Gefahrenstellen in Düsseldorf Autofahrer ignorieren Tempo 30 vor Schulen

Düsseldorf · Für einen Pilotversuch wurde das Limit auf Hauptstraßen gesenkt. Daran hält sich aber kaum jemand. Kommen jetzt Blitzer?

 Eltern, Schüler und Lehrer der Grundschule an der Prinz-Georg-Straße beklagen die Gefahr durch die Hauptstraße. Tempo 30 hilft aber offenbar nicht.

Eltern, Schüler und Lehrer der Grundschule an der Prinz-Georg-Straße beklagen die Gefahr durch die Hauptstraße. Tempo 30 hilft aber offenbar nicht.

Foto: end

An drei Gefahrenstellen auf Hauptstraßen gilt in Düsseldorf testweise Tempo 30 - die Autofahrer interessiert das herzlich wenig. Die Durchschnittsgeschwindigkeit an den beiden Stellen vor Schulen hat sich nicht merklich verändert, seit der Versuch im vergangenen Jahr gestartet worden ist. Auch die Zahl der Unfälle ist etwa gleich geblieben. Lediglich auf einer Straße in Hassels zeigen sich positive Folgen. Die Rheinbahn beklagt unterdessen, dass auch ihre Straßenbahnen und Busse Zeit verlieren - und wünscht keine Fortführung des Experiments.

Erst seit kurzem dürfen Kommunen auch auf Hauptstraßen das Tempo auf höchstens 30 Kilometer pro Stunde reduzieren. Das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP entschied sich für den Versuch an drei Stellen, wo jeweils für wenige hundert Meter das geringere Limit gilt: der Lindemannstraße (Zooviertel) vor dem Goethe-Gymnasium, der Prinz-Georg-Straße (Pempelfort) vor der Grundschule und der Straße Am Schönenkamp (Hassels), an der sich eine Kita und ein Seniorenheim befinden.

Die Politik reagierte damit auf langjährigen Protest aus den Einrichtungen, die seit langem die Gefahr durch zu schnellen Autoverkehr beklagen. Vor dem Goethe-Gymnasium war 2006 ein Schüler beim Überqueren der Straße tödlich verletzt worden.

Erste Auswertung zeigt keinen Sicherheitsgewinn

Eine erste Auswertung, die am Mittwoch dem Ordnungs- und Verkehrsausschuss vorgestellt wird, fällt zumindest in Bezug auf die Gefahrenstellen vor den Schulen allerdings ernüchternd aus. Das Amt für Verkehrsmanagement macht "keinen objektiven Sicherheitsgewinn" aus. Das geringere Limit stoße "nicht auf Akzeptanz" bei den Fahrern. Auf der Lindemannstraße etwa lag die Durchschnittsgeschwindigkeit zwar schon vor der Reduzierung wegen der starken Auslastung nur bei 44 Stundenkilometer (Richtung Norden) und 35 Stundenkilometer (Richtung Süden) - dabei ist es aber trotz "Tempo 30" geblieben.

Die Rheinbahn, die auf beiden Strecken mit Bussen und auf der Lindemannstraße auch mit der Straßenbahnlinie 706 unterwegs ist, verzeichnet eine Verlängerung ihrer Fahrzeiten - und würde begrüßen, wenn das Experiment beendet wird. Schließlich, so heißt es in einer Stellungnahme, solle der ÖPNV in Düsseldorf doch eigentlich beschleunigt und nicht gebremst werden.

„Ein Schild aufzustellen, reicht nicht“

Anders verhält es sich bei der Straße in Hassels. Dort lag das Durchschnittstempo vorher bei rund 50 Stundenkilometer, nun liegt es immerhin zehn Stundenkilometer niedriger. Das Amt kommt zu dem Ergebnis, dass sich dort das geringere Limit bewährt hat.

Welche Folgerung die Politik zieht, ist ungewiss. "Einfach ein Schild aufzustellen, reicht nicht", sagt Manfred Neuenhaus (FDP). Seine Fraktion sei zwar gegen flächendeckendes Tempo 30, wolle aber - wie die Kooperationspartner - an kurzen Stücken vor Gefahrenstellen eingreifen. "Wir müssen über Smiley-Tafeln oder Blitzer nachdenken", so Neuenhaus.

(arl)
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