Düsseldorf Aufbruchstimmung in der Kultur

Düsseldorf · So viel wurde in der Kulturszene seit langem nicht mehr diskutiert. Der Machtwechsel im Rathaus hat viele Hoffnungen geweckt - nicht alle werden sich erfüllen. Unsere Redaktion widmet dem Thema eine Serie und lädt zur Podiumsdiskussion.

 Das Open-Source-Festival auf der Galopprennbahn wird neuerdings bezuschusst.

Das Open-Source-Festival auf der Galopprennbahn wird neuerdings bezuschusst.

Foto: Andreas Bretz

Der Machtwechsel im Rathaus hat Bewegung in die Kulturszene gebracht. Seit langem gab es in Düsseldorf nicht mehr so viele Debatten darüber, wohin sich die Kulturstadt entwickeln soll. Die neue Rathausmehrheit aus SPD, Grünen und FDP hat angekündigt, den "zeitgenössischen Diskurs" in die Stadt zurückzuholen - und damit Hoffnungen bei Kulturschaffenden genährt.

Dabei geht es auch um die Frage: Welche Kultur braucht Düsseldorf überhaupt? Die Politik muss entscheiden, in welchen Gattungen sie Schwerpunkte setzt, wie sie die Bühnen und Museen weiterentwickelt und welche Künstler darüber hinaus gefördert werden sollen.

 Freie Künstlergruppen wie das Duo "Half past selber schuld" werden stärker gefördert.

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Foto: Peters

Das bislang wichtigste Signal der Koalition war die Erhöhung der Zuschüsse für die freie Tanz- und Theaterszene - trotz schlechterer Haushaltslage. Viele Projekte und Gruppen, die bislang kein Steuergeld erhielten, werden nun unterstützt. Der Kulturetat ist von 122 auf 124 Millionen Euro gestiegen.

Die Ampel-Koalition hat außerdem angekündigt, einen breiteren Kulturbegriff etablieren zu wollen. "Wir sind für andere Richtungen offen", sagt Cornelia Mohrs (SPD). So sollen auch stärker Gattungen außerhalb der klassischen Hochkultur gefördert werden. Die Politik will Graffiti-Künstler stärker unterstützen. Auch das Open-Source-Festival wird (nach einem Beschluss noch vor der Wahl) bezuschusst. Zudem soll Kunst am Bau gefördert werden; dafür wird eine "Kunstkommission" eingerichtet.

Die neue Rathausmehrheit nimmt mit dem Kurswechsel auch Kritik von Teilen der Kulturszene auf. Eine "Freie Szene Gruppe" um Kunstakademie-Rektorin Rita McBride bemängelt, die Stadt habe unter Schwarz-Gelb den Fokus nur auf große Namen gelegt und vor allem auf Zahlen geachtet. "Düsseldorfs großspurige Außendarstellung verkennt und verstellt das eigentliche Potenzial der Stadt", heißt es in einem offenen Brief.

Die Aufbruchstimmung birgt aber auch Potenzial für Konflikte. Die neue Freigiebigkeit der Politik weckt Begehrlichkeiten. Die Leiter der Boulevard-Theater wollen nun auch Geld. Katrin Schindler (Komödie an der Steinstraße) und René Heinersdorff (Theater an der Kö) bitten darum, künftig jährlich mit 250 000 Euro unterstützt zu werden. Heinersdorff sieht die Privattheater in einem unfairen Wettbewerb mit dem hoch subventionierten Schauspielhaus. "Wenn wir unterstützt werden, können wir mehr interessante, aber risikoreiche Stücke auf den Spielplan nehmen."

Das sind Düsseldorfs bemalte Häuser
64 Bilder

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Foto: rpo, Judith Conrady

Auch aus den städtischen Häusern kommen Forderungen. Etwa aus dem Filmmuseum. Das muss in diesem Jahr für zwei Monate sein Kino schließen, weil das Geld nicht reicht. Leiter Bernd Desinger bittet um höhere Zuschüsse. Auch weitere Museen und die Bühnen erhoffen sich mehr Geld, unter anderem zum Ausgleich von Tarifsteigerungen.

Kurz: Die Politik muss entscheiden, wer besonders gefördert - und wo gespart wird. Das soll mit einem "Kulturentwicklungsplan" geschehen. "Die offene Diskussion tut der Stadt gut", sagt Manfred Neuenhaus (FDP). Man befinde sich erst am Beginn eines Prozesses. "Wir müssen Standards entwickeln, wie wir das Geld verteilen." Das verlangt auch die Opposition. Friedrich Conzen (CDU) sagt, die Ampel müsse darlegen, nach welchen Kriterien die Kultur gefördert wird. "Wichtig ist, dass wir eine gewisse Qualität hochhalten", sagt Conzen. "Nicht jeder, der Kunst machen will, kann es auch."

Die RP beleuchtet in den kommenden Wochen in einer Serie die Hintergründe der Diskussion und geht der Frage nach, was Düsseldorfs Kultur wirklich braucht. Dabei kommen Künstler und Politiker zu Wort. Zum Abschluss gibt es eine Podiumsdiskussion im Maxhaus.

(RP)
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