Bauprojekte Konflikte früher entschärfen

Düsseldorf · Ob die Umfeld-Gestaltung des Kö-Bogens oder die Sorgen der Industrie im Hafen – oft versucht das Rathaus eigene Pläne zu brachial durchzusetzen. Dass es im Dialog und mit Diplomatie leichter geht, hat die Bürgerversammlung zum Kö-Bogen gezeigt.

Die Gestaltung des Kö-Bogens zum Hofgarten
11 Bilder

Die Gestaltung des Kö-Bogens zum Hofgarten

11 Bilder

Ob die Umfeld-Gestaltung des Kö-Bogens oder die Sorgen der Industrie im Hafen — oft versucht das Rathaus eigene Pläne zu brachial durchzusetzen. Dass es im Dialog und mit Diplomatie leichter geht, hat die Bürgerversammlung zum Kö-Bogen gezeigt.

In dieser Woche eskalierte gleich bei zwei brisanten Themen die Stimmung: Die vor einer Woche von OB Dirk Elbers und seinem Planungsdezernenten Gregor Bonin euphorisch präsentierten Pläne für die Gestaltung des Umfelds des Kö-Bogens stießen auf massiven Protest. Der zweite Aufreger folgte am Mittwoch im Planungsausschuss, wo das Wohnen im Hafen auf der Tagesordnung stand. Das Rathaus will die Wohnbebauung in Richtung Hafenindustrie ausweiten, die dortigen Betriebe fürchten jedoch, dass damit Konflikte mit künftigen Anwohnern programmiert seien. Sie drohen nun, gegen die Pläne vor Gericht zu gehen.

Dabei gibt es in beiden Fällen Chancen, sich gütlich zu einigen. Anlass des Protests gegen die Kö-Bogen-Pläne war vor allem der Übergang von den Libeskind-Bauten zu dem Gewässer Landskrone im denkmalgeschützten Hofgarten. Statt einer Baumallee - wie ursprünglich vorgesehen und von der Politik auch beschlossen - haben sich Stadtspitze und Stararchitekt Libeskind auf eine kahle Lösung mit einer terrassierten Promenade entschieden. Das Interesse liegt auf der Hand: So kommen die Gebäude - architektonisch ohne Frage ein Highlight - am besten zur Geltung.

Doch Elbers und Bonin hatten die Rechnung ohne die Bürger gemacht. In seltener Einmütigkeit zeigten sich Naturschützer und Heimatvereine, CDU-, SPD- und Grünen-Politiker, Architekten und ganz normale Düsseldorfer entsetzt angesichts der favorisierten Kargheit. Plötzlich ging es auch anders: Der OB brachte eine reizvolle Idee ins Spiel, nämlich mit Blick auf die große japanische Gemeinde eine Allee aus Kirschbäumen zu pflanzen. Die CDU forderte das Rathaus auf, Alternativen aufzuzeigen, um vergleichen zu können. Das Ergebnis war am Donnerstagabend ein - freiwilliger - Bürgerinformationsabend der Stadt, bei dem es zwar reichlich Kritik gab, aber in überraschend konstruktivem Rahmen.

Die Angst des Rathauses vor dem kritischen Bürger ist also unbegründet. Die Bürger müssen jedoch Alternativen sehen, um über die Gestaltung der Stadt oder eines ihrer Viertel mitreden zu können. Sie wollen mit Argumenten, nicht mit Fakten überzeugt werden. Die Stadtplaner haben das auch erkannt und deshalb bei großen Vorhaben wie der Reitzenstein-Kaserne in Mörsenbroich oder dem Glashüttengelände in Gerresheim zu Werkstattverfahren eingeladen, bei denen die Bürger mit Architekten sprechen und ihre Meinungen darlegen konnten. Damit will die Stadt eine gute Planungskultur pflegen, wird Bonin nicht müde zu betonen.

Zwangsläufig muss das Misstrauen wachsen, wenn bei bedeutenden Projekten wie dem Kö-Bogen keine Alternativen angesprochen werden, obwohl Denkmalpfleger Vorschläge für eine Gestaltung des Hofgartens gemacht hatten. Bürger fühlen sich bevormundet, zumal Bonin bei der Vorstellung der Pläne Vorbehalte gegen den Denkmalschutz gezeigt hat. Das Festhalten an der Vergangenheit sei falsch, wenn die Stadt für die Zukunft verändert werden müsse. Ähnlich hatte der jetzt oft gescholtene Stadtplaner Friedrich Tamms, der Erbauer des Tausendfüßlers, seinerzeit argumentiert. Er wollte Düsseldorf in die Moderne führen.

Ebenso verfahren ist die Situation im Hafen: Ende 2007, damals noch unter OB Erwin, hatten Bonin und seine Planer brachial versucht, ihre Wohnbaupläne im Hafen gegen die dort florierende Industrie auszuspielen - teils mit nicht zu haltenden Geruchs- und Lärm-Gutachten. Damals war vorgesehen, die Kesselstraße - vom schicken Medienhafen aus die nächste Landzunge Richtung Industriehafen - beidseitig und auf der Spitze mit Wohnhäusern zu bebauen. Gesprächen mit den verunsicherten Betrieben hatte sich das Rathaus verweigert. Auch deshalb wuchs auf deren Seite der Unmut und sank die Bereitschaft, den Kompromiss einer Bebauung nur auf der östlichen, der Industrie abgewandten Kesselstraße zu akzeptieren.

Immerhin: Die CDU, stärkste Fraktion im Rat, führt inzwischen Gespräche mit den Hafenbetrieben. Das Verfahren für die Wohnbaupläne aber läuft weiter. Die aktuellste Broschüre der Stadt zum Medienhafen zeigt auch eine animierte Ansicht der Kesselstraße: Sie ist beidseitig und auf der Spitze mit Wohnhäusern bebaut.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort