Ausbildung in Düsseldorf Mirways aus Afghanistan wird Elektroniker

Düsseldorf · Laut Handwerkskammer Düsseldorf ist inzwischen jeder zehnte Lehrling ein Flüchtling.

 Der 19-jährige Mirways Amiry hat im vergangenen Jahr seine Ausbildung beim Düsseldorfer Familienbetrieb Elektrotechnik Arnold begonnen.

Der 19-jährige Mirways Amiry hat im vergangenen Jahr seine Ausbildung beim Düsseldorfer Familienbetrieb Elektrotechnik Arnold begonnen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

617 junge Menschen, die aus ihrem Heimatland geflüchtet sind, haben im vergangenen Jahr eine handwerkliche Ausbildung in Düsseldorf begonnen – so viele wie nie zuvor. Der gebürtige Afghane Mirways Amiry ist einer von ihnen. Seine Ausbildung zum Elektroniker, sagt er, sei sein größtes Glück gewesen.

Für kaum eine Bevölkerungsgruppe ist der Einstieg in den Ausbildungsmarkt so schwierig wie für junge Flüchtlinge. Traumatische Erlebnisse auf der Flucht, ein fehlender Schulabschluss oder Sprachprobleme können Schwierigkeiten bereiten. Dennoch finden laut Handwerkskammer Düsseldorf immer mehr junge Menschen den Weg in eine handwerkliche Ausbildung. Wie Mirways Amiry. Auf den ersten Blick ist er ein gewöhnlicher junger Mann: Mit seinem freundlichen, beinahe schüchternen Lächeln wirkt er interessiert und aufmerksam. Seine Leidenschaft ist es, Sachen zu bauen und kreativ zu sein, erzählt er in einwandfreiem Deutsch. Eine Ausbildung zum Elektroniker zu absolvieren, war für ihn dennoch keine Selbstverständlichkeit.

Vor vier Jahren flieht der heute 19-Jährige aus Afghanistan. Für ihn und seine Familie sei es dort gefährlich gewesen. Nachdem die Polizei seine Eltern aufgehalten hat, macht er sich alleine auf die lange Reise. Im Dezember 2015 kommt er in Neuss an. Er fängt an, Deutsch zu lernen, holt seinen Hauptschulabschluss nach und absolviert schließlich mehrere Praktika. „Bei meinem dritten Praktikum war ich sofort überzeugt“ , so Amiry. Es war der Düsseldorfer Familienbetrieb Elektrotechnik Arnold, in dem im September 2017 seine dreieinhalbjährige Ausbildung begann. – Immer mehr Flüchtlinge gehen diesen Weg. Die Handwerkskammer Düsseldorf verzeichnete einen Zuwachs von 48 Prozent innerhalb eines Jahres. Jeder zehnte Lehrling, der eine handwerkliche Ausbildung beginnt, entstammt damit bereits einem Land, aus dem er geflüchtet ist.

„Kabel verlegen und verdrahten mache ich am liebsten“, erzählt Amiry stolz. Von seinen Kollegen sei er super aufgenommen und eingearbeitet worden. „Es ist sehr interessant. Ich liebe meinen Beruf. Das ist genau das, was ich mir immer gewünscht habe“, schwärmt der Afghane.

Ob ihn etwas an seinem Job stört? Der 19-Jährige grübelt lange. „Manchmal geht es dreckig zu, aber das gehört ja zur Arbeit.“ Einzig die Fachsprache sei anfangs schwierig für ihn gewesen. Dank der Nachhilfe bei der Jugendberufshilfe konnte der Afghane jedoch auch dieses Problem meistern. Zweimal in der Woche geht es für ihn nach der Arbeit zum Deutsch- und Fachsprachenunterricht. – Amirys Ausbilder und Geschäftsführer des Betriebes, Jörg Arnold, ist die positive Einstellung seines Azubis bereits zu Beginn aufgefallen: „Bei Mirways hatte ich nie Bedenken. Ich bin super zufrieden mit ihm“, so Arnold. Dabei war Amiry der erste Flüchtling, den Arnold einstellte. „Der Fachkräftemangel in Deutschland ist Tatsache und keine Fiktion“, sagt er dazu. Mittlerweile beschäftigt Arnold einen zweiten Flüchtling – Amirys besten Freund. „Beide sind super motiviert und ehrgeizig.“

Ehrgeiz zeigt sich Mirways Amiry auch auf die Frage nach den Wünschen für seine Zukunft: „Mein Traum ist es, einen Meister zu machen, aber natürlich muss ich erstmal die Ausbildung erfolgreich beenden.“ Sein Chef Arnold ist überzeugt, dass ihm das gelingt: „Wir wollen unsere Lehrlinge übernehmen. Für Mirways stehen die Chancen sehr gut.“ Amiry ergänzt: „Ich habe hier ein deutsches Motto gelernt: Kannst du, machst du, schaffst du.“

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