Düsseldorf Aufregung um die Tonhalle

Düsseldorf · Intendant Michael Becker hat angefangen, Konzerte zu streichen, weil Mitarbeiter fehlen. OB Dirk Elbers hält das wegen knapper Kassen in Maßen für nötig. 2013 stehen Kürzungen in der Kultur an. Die Opposition will mehr wissen.

 Die Tonhalle.

Die Tonhalle.

Foto: Bretz, Andreas

CDU und FDP reagieren mit Unverständnis auf die öffentliche Beschwerde von Tonhallen-Intendant Michael Becker. Er hatte am Donnerstag vor dem Kulturausschuss geklagt, dass er Konzerte ausfallen lassen müsse, weil eingeplante Stellen nicht besetzt worden seien. Eigentlich hatte er aber nur das Bildungsprogramm seines Hauses vorstellen sollen — die Politiker waren überrascht, der Kulturdezernent verärgert.

Am Tag danach sprechen CDU und FDP von einem unglücklichen Auftritt. "Das war der Sache nicht dienlich", sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Friedrich Conzen. Becker müsse entscheiden, was mit seinem Budget machbar sei. Der Fraktionsvorsitzende der FDP, Manfred Neuenhaus, meint gar, Becker habe mit seiner "Jammertirade" Vertrauen zerstört. "Wer am lautesten schreit, bekommt nicht mehr." Neuenhaus äußert zudem die Vermutung, dass die Opposition von dem Auftritt vorher wusste.

Becker, der seit 2006 Intendant des Konzerthauses ist und für sein Jugendprogramm und steigende Auslastung gelobt wird, hatte in dem emotionalen Auftritt gesagt, sein Haus befinde sich am Rande der Belastbarkeit. Mehrere Stellen seien nicht besetzt worden, das Schulprogramm habe bereits eingeschränkt werden müssen. Erst in der vergangenen Woche hatte auch das Jugendsinfonieorchester der Tonhalle gegen schlechte Ausstattung demonstriert.

Oberbürgermeister Dirk Elbers hält es trotz der Beschwerde des Intendanten grundsätzlich für richtig, wenn Becker auf Konzerte verzichtet. "In Zeiten, in denen wir in allen Bereichen Prioritäten setzen müssen, muss man auch als Intendant prüfen, ob man bei so vielen Konzerten im Jahr nicht auf zwei verzichten kann", sagt er. Elbers regt an, darüber nachzudenken, wie in der Verwaltung des Konzerthauses Kosten vermieden und zudem weitere Sponsoren akquiriert werden können. Er schlägt zum Beispiel vor, dass in der Tonhalle künftig Werbung gezeigt wird. "In anderen Ländern ist es gang und gäbe, hier wird es oft als Teufelswerk abgetan." Insgesamt ist Elbers aber zufrieden mit dem Intendanten. "Michael Becker macht ohne Frage einen guten Job, die Tonhalle ist ein erfolgreiches Konzerthaus."

Klar ist: Angesichts sinkender Einnahmen der Stadt stehen für 2013 Kürzungen in der Kultur bevor, nicht nur in der Tonhalle. Am 20. September wird der Haushaltsentwurf eingebracht. Für die Tonhalle ist zudem die Umwandlung in eine GmbH geplant SPD und Grüne wollen nach Beckers Beschwerde nun erst einmal mehr über die Personalsituation wissen — auch angesichts der schon länger laufenden Debatte über Umstrukturierungen in anderen Kulturinstituten, über die die Stadt bislang keine Details veröffentlicht hat. Die Grünen wollen das Thema in den Personalausschuss bringen. Cornelia Mohrs (SPD) fordert: "Die Fakten müssen auf den Tisch."

Wie die Stadt mitteilte, haben Becker und Kulturdezernent Hans-Georg Lohe sich inzwischen ausgesprochen — gestern wurde erst einmal der Spielzeitauftakt der Symphoniker gefeiert.

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