IDR-Vorstand Baudezernent soll vorerst an Spitze der IDR

Düsseldorf · OB Dirk Elbers möchte, dass Baudezernent Gregor Bonin als zweiter Vorstand die Stadttochter Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz (IDR) führt, bis ein Nachfolger für den nach Skandalen ausgeschiedenen Heinrich Pröpper gefunden ist. Auch im Rathaus war das Immobilienunternehmen Thema: Es kam zum Schlagabtausch zwischen OB und Opposition.

 Die Verwaltung der IDR in Reisholz.

Die Verwaltung der IDR in Reisholz.

Foto: Endermann, Andreas

Der Aufsichtsrat der skandalgebeutelten Stadttochter Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz (IDR) wird am 26. März zu einer weiteren Sondersitzung zusammenkommen. Dabei wird es auch darum gehen, wie das Verfahren für die Suche nach einem Nachfolger für den ausgeschiedenen IDR-Vorstand Heinrich Pröpper und wie die Lösung für die Zwischenzeit aussehen soll.

"Ich werde vorschlagen, dass Stadtplanungs- und Baudezernent Gregor Bonin bis zur Neubesetzung der Stelle mit an die Spitze rückt und Bauprojekte wie Kö-Bogen oder Tiefgarage Barbarossaplatz betreut", sagte OB Dirk Elbers, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrats ist, auf RP-Anfrage.

Dabei gehe es nicht darum, Denis Rauhut, der seit einem halben Jahr kaufmännischer Vorstand bei der IDR ist, "einen Aufpasser zur Seite zu stellen, sondern einen Ansprechpartner, der alle laufenden Projekte gut kennt". Gerüchte, der frühere Messe-Geschäftsführer Wilfried Moog könnte in der Übergangszeit den Vorstandsposten übernehmen, wies Elbers zurück.

Bei der Sitzung wird Elbers den Aufsichtsräten auch vorschlagen, einen Headhunter mit der Suche nach einem Nachfolger für Pröpper zu beauftragen. In dem Kontrollgremium herrscht breite Einigkeit, dass der Posten des zweiten Vorstands wieder besetzt werden soll. Nach den Erfahrungen mit Pröpper, der elf Jahre lang Alleinvorstand war, möchte man das Vier-Augen-Prinzip dauerhaft beibehalten.

Dem Rückzug Pröppers war ein wochenlanger Skandal um die IDR, die Immobilien besitzt und Bauprojekte entwickelt (u.a. ISS Dome, Rheinturm, Schloss Eller) vorausgegangen. Es geht um Spenden an Parteien, großzügige Geschenke und Bewirtungen für Aufsichtsratsmitglieder, Partys sowie Unregelmäßigkeiten bei Abrechnungen. Die Staatsanwaltschaft wird möglicherweise Ermittlungen aufnehmen.

Auch der Stadtrat hat sich mit der skandalgeplagten Stadttochter beschäftigt. Die SPD hatte beantragt, dass der Rat sich gegen einen Verkauf der IDR ausspricht und damit entsprechenden Spekulationen den Boden entzieht. "Das wäre wichtig zur Beruhigung der öffentlichen Diskussion und der Belegschaft", sagte SPD-Fraktionschef Markus Raub.

Sein Kollege von der FDP, Manfred Neuenhaus, bezeichnete den SPD-Antrag hingegen als "reinsten Hohn". Nachdem die rot-grüne Rats-Opposition die IDR "über Wochen ohne Grund durch den Dreck gezogen hat, spielt man sich jetzt als Retter auf". Neuenhaus betonte ebenso wie CDU-Fraktionschef Friedrich G. Conzen, dass es nicht die Absicht gebe, die IDR zu verkaufen.

Gudrun Hock (SPD) glaubte das nicht und erinnerte an die letzte Ratssitzung vor dem Verkauf der Stadtwerkemehrheit Ende 2005: "Damals hatten Sie auch versichert, nicht verkaufen zu wollen. Das hat uns beruhigt." Innerhalb weniger Wochen habe man jedoch das Gegenteil erlebt. Grünen-Fraktionssprecher Norbert Czerwinski warf CDU und FDP vor, den IDR-Skandal allein als "Causa Pröpper" hinzustellen. Schließlich gehe es auch um Spenden — direkt an die CDU, über eine IDR -Tochter auch an die Grünen. "die haben wir aber zurückgezahlt", so Czerwinski.

Die Grünen hatten zuvor eine Anfrage gestellt, weshalb die zwischen 13. und 23. Februar in sämtlichen Zeitungen (auch die der RP) erschienen Artikel zu dem IDR-Skandal nicht in den städtischen Pressespiegel aufgenommen worden seien. "Es darf keine Wahrheitsstelle im OB-Büro geben", sagte Grünen-Vorsitzende Iris Bellstedt. Die Antwort gab Elbers selbst: Der Pressespiegel, der unter anderem an die Fraktionen und Mitarbeiter im Rathaus verschickt wird, sei eine freiwillige Leistung, für die jedes Jahr 200 000 Euro ausgegeben werden.

"Ich habe keinen Artikel in dieser Zeit gelesen, der der Wahrheit entsprach", so Elbers. Er müsse seine Mitarbeiter schließlich vor unwahren Medienberichten schützen. Auf Nachfrage von Martin Volkenrath (SPD) relativierte Elbers später, dass "viele Artikel gespickt waren mit Halbwissen". Und das hätten führende Mitglieder des Rates — gemeint war die Opposition — verbreitet. Daran habe er sich nicht beteiligen wollen. Der Pressespiegel sei als tägliche Auswahl der aktuellen Berichterstattung zu verstehen und habe grundsätzlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.

Am Ende war man sich einig: "In die ganze Sache muss jetzt Ruhe einkehren", sagten Hock (SPD) und Conzen (CDU).

(RP/anch)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort