Düsseldorf Attacke befeuert Streit um Videoüberwachung

Düsseldorf · Das Opfer der Schlägerei an der Bahnhaltestelle war wohl auch Täter. Der Jugendliche will in Notwehr gehandelt haben – nun braucht man dringend Zeugen. Der Angriff verleiht der Diskussion um Videoüberwachung Auftrieb.

Das Opfer der Schlägerei an der Bahnhaltestelle war wohl auch Täter. Der Jugendliche will in Notwehr gehandelt haben — nun braucht man dringend Zeugen. Der Angriff verleiht der Diskussion um Videoüberwachung Auftrieb.

Am Begriff "Videoüberwachung" scheiden sich in Düsseldorf die Geister schon lange: Vertreter der CDU fordern seit Jahren eine umfassendere Überwachung bestimmter Punkte, SPD und Grüne sehen das differenzierter, die FDP ist strikt dagegen.

Nun jedoch wird die Diskussion erneut in Gang kommen. Denn der Vorfall in der Nacht zu Samstag wäre mit Aufzeichnungen einer Überwachungskamera leichter aufzuklären. Womöglich gibt es diese Aufzeichnung, das wird derzeit geprüft. Denn die Rheinbahn hat zuletzt erklärt, dass sie ihre Busse und Bahnen mit weit über 200 Kameras ausstatten werde.

Das jedoch gilt nur für neuere Fahrzeuge. Die alten, so Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Hartnigk, haben diese Technik nicht. Allerdings werden sämtliche neuen Fahrzeuge, die man nach und nach anschafft, mit der Überwachungstechnik an den Start gehen. Einige der heute laufenden Systeme zeichnen permanent auf, andere werden nur dann aktiv, wenn der Fahrer das für nötig hält.

Mann soll mit Gürtel geschlagen haben

Im konkreten Fall sucht die Polizei dringend Bestätigung für das, was die drei Jugendlichen (16 und 17 Jahre alt) über den Vorfall berichten: Sie seien von dem 44-Jährigen (der jetzt lebensgefährlich verletzt im Koma liegt) angegriffen worden und hätten sich lediglich verteidigt. Einer hatte dazu ein Kantholz genutzt, das in der Bahn lag — wie es dahin kam, ist noch offen. Der 17-Jährige schlug damit zu, als er von dem 44-Jährigen im Aussteigen mit dessen Gürtel traktiert wurde. Dabei stürzte der Mann aus dem Waggon und blieb leblos liegen.

Die drei schilderten den Vorgang übereinstimmend, als sie sich mit den Eltern bei der Polizei meldeten. Und offenbar glaubt man ihnen, die Staatsanwaltschaft spricht schon von Notwehr, obwohl man vorher noch von einem versuchten Tötungsdelikt ausgegangen war.

Nun jedoch braucht es Zeugen, die den Ablauf bestätigen. Oder eine Kameraaufzeichnung — wenn es sie denn gibt. CDU-Ratsherr Hartnigk, von Hause Rechtsanwalt, wies auf die schwierige Datenschutzlage hin, erklärte aber, der Vorfall zeige einmal mehr, wie sinnvoll solche Kameras sein könnten. Dem Datenschutz sei ja leicht zu entsprechen, wenn man die Aufzeichnungen 24 Stunden liegen lasse und dann, wenn es zu keinen ungewöhnlichen Vorfällen komme, wieder lösche. Er sieht sich in seinen Forderungen nach mehr Kameras in der Stadt bestätigt.

An Haltestellen und in U-Bahnhöfen ist die Kontrolle durch Kameras längst flächendeckend: Dort hat die Rheinbahn rund 350 Aufzeichnungsgeräte in Betrieb.

(RP)
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