RP)
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