Karin Kortmann berichtete aus Berlin Beck ist weg — die SPD hofft

Düsseldorf · Nach dem spektakulären Führungswechsel der Bundespartei herrscht vorsichtige Zuversicht im Werstener SPD-Ortsverein. Die Abgeordnete Karin Kortmann berichtete aktuell aus der Berliner "Käseglocke" und bekam Lob.

Das ist Karin Kortmann
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Kortmann kommt — diesmal zehn Minuten zu spät. Die Parteigenossen vom Ortsverein Wersten stört das nicht. Es gibt reichlich verbales Schulterklopfen für die unterlegene OB-Kandidatin. Ein toller Wahlkampf sei es gewesen, bekommt sie zu hören.

Das habe auch der beste Wahlkämpfer der SPD, Gerhard Schröder, zu ihr gesagt, streut Kortmann geflissentlich ein. "Der Bundestrend war gegen dich, Karin", habe der Ex-Kanzler sie getröstet und ihr zum guten Wahlergebnis gratuliert.

Katzenjammer ist vorbei

Der "Katzenjammer" und die Ursachen für die Niederlage sind schnell abgehakt: die geringe Wahlbeteiligung, der Ypsilanti-Faktor, der Streit um Clement, das "Weiter so" der CDU, das offenbar viele sicherheitsorientierten Düsseldorfer erreicht hat. Die Genossen nicken, und der Ortsvereinsvorsitzende, Norbert Fischer, lenkt das Gespräch rasch auf die "Berliner Käseglocke".

Was war da bloß los in den vergangenen Tagen? Wer waren die Heckenschützen? Das Fußball-Länderspiel, das gleichzeitig im Nebenraum läuft, interessiert die immerhin 17 Parteimitglieder, darunter drei Frauen, nicht. Viel wichtiger ist die Frage: Wer kickte Beck weg? Das weiß auch Kortmann nicht. Die Kellnerin im Werstener Hof wirft wie vor Schreck ein Glas um.

Dass Steinmeier und "Münte" es nun machen, findet die Abgeordnete gut. Das neue Führungsduo kleidet sie fast liebevoll in einen Vergleich für Tierliebhaber: Terrier (Müntefering) und Bobtail (Steinmeier), "der ruhige Hüttenhund".

Schon wieder nicken viele Genossen, andere bleiben skeptisch. Der "Parteisoldat" und die "Lichtgestalt in Merkels Kabinett" — das sei wohl das Bestmögliche in der jetzigen Situation, wirft Wolfgang ein. "Es sind aber keine Heilsbringer." Doch als Klaus das Wort ergreift, ist es als spreche der neue und alte SPD-Vorsitzende selbst aus ihm: "Klare Kante zur CDU und zur Linken!" Es seien doch schließlich die Inhalte, auf die es ankomme. "Sonst ist die Gefahr groß, dass unsere Partei auseinanderbricht."

Und da gibt es genug Pfunde, mit denen die SPD in den nächsten Wahlkämpfen in Berlin und in Düsseldorf wuchern kann, so die Meinung im Ortsverein: Der Mindestlohn wird genannt, die Kinderbetreuung, das warme Mittagessen in der Schule, Bildungsreformen — "auch die Mittelstandspolitik", wirft Karin Kortmann ein. Für Düsseldorf führt sie eine ganze Liste von Themen auf, mit der sie die CDU "jagen und unter Druck setzen" will: Arena-Defizit, Kindertagesstätten, Wehrhahnlinie, die Gestaltung des Kö-Bogens, regionale Zusammenarbeit.

Von Resignation ist also keine Spur an diesem Abend beim Werstener Ortsverein, es herrscht vorsichtige Aufbruchstimmung. "Was wir jetzt brauchen, ist Geschlossenheit", gibt der Ortsvereinsvorsitzende die Losung aus. In der Frage des Verhältnises zur Linkspartei werde das schwierig sein, gibt Kortmann zu bedenken. "Das lässt sich nicht einfach per Beschluss regeln." Die Linke wolle aus dem Staat eine "Sozialverteilungsagentur" machen. "Das ist eine Herausforderung für alle, nicht nur für die SPD."

Abgrenzung, Disziplin, Geschlossenheit bei Altbier, Pils, Wasser, Salat und Gulaschsuppe — die SPD blickt nach vorn. "Man kann auch geschlossen untergehen", dämpft Burkhard ein wenig die Zuversicht. Die designierte SPD-Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Düsseldorf-Süd irritiert das nicht: "Mit der SPD wird es nie langweilig, egal ob in Berlin oder in Düsseldorf."

(RP)
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