Düsseldorfer Hauptbahnhof Bahnstreik trifft auch die Ladenbesitzer

Nicht nur die Deutsche Bahn und große Konzerne befürchten wirtschaftliche Schäden durch den Streik der Lokführergewerkschaft. Auch die Geschäfte im Düsseldorfer Hauptbahnhof klagen über Umsatzeinbußen. Ihnen blieben am Donnerstag Morgen vor allem die Stammkunden weg.

Die Auswirkungen des rund sechsstündigen Lokführer-Streiks waren gestern schon frühmorgens sichtbar: Im Düsseldorfer Hauptbahnhof fehlte die sonst übliche Betriebsamkeit. Selbst am Infostand der Deutschen Bahn hatte sich nur eine kleine Schlange gebildet. Der erneute Streik traf nicht nur Pendler und Reisende, sondern auch die Ladenbesitzer im Bahnhof.

"Man ist es langsam leid", beschwerte sich Joanna Meurer, Verkäuferin in der Parfümerie Becker. Im Laden waren nur wenige Kunden zu sehen. "Der ganze Bahnhof war heute wie leer gefegt", berichtete sie. Wenig Verständnis für die erneuten Streiks hatte auch Juliane Heine, Verkäuferin der Imbisskette Brezelbub. "Es ist mir klar, dass die Lokführer mehr Geld haben wollen. Aber der Streik nervt. Es sind wenige Kunden da — und die sind gestresst." Als der Arbeitskampf am Mittag vorerst beendet war, füllten sich die Gänge wieder mit Reisenden. Der Ärger der Unternehmer im Bahnhof war damit jedoch nicht verflogen.

Händler machen weniger Umsatz

"Wir hatten heute etwa 40 Prozent weniger Kunden, unser Restaurant ist ziemlich leer", sagte Serhat Özgüneyli, der als Assistent des Generalmanagers bei der Imbiskette Pizza Hut Express arbeitet. Es komme jedoch auch vor, dass Gäste an Streiktagen mehrere Stunden im Restaurant ausharren, um auf ihre Züge zu warten. "Es ist für uns auch schwierig, wenn die Tische dann so lange besetzt sind. Aber wir machen da natürlich eine Ausnahme."

Oft profitieren Geschäfte in großen Bahnhöfen von Streiks und Verspätungen: Gestrandete Reisende essen in den Lokalen oder vertreiben sich die Wartezeit beim Einkaufen. Diesmal schienen aber vor allem Pendler gut vorbereitet zu sein. "Viele Leute sind wahrscheinlich gleich vorsorglich auf das Auto umgestiegen", vermutete Joanna Meurer, "das merken wir dann natürlich." Als S-Bahn-Knotenpunkt treffen Streiks den Hauptbahnhof und seine Geschäfte besonders.

"An solchen Tagen haben wir immer Einbußen", sagte Ursula Haibel, Geschäftsführerin der Tabakladen-Kette T.H. Kleen. Die wenigen wartenden Reisenden im Fernverkehr könnten nicht kompensieren, dass die Pendler und damit die Stammkunden nicht kämen. "Wir spüren den aktuellen Streik deutlich an unserem Umsatz", bestätigte auch Götz Grauert, der im Hauptbahnhof die gleichnamige Buchhandlung und das Pressegeschäft betreibt.

Angestellte waren vorbereitet

Doch nicht nur die Kundschaft blieb aus: Viele Angestellte in den Geschäften sind ebenfalls Bahnfahrer. Per Auto oder Bus kämpften sie sich am Morgen zur Arbeit — teils mit erheblich längeren Anfahrtswegen. Margarethe Wrede, Eigentümerin der Apotheke im Hauptbahnhof, hatte morgens wegen der ausgefallenen S-Bahnen noch schnell ihren Mann zum Flughafen gefahren und war dann in die Apotheke geeilt. "Eine unserer pharmazeutisch-technischen Assistentinnen kommt aus Essen. Sie ist heute schon um halb fünf aufgestanden, um pünktlich zur Arbeit zu kommen", sagte sie.

Lob für seine Mitarbeiter hatte auch Götz Grauert übrig. Obwohl man am Abend vorher noch nicht gewusst habe, wo genau gestreikt werde, hätten sich alle darauf eingestellt, früher zu kommen. "Das hat während des Streiks vor einigen Jahren auch schon reibungslos funktioniert", sagte er. Auch die Stimmung bei seinen Mitarbeitern sei trotz der Umstände gut. "Was soll man machen? Das ist eben höhere Gewalt."

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