Wohnungsbau Acht Wohnhochhäuser für Düsseldorf

Düsseldorf · An vier Standorten der Landeshauptstadt sind in den nächsten Jahren insgesamt acht Wohnhochhäuser geplant oder werden gebaut. Die Stadt will so dem Mietwohnungsmangel begegnen. Kritiker wie Architekten und Makler sehen das kritisch. Viele fürchten dort soziale Brennpunkte.

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Foto: KLXM.DE

Düsseldorf wächst — und damit die Notwendigkeit, neuen Wohnraum für die Neubürger zu schaffen. Rund 16 000 Wohnungen fehlen bis zum Jahr 2020, haben statistische Ämter errechnet, denn: In acht Jahren soll die Landeshauptstadt die 600 000-Einwohner-Marke geknackt haben. Das Rezept für Viele: neue Wohnhochhäuser, die tausende neue Wohnungen in den nächsten Jahren schaffen könnten. Acht Wohnhochhäuser an vier Standorten sind derzeit in Planung beziehungsweise in Bau.

Quartier Central Der Kölner Immobilienentwickler Pandion baut auf insgesamt 17 434 Quadratmetern drei Wohnhochhäuser mit 390 Wohnungen. Ein letztes, noch zu verkaufendes viertes Baufeld wird nach RP-Informationen ebenfalls ein Wohnhochhaus erhalten. Jedes der Gebäude soll eine Höhe von 55 Metern erreichen.

Quartier M Auf dem alten Postgelände an der Moskauer Straße entsteht in der Nähe des neuen 100 Meter hohen Bürohauses des Architekten Jürgen Mayer H. ein Wohnhochhaus mit 60 Metern Höhe.

Königskinder Die beiden geplanten jeweils 60 Meter hohen Wohnhochhäuser an der Speditionstraße im Hafen sind etwas für Wohlhabende. Vor der Tür, so die Vision, sollen die Eigentümer der Luxus-Wohnungen mit Rheinblick direkt in ihre Yacht steigen können. Baubeginn: Sommer 2012.

Wohnhochhaus neben Rheintum Auf dem heute als Parkplatz genutzten Areal neben dem Rheinturm (Gelände im Besitz der Stadt-Tochter Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz, IDR) sollen zwei neue Wohngebäude entstehen. Dafür hat sich Oberbürgermeister Dirk Elbers ausgesprochen. Entsprechende Pläne mit einem Entwurf des Düsseldorfer Architekten Christoph Ingenhoven hatte es bereits vor einigen Jahren gegeben. Sie waren aber lange auf Eis gelegt.

Alle Projekte werden sicherlich bis 2020 benötigen, um neuen Wohnraum dem Mangel entgegenzusetzen. So würden neben den Potenzialen des in der gesamten Stadt entstehenden Geschosswohnungsbau auch deutlich mehr als tausend neue Wohnungen allein in den Wohnhochhäusern entstehen. Die Politik ist dafür. Elbers und die Verwaltung bekommen dabei Unterstützung der anderen Parteien. "Die Entscheidung, im Quartier Central zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, ist im Grundsatz richtig und wird von der SPD unterstützt", sagt Philipp Tacer, SPD-Sprecher in der Bezirksvertretung 1 zum Quartier Central.

Und auch die Grünen wissen um den Wohnungsmangel. Aber: SPD und Grüne kritisieren massiv, dass die allermeisten Wohnbauprojekte inklusive Hochhäusern nur selten bezahlbare Mietwohnungen liefern würden. Die Quadratmeterpreise für Eigentumswohnungen liegen nicht selten bei mindestens 3000 Euro pro qm — und oft auch weit darüber. Die Mietpreise sind entsprechend. Ein "Mainhattan" wie in Frankfurt wird es zwar nicht geben, sagen Experten, aber auch in der NRW-Landeshauptstadt werden Hochhäuser, auch Wohnhochhäuser gebaut.

Der Düsseldorfer Architekt Hartmut Miksch, Präsident der Architektenkammer NRW, übt heftige Kritik an der Wohnhochhausentwicklung. "Man ist schon viel zu weit gegangen. Das ist nicht mehr Düsseldorf", findet er. Etliche Wohnhochhäuser blieben einer wohlhabenden Klientel vorbehalten. Preiswerter Wohnraum sei mit Wohnhochhäusern nicht machbar. Wenn die Preise niedrig blieben, hätte man eine andere Bewohnerstruktur, sagt Miksch.

Natürlich seien die Königskinder mit einer bestimmten Käufer- und Mietstruktur positiv, aber das Wohnhochhaus an der Moskauer Straße hält er für falsch. "Wohlhabende möchten nicht den Blick auf den Hauptbahnhof." Im Quartier Central stört ihn, dass aus wirtschaftlichen Gründen höher gebaut worden ist, als es städteplanerisch richtig gewesen wäre. "Wohnhochhäuser brauchen eine Städteplanung. Nur dann funktionieren sie", sagt Miksch.

(jco)
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