Düsseldorf Auf einer Zeitreise in der Krimi-Bahn

Düsseldorf · Auf der Linie 709 nach Neuss stellte die Autorin Simone Tives ihren neuen Kriminalroman "Die Tage des Saturn" vor.

Es ist die Geschichte eines Mordes in der Antike. Der Tatort: das "Novaesium", ein Militärlager, das zum Zeitpunkt des Geschehens – im Jahr 69 vor Christus – in Neuss stand. Heute ist von der Festung nichts mehr übrig. Vorstellungskraft ist gefragt, während die Fahrgäste der Krimi-Bahn den Worten von Simone Tives lauschen. Während einer Straßenbahnfahrt zur Neusser Stadthalle liest sie den 54 Teilnehmern Passagen aus ihrem neuen Buch vor. Der Roman "Die Tage des Saturn" erzählt die Geschichte von Julius Civilis, Anführer der Bataver, der den verhassten römischen Statthalter Marcus Flaccus ermordet.

Am Hauptbahnhof setzt sich die Bahn in Bewegung. Während das grelle Sonnenlicht draußen auf den Konrad-Adenauer-Platz fällt, entführt Simone Tives ihre Zuhörer in eine längst vergangene kalte Winternacht. Auf der Suche nach seinem Opfer schleicht sich der Mörder in die Festung ein. Einige der Senioren und Jugendlichen schließen die Augen und lauschen der Stimme der Autorin. Gelegentlich muss sie eine Pause einlegen – zu laut sind die Geräusche der Straßenbahn aus den 60er Jahren, wenn sie eine Weiche überfährt. Am Straßenrand sorgt die blassgelbe Krimi-Bahn bei den Passanten für Aufsehen und einige spontane Schnappschüsse.

Am Landtag vorbei geht es geradewegs Richtung Neuss. Derweil kommt es in dem antiken Krimi zum ersten Höhepunkt: Julius erdolcht den Statthalter und muss nun aus der Festung fliehen. Aufmerksam hören die Fahrgäste zu und wundern sich, wie schnell sie bereits an der Neusser Stadthalle angekommen sind. Hier gibt es eine kurze Pause. "Bis hier hin ist die Handlung wirklich sehr spannend", sagt Fahrgast Wilfried Diel. "Außerdem freue ich mich, mal wieder mit der alten Bahn zu fahren, die ich schon als Kind auf den Straßen gesehen habe."

Der Rückweg führt über die Bilker Allee. Mittlerweile hat keiner mehr Augen für die Außenwelt. Die dramatische Flucht von Julius, der von den römischen Legionären mit Schwertern und Fackeln durch die Nacht gejagt wird, ist viel interessanter. Der Mörder wird schließlich gefasst und zum Tode verurteilt. Allerdings ist die Geschichte noch lange nicht zu Ende. Als die Krimi-Bahn wieder am Hauptbahnhof ankommt, hat Simone Tives das Buch immer noch in der Mitte aufgeschlagen. "Das war erst der Anfang", sagt sie. "Da kommt noch einiges."

(mro)
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