Kunst in Düsseldorf Auch mit 94 malt er unermüdlich weiter

Düsseldorf · Der Künstler Hans Walter Kivelitz stellt in der Treppenhaus-Galerie in Flingern aus. Zahlreiche Schüler seines ersten Leistungskurses Kunst kamen zur Vernissage – ein Wiedersehen unter Freunden mit ihrem Lehrmeister.

 Hans Walter Kivelitz (r.) im Gespräch mit seinem ehemaligen Schüler und Kunsthistoriker Heribert Brinkmann.

Hans Walter Kivelitz (r.) im Gespräch mit seinem ehemaligen Schüler und Kunsthistoriker Heribert Brinkmann.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Es glich einem Klassentreffen: Ehemalige Schüler und Lehrer trafen sich bei der Vernissage von Hans Walter Kivelitz in der Treppenhaus-Galerie an der Degerstraße. Die Schüler, inzwischen auch schon im Rentenalter oder kurz davor, wollten „Neue Bilder“, so der Titel der Ausstellung, sehen. Und in Erinnerungen schwelgen. Denn Kivelitz, inzwischen 94 Jahre alt, malt unermüdlich weiter, immer noch.

Aber er war auch ein sehr beliebter Lehrer am Humboldt-Gymnasium. Damals, anfangs der 70er Jahre, war die altehrwürdige Lehranstalt Pilotprojekt für die Gymnasiale Oberstufenreform – gemeinsam mit dem nachbarlichen Mädchen-Gymnasium Lise Meitner.

Kivelitz leitete den ersten Leistungskurs Kunst der Landeshauptstadt, das hieß sechs Stunden. Und die Schüler liebten ihren Kiv, wie sie ihn noch heute nennen. Bei der Vernissage schwärmten sie von alten Zeiten, erzählten von der legendären Florenz-Fahrt 1974. Da war auch Helgard Kivelitz (86) mit, „und wir waren damals noch nicht verheiratet“, sagt sie lächelnd.

Auch Heribert Brinkmann war auf dieser Reise dabei. Der promovierte Kunsthistoriker zählt ebenfalls zu den Schülern des damaligen LK Kunst und hat zu seinem Lehrer immer noch einen engen Kontakt. Brinkmann hielt zur Eröffnung die Laudatio und erinnerte daran, dass er „uns Schüler in der Kunstsammlung NRW – damals noch im benachbarten Schloss Jägerhof untergebracht – an die Moderne Kunst herangeführt hat. Das war unser zweites Klassenzimmer.“ Picasso, Miró, Dalí und Max Ernst lernten die Pennäler näher kennen – die Klassische Moderne. Der Moderne nach 1945, vor allem ab den 60er Jahren, steht Kivelitz dagegen eher skeptisch gegenüber. Gewollte Auffälligkeiten und Provokationen, die manchem Studienkollegen an der Düsseldorfer Kunstakademie später Erfolg brachten und Aufsehen erregten, sind nicht sein Ding.

Kivelitz ist immer er selbst geblieben. „Ich bin einen anderen Weg gegangen, meine Sympathien für alle Themen meiner Wahl, für alles Tote und Lebendige, schließen Kritik, gar Aggression aus“, sagt er. Das erklärt die bevorzugten Themen wie Porträts, Menschengruppen, Landschaften, Blumen sowie geschlachtete Tiere und tote Fische. Diesen Motiven ist er immer treu geblieben, auch jetzt. Gleich im Eingang hängt „Schädel und Karaffe“. Man könnte es als „memento mori“ (sich der Sterblichkeit bewusst sein) verstehen. Aber Brinkmann erklärt, es sei ein Altersstillleben. Er versichert, dass in Kiveltz‘ Atelier in Oberkassel ein menschlicher Schädel und eine Karaffe im Regal stehen. Nur ist die Karaffe im Atelier leer. „Mahlzeit“ mit Fisch, Crevetten und Miesmuscheln – ebenfalls ein klassisches Stillleben. „Ich mag Fische“, sagt Kivelitz, ob er sie nun malt oder isst. „Wenn ich alt bin, male ich den Niederrhein“, hat er gesagt und dies in die Tat umgesetzt. Denn die regelmäßigen Reisen nach Spanien, wo er das Flimmern der Hitze immer wieder festhielt, sind vorbei. Zuletzt wegen Corona, aber auch, weil die Hitze ihm zu beschwerlich wurde. Jetzt zieht es ihn mit seiner Frau regelmäßig an den Niederrhein. Einige seiner neusten Werke sind in Flingern zu sehen.

Es ist siebte Ausstellung von Hans Walter Kivelitz in der Treppenhaus-Galerie. Und es ist ein Zufall, dass er und die Galeristen einst zusammenkamen. Kivelitz‘ Sohn Thomas ist Arzt und hat seine Praxis ganz in der Nähe der Galerie. Und bei dem Mediziner hingen zahlreiche Bilder des Vaters. Das machte wiederum den Galeristen Ulrich Willems neugierig und er nahm Kontakt zum alten Kivelitz auf. Ein schöner Zufall.

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