Möglicher Abriss Tausendfüßler: Entscheid Ende März

Düsseldorf · Der mögliche Abriss der Hochstraße verzögert sich weiter. Bau- und Verkehrsminister Harry K. Voigtsberger (SPD) will sich erst in zwei Monaten dazu positionieren. Ursache der weiteren Verzögerung ist, dass die Ausschreibung für das Gutachten zum Zustand des Bauwerks noch nicht fertig ist.

Bau- und Verkehrsminister Harry K. Voigtsberger (SPD) wird seine für das erste Quartal 2012 versprochene Entscheidung zum geplanten Abriss der denkmalgeschützten Hochstraße Tausendfüßler zeitlich offenbar nur knapp halten können: "Es wird wohl auf Ende März hinauslaufen", sagte Voigtsberger am Rande des Neujahrsempfangs für die japanische Wirtschaft im Gespräch mit der Rheinischen Post.

Der Hintergrund ist, dass der Ausschreibungstext für das unabhängige Gutachten, mit dem der Minister vor seinem Entscheid den Zustand des Bauwerks untersuchen lassen will, noch nicht fertig ist. Von den Formulierungen in der Ausschreibung hänge vieles ab: wie umfangreich der Auftrag ausgeschrieben wird, was genau untersucht werden soll — und nicht zuletzt, wie viel diese unabhängige Prüfung das Ministerium kosten wird. Eine weitere Ursache der Verzögerung dürfte sein, dass die bisher im Ministerium mit dem Thema befasste Denkmal-Expertin Birgitta Ringbeck zur Unesco nach Berlin wechselt und sich nun jemand anderes einarbeiten muss.

Nachvollziehbar entscheiden

"Das Gutachten spielt bei meiner Entscheidung eine gewichtige Rolle", sagt Voigtsberger. Schließlich gehe es darum, wie sanierungsbedürftig der Tausendfüßler sei. "Davon hängt ab, ob er nach einer Sanierung überhaupt ein Denkmal belieben kann." Zudem gehe es um den Aspekt der Wirtschaftlichkeit für die Stadt Düsseldorf, betont der Landesminister, der auch für den Bereich zuständig ist. Dabei gehe es um die Frage, wie viel Geld das Rathaus in eine Sanierung des Denkmals stecken müsste. Der Gutachter soll die Anfang der 1960er Jahre erbaute Hochstraße mit einem aufwendigen Ultraschallverfahren untersuchen. Damit können Materialfehler, Korrosionsschäden oder Defekte genau festgestellt und die Folgen statisch berechnet werden.

Der inzwischen pensionierte Landeskonservator Udo Mainzer hatte den Ministerentscheid im Sommer 2011 eingeleitet, da es zwischen ihm — er lehnte den Abriss rigoros ab — und dem Düsseldorfer Rathaus zu keiner Einigung kam. Die schwarz-gelbe Ratsmehrheit will den Tausendfüßler beim zweiten Bauabschnitt des Großprojekts Kö-Bogen abreißen, den Autoverkehr durch Tunnel leiten und die Oberfläche neu gestalten.

Den entsprechenden Bebauungsplan hat der Stadtrat mit der Mehrheit von CDU und FDP im Dezember verabschiedet — unter Vorbehalt des Ministerentscheids. "Sollte er positiv ausfallen, können wir so rasch alle notwendigen Schritte für den Abbruch in die Wege einleiten", argumentierte im Vorfeld Verkehrsdezernent Stephan Keller. Für den Fall, dass sich Voigtsberger gegen den Abriss ausspricht, müsste der Bebauungsplan zurückgenommen werden. Die Stadt hätte jedoch die Möglichkeit, gegen den Ministerentscheid zu klagen.

Doch so weit soll es gar nicht erst kommen. "Ich hoffe auf ein zügiges, für uns positives Ergebnis", sagt Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) auf RP-Anfrage. Dass der Minister sich dabei Zeit lässt, stößt bei der Stadtspitze zwar nicht auf Begeisterung, aber auf Verständnis. Schließlich geht es auch darum, ein juristisch möglichst nicht anfechtbares Gutachten zu bekommen, wie Voigtsberger betont. "Meine Rolle ist, in sauber nachvollziehbarer Qualität zu entscheiden." Dabei gelte es, sorgfältig die Interessen der Stadt und des Denkmalschutzes abzuwägen.

(RP/jco)
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