Konzert der Kölner Band im Düsseldorfer Autokino Brings singen vor 500 Autos

Düsseldorf · An gleich zwei ausverkauften Abenden spielt die Kölner Kult-Band im Autokino in Düsseldorf vor Besuchern in 500 Autos. Als Gaststar haben sich Brings den Deutsch-Rappker Eko Fresh auf die Bühne geholt.

Brings, Enkelson & Eko Fresh im Autokino Düsseldorf
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Brings, Enkelson & Eko Fresh im Autokino Düsseldorf

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Foto: Wolfgang Harste

Normalerweise – die Düsseldorfer mögen es verzeihen – trinkt man beim Auftritt von Brings ein Kölsch oder auch zwei. Aber was ist im Moment noch normal? Ein Auftritt der kölschen Band an gleich zwei Abenden hintereinander im ausverkauften Düsseldorfer Autokino (28. und 29. April) auf dem Messeparkplatz.

Und einiges ist tatsächlich so, als würden die Karnevals-Rockmusiker in der Mitsubishi Electric Halle auftreten. Die Stimme von Sänger Peter Brings ist wie immer angenehm-krächzig, sein Bruder Stephan dreht mit seinem Bass Pirouetten auf der Bühne, sodass der Schottenrock in die Höhe fliegt.

Auch den anderen drei Bandmitgliedern Harry Alfter, Christian Blüm und Kai Engel ist anzumerken, dass ihnen die Bühne und das Musik machen vor ihren Fans in den vergangenen acht Wochen gefehlt haben. In ihrem anderthalbstündigen Auftritt – kurz vor 23 Uhr ist Schluss – spielen sie viele ihrer Hits, von „Polka, Polka, Polka“ über „Jeck Yeah“ und „Nur nicht aus Liebe weinen“ bis „Superjeile Zick“.

Autokino Düsseldorf - Bühne für Brings, Sido & Co. wird aufgebaut
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Autokino Düsseldorf - Bühne für Brings, Sido & Co. wird aufgebaut

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Foto: Wolfgang Harste

Aber das ist das dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten mit den Konzert-Zeiten von vor Corona. Vor der Bühne haben sich nicht die leibhaftigen Fans, sondern 500 Autos in Reih und Glied aufgebaut, in denen Paare und auch Familien mit Kindern sitzen. Manche Innenräume sind von ihren Insassen mit Lichterketten und Luftschlangen geschmückt.

Die Hände in die Höhe kann nur der heben, der einen SUV fährt. In einem Kleinwagen bei einer Kopffreiheit von 21 Zentimeter keine Chance. Also nichts ist mit den Händen zum Himmel. Mitgesungen wird zwar auch – zu dem, was aus dem Autoradio schallt, das hört aber gerademal der Sitznachbar und der ist bestimmt nicht immer glücklich darüber.

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Düsseldorf in Zeiten des Coronavirus

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Weil aber Autos schon seit den 1920er Jahren mit elektrifizierten Hupen ausgestattet sind, wird in Corona-Zeiten aus Mitsingen das Mithupen. Wer mehr Enthusiasmus zeigen will, schaltet dann einfach mal seine Warnblinkanlage an oder hält sein Handy mit eingeschalteter Taschenlampenfunktion aus dem Stück Fenster, das während der Veranstaltung geöffnet bleiben darf.

Doch auch für die Musiker kann diese Art der Zustimmung nicht den echten Kontakt ersetzen. „Ihr habt zwar schöne Autos“, sagt Peter Brings, „aber viel schöner ist es, wenn Ihr vor der Bühne steht und wir in Eure Gesichter sehen können.“ Bis das aber so weit ist, hat Brings die Autokinos für sich entdeckt. Den Auftakt der Konzertreihe gab es – wie kann es anders sein – in der Heimatstadt der fünf Musiker. „Da standen die Autos viel weiter von der Bühne weg“, sagt Peter Brings und stellt zugleich dann auch fest: „Köln ist geil, Düsseldorfer ist geiler – heute Abend.“

Für ihren Auftritt am Dienstagabend hat die Band den Deutsch-Rapper Eko Fresh mit auf die Bühne geholt. Gemeinsam singt er mit Brings zwei seiner Lieder „Quotentürke“ und „Es brennt“. Eko Fresh trägt Einmalhandschuhe. Derweil macht man sich in den Autos das zweite oder dritte Getränk auf. Weil man ja nicht mit der Rheinbahn anreisen durfte, ist es ein alkoholfreies Radler. Beim Refrain von „Kölsche Jung“ würde man sich wünschen, dass es „Wetten dass?“ noch gibt. Wetten, dass ich an den Hupern erkenne, um welches Lied es sich handelt?

Brings sind bereits auf der Ziellinie angekommen. Die Uhr im beleuchteten Cockpits des Autos zeigt 22.40 Uhr. Bei „Polka, Polka, Polka“ öffnen sich die Schleusen, es gibt einen heftigen Schauer. Der vordere Teil der Bühne bekommt was ab – Autokino-Open-Air-Konzerte haben doch auch ihre Vorteile.

Mit der schönen Ballade “Heimjonn“ schickt die Band ihre Fans nach Hause. Die meisten wohl mit dem Gefühl, etwas Besonderes geboten bekommen zu haben, eine kleine Flucht aus dem Corona-Alltag – auch wenn man das heimische Sofa nur mal für ein paar Stündchen mit dem Autositz tauschen konnte.

Der Reinerlös des ersten Konzertes spendet Brings an die Düsseldorfer Bürgerstiftung, die hat den Auftrag das Geld an Pfleger in Seniorenheimen der Stadt zu verteilen.

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