Historie in Düsseldorf 1150 Jahre Gerresheimer Geschichte

Gerresheim · Fünf Gerresheimer Institutionen haben zum Jubiläum des Stadtteils eine Ausstellung in der Basilika zusammengestellt. Passend zur Jahreszahl werden 11,5 Objekte gezeigt, die symbolisch für die lange Historie stehen.

 Haben Ausstellung und Katalog konzipiert: (v.l.) Peter und Gaby Schulenberg, Grafikerin Maria Lentzen, Michael Sonnen (Bürger- und Heimatverein), Beate Johlen-Budnik und Peter Stegt.

Haben Ausstellung und Katalog konzipiert: (v.l.) Peter und Gaby Schulenberg, Grafikerin Maria Lentzen, Michael Sonnen (Bürger- und Heimatverein), Beate Johlen-Budnik und Peter Stegt.

Foto: Marc Ingel

Die Gerresheimer sind ein geschichtsbewusstes Völkchen, jegliches historisches Ereignis scheint erforscht und wird für die Ewigkeit festgehalten. Insofern hatten die fünf Institutionen im Stadtteil reichlich Material, aus dem sie sieben mussten, als es darum ging, eine Ausstellung auf die Beine zu stellen, um 1150 Jahre Ortsgeschichte zu feiern. Was anderswo kaum als herausragendes Datum angesehen werden dürfte, wird in Gerresheim akribisch seziert.

Anhand von genau 11,5 Objekten soll die Uhr zurückgedreht werden – seit der Franke Gerricus 870 jenes Damenstift gründete, das zum Ausgangspunkt des heutigen Stadtteils werden sollte. Auch das Heute und Morgen sollen nicht ausgespart werden. Im Südschiff der Basilika, in unmittelbarer Nähe des Sarkophags, in dem Gebeine und Reliquien des Gerricus für immer gebettet sind, steht nun eine große Glasvitrine, in der die Objekte, die für die Vielfalt der Alltagskultur Gerresheims stehen, für vier Wochen ausgestellt sind. Mitglieder von Kultur- und Heimatverein, Bürgerstiftung Gerricus und Förderkreis Industriepfad sowie der Katholischen Kirchengemeinde haben sich lange die Köpfe zerbrochen, welche Objekte für die Ausstellung infrage kommen.

 Die Gerresheimer Glashütte sorgte weltweit für Furore. Auch äthiopische Werkstudenten wollten sich das in den 60er Jahren näher ansehen.

Die Gerresheimer Glashütte sorgte weltweit für Furore. Auch äthiopische Werkstudenten wollten sich das in den 60er Jahren näher ansehen.

Foto: Marc Ingel

Doch am Ende war es dann gar nicht so schwer, wie Kuratorin Beate Johlen-Budnik zusammenfasst: Eine Keramikscherbe zeugt von der Siedlungsgeschichte des 12. Jahrhunderts. Ein Siegel dokumentiert die Stadtwerdung im 14. Jahrhunderts. Der Stuckengel des erst kürzlich auf dem Speicher der Basilika gefundenen Hochaltars, der dort mindestens seit Anfang des 19. Jahrhunderts vor sich hin moderte, ist ebenfalls Teil der Ausstellung.

 Die Inderin Thessy Joseph stellte ihren Sari für die Ausstellung zur Verfügung.

Die Inderin Thessy Joseph stellte ihren Sari für die Ausstellung zur Verfügung.

Foto: Marc Ingel

Die jüngere Geschichte Gerresheims kommt natürlich nicht an der Glashütte vorbei, ein schlichtes Einmachglas spiegelt diese Epoche wider. Die Taschenuhr des Mediziners und Stadtverordneten Carl Strunk wiederum deutet auf das Jahr 1909 hin, als Gerresheim nach Düsseldorf eingemeindet wurde, und auch Strunk diese Entscheidung vor allem aus einem Grund für unausweichlich hielt: Die sanitären Zustände in Gerresheim waren eine Katastrophe, es gab keinen Anschluss an die Kanalisation und auch keine ordentliche Wasserversorgung.

 Klaus Allofs begann seine Karriere 1965 beim TuS Gerresheim.

Klaus Allofs begann seine Karriere 1965 beim TuS Gerresheim.

Foto: Marc Ingel

Zwei Kapiteln soll an dieser Stelle noch besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Zum einen ist da die Geschichte von Thessy Joseph. Als 1971 das Krankenhaus in Gerresheim eröffnet wurde, fehlten mehr als 200 Pflegekräfte in dem 520-Betten-Haus, und da die Klinikleitung auch im europäischen Umland nicht fündig wurde, wurden Fachkräfte aus Korea und Indien angeworben. Darunter war auch Thessy Joseph, deren Sari nun als Beispiel für die Migrationsgeschichte Gerresheims steht. Sie wohnt noch heute im Stadtteil und ist aktives Mitglied der katholischen Kirchengemeinde. Und dann ist da noch der achtjährige Junge, der am 6. Oktober 1965 dem Tus Gerresheim beitrat, damit er nicht mehr auf der Straße kicken musste, sondern endlich im Trikot in einer richtigen Mannschaft Fußball spielen konnte. Sieben Jahre feilte ein gewisser Klaus Allofs an der Heyestraße an seinem Talent, ehe er sich zurecht zu Höherem berufen fühlte. Sein Mitgliedsausweis ist Bestandteil der Ausstellung.

 Der Engel des alten Barockaltars ist ein weiteres von 11,5 Objekten.

Der Engel des alten Barockaltars ist ein weiteres von 11,5 Objekten.

Foto: Marc Ingel

Bleibt noch die Frage nach dem halben Objekt: Eine Bahnschiene (der Ziegelei Jorrissen) wird erst mit einer zweiten ihre Art zu einem Gleis. Somit dient sie als verbindendes Element zwischen Vergangenheit und Zukunft.

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