Kampagne für Ausbildungsplätze Azubi-Casting in Düsseldorf

Düsseldorf · Die IKK Nordrhein hat eine Kampagne entwickelt, bei der der beste Auszubildende gesucht wird. Drei Düsseldorfer Traditionsbetriebe stellen einen Ausbildungsplatz bereit und wählen in einer Jury den künftigen Mitarbeiter aus

Das Handwerk plagen Nachwuchssorgen. Es leidet unter immer weniger, häufig nicht ausreichend qualifizierten Bewerbern. Andererseits kennen viele Schulabgänger die Perspektiven des Handwerks gar nicht.

An diesem Ausbildungs-Dilemma will die IKK Nordrhein etwas ändern. Seit dem Frühjahr laufen in Düsseldorf die Vorbereitungen zum ersten "Azubi-Casting". Drei Düsseldorfer Betriebe haben für die Kampagne Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt. Am 26. Juni müssen ihre Chefs mit einer Expertenjury den "Best Azubi" für ihren Betrieb auswählen.

Herrenschneiderei Radermacher: Seit 40 Jahren führt Heinz-Josef Radermacher seine Schneiderei am Schadowplatz. 70 Prozent seiner Kunden sind Stammkunden. Da muss jede Naht perfekt sitzen. "Schneider ist einer der schwersten Berufe, die es gibt", findet Radermacher.

"Man arbeitet sozusagen am lebenden Objekt, braucht Fingerspitzengefühl nicht nur beim Handwerk selbst, sondern vor allem im Umgang mit den Kunden." Seine Lehrlinge lernen zunächst das Nähen aus dem Handgelenk, später fertigen sie Teilarbeiten für die Maßanzüge an: Taschen, Kanten, Futter, Ärmel. Am Ende der Ausbildung sind sie dann in der Lage, Hosen, Westen und Jacken zu schneidern. Dabei geht es aber weniger um aktuelle Trends. Radermacher: "Ich mache keine Mode, ich sorge dafür, dass Leute gut angezogen sind und sich wohlfühlen." Seinen Lehrlingen will er in der Ausbildung vor allem Teamgeist und Geradlinigkeit vermitteln. "Es ist wichtig, dass diese Werte erhalten bleiben."

Glaserei Hirnstein & Co.: Der Beruf des Glasers gehört ebenfalls zu den traditionellen Handwerken. Bis heute werden im Familienbetrieb Hirnstein am Kieshecker Weg in Lichtenbroich noch die Inhalte der Bleiverglasung vermittelt. Wenngleich es in der Praxis eher um den modernen Glaszuschnitt, Schleif-, Fräse- und Bohrarbeiten geht.

Die Lehrlinge werden am Kantenschleifautomaten und der Sandstrahlmaschine ausgebildet, sie lernen Verbundglas zu laminieren und dekorative Einzelstücke anzufertigen — zum Beispiel für die Inneneinrichtung. Junior-Chef Christoph Steinhausen freut sich auf das Casting. "Das Konzept hat mich in der Theorie überzeugt. Es bietet die Chance, einen guten Auszubildenden zu finden." Der sollte handwerkliches Geschick und grundlegende Mathematik- und Geometriekenntnisse mitbringen.

Schaltanlagenbau Gustav Herrmann & Sohn: Die Enkelin des Namengebers der Lierenfelder Firma, Meike Herrmann, ist als Elektromeisterin für die Auszubildenden zuständig. Sie sucht einen Bewerber, der in das junge Team und den Familienbetrieb passt.

Als künftiger Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik sollte er eine gute Mathematik-Note mitbringen. Die Firma baut Schaltanlagen für Häuser und Unternehmen. Die Azubis lernen nach Schaltplänen eine Verteilung zu verdrahten und mit Werkzeugen umzugehen. Beim Casting will Meike Herrmann das handwerkliche Geschick der Anwärter auf die Probe stellen.

(RP)
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