Tanz in Düsseldorf Ballett-Profis kommen bald aus der Carlstadt

Lia Rosenthal bietet ab März in ihrer Ballettschule einen Leistungskurs für junge Talente an, die später professionell tanzen wollen.

 „Grace“ hat Lia Rosenthal den einen Tanzsaal getauft, den anderen „Carl“. In ihrer Ballettschule an der Bastionstraße soll es möglichst persönlich zugehen.

„Grace“ hat Lia Rosenthal den einen Tanzsaal getauft, den anderen „Carl“. In ihrer Ballettschule an der Bastionstraße soll es möglichst persönlich zugehen.

Foto: Marc Ingel

Lia Rosenthal war so anderthalb, da begann sie zu tanzen. „Na ja, wahrscheinlich habe ich mich irgendwie zur Musik bewegt“, relativiert sie das, was die Eltern ihr erzählt haben. Jedenfalls: Als die Fünfjährige aus Japan nach Deutschland kam, besuchte sie mit ihrer Mutter eine Nussknacker-Vorstellung, ein Kinderballett, „da war es um mich geschehen“. Was dann als kindliches Hobby begann, entwickelte sich zunehmend zu einer großen Leidenschaft. „Dabei ging es mir gar nicht so sehr darum, auf einer Bühne zu stehen, das Pädagogische lag mir eher – das Vermitteln von Aha-Erlebnissen, zu sehen, wie gerade Kinder sich weiterentwickeln und ohne Drill immer besser werden“, sagt Rosenthal.

2015 übernahm die 36-Jährige Gemma’s Ballett in Meerbusch-Büderich, „doch ich hatte den großen Wunsch, etwas eigenes aufzubauen, mich ein Stück weit selbst zu verwirklichen“. Und so begab sich die Tanzpädagogin auf die Suche nach einer passenden Immobilie und wurde mit Hilfe der Wirtschaftsförderung der Stadt in der Carlstadt fündig. Dort, wo früher einmal an der Bastionstraße 9 der Killepitsch destilliert, später Bilder und Mode verkauft wurde, entstanden zwei große Tanzsäle mit entsprechenden Böden und Spiegelwänden, dazu ein gemütlicher Empfangsbereich. Die Ballettschule erreicht man über einen kleinen Innenhof.

Gut acht Monate hat Lia Rosenthal nun ihre Ballettschule, „und es läuft wirklich sehr gut dafür, dass ich bei Null angefangen habe“. 25 Kurse für alle Altersklassen gibt sie inzwischen mit einem Team aus Freiberuflern. Viele der jungen wie erwachsenen Schüler kommen tatsächlich aus der Carlstadt, andere aus Bilk oder Unterbilk. Lia Rosenthal macht im Studio aktuell noch alles selbst, denn sie hat nicht nur Bühnentanz, Tanztherapie und -psychologie studiert sowie sich in Tanzpädagogik ausbilden lassen, sondern auch eine kaufmännische Ausbildung absolviert. „Ich putze sogar selbst“, beweist die Jungunternehmerin, dass sie sich für nichts zu schade ist, um ihren lang gehegten Traum zu verwirklichen. Für einen späteren Zeitpunkt plant Lia Rosenthal, auch Aufführungen anzubieten, damit ihre Eleven sich vor einem Publikum beweisen können. „Das benötigt aber viel Vorlaufzeit und einen großen logistischen Aufwand, da muss ich noch ein bisschen abwarten, damit ich auch wirklich alles genau einplanen kann.“

Jetzt will die Tanzpädagogin erst einmal etwas ganz Neues anbieten: eine Ballett-Leistungsklasse für Acht- bis Zwölfjährige, die womöglich den Wunsch hegen, später einmal professionell zu tanzen und eine Ballett- oder Tanzhochschule in Deutschland oder Europa besuchen zu wollen. Dafür gibt es am 14. März eine Aufnahmeprüfung.

Vorkenntnisse sind nicht zwingend erforderlich, „jeder kann Ballett, Talent und Ehrgeiz können sich auch im Verlauf der Zeit entwickeln“, weiß die Expertin. Nur anatomisch sollten gewisse Voraussetzungen gegeben sein, „denn wir wollen keine falschen Hoffnungen wecken, spätestens an der Hochschule würden nicht geeignete Kandidaten aussortiert“, sagt Rosenthal und nennt ein paar Kriterien: „Ein hoher Fußspann gehört dazu, die Hüftrotation sollte flexibel sei, ein schiefer Rücken ist nicht hilfreich, und die Knie sollten eher nach innen ausgerichtet sein.“ Hinzu kommen natürlich Disziplin, Fleiß und Musikalität, „denn Tanz macht Musik ja erst sichtbar“.

Das Programm der Leistungsklasse umfasst ein viermaliges Training die Woche zu je 90 Minuten, wobei eine Stunde durch die klassische Tanzausbildung belegt ist, der Rest der Zeit verteilt sich auf Kraft, Ausdauer, Dehnung und Ausdruck. Da die Ziele der Schüler äußerst ambitioniert sind, ist es mit einem einjährigen Kurs natürlich nicht getan. „Wir wollen bis zur Hochschulreife ausbilden, der Leistungskurs ist also auf bis zu sechs Jahre ausgerichtet“, erklärt Rosenthal. Nach zwei Jahren besteht der Großteil des Pensums zwar nach wie vor aus klassischem Ballett, darüber hinaus kommen aber auch das Repertoire klassischer Variationen, die Ballett-Theorie und der Charaktertanz hinzu. „Und für die Mädchen beginnt der Spitzentanz“. Die Tanzpädagogin vergisst jedoch nicht zu erwähnen, dass durchaus auch Jungen bei diesem „Vorstudium“ willkommen sind.

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