Festival in Garath kommt gut an Artisten reicht die Straße als Bühne

Garath · Beim bunten Straßenfestival der Zirkusdisziplinen in Garath treten Künstler in der Öffentlichkeit auf. Das kam gut an. Dabei spielen sie geschickt mit der Irritation und den Emotionen der Zuschauer.

 Die Artisten des Festivals bieten darüber hinaus verschiedene Workshops an, in denen sie einen Einblick in ihre Kunst bieten. 

Die Artisten des Festivals bieten darüber hinaus verschiedene Workshops an, in denen sie einen Einblick in ihre Kunst bieten. 

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Musik und Applaus schallen durch das Zentrum von Garath, erwartungsvolle Blicke richten sich auf den Straßenkünstler Mistral, als er die Bühne für seinen Auftritt an einer fünf Meter hohen Stange vorbereitet. Er und drei andere Künstler aus Chile sind Teil des Pop-Up-Artistik-Festivals, das die Garather Innenstadt erfüllte.

Wie auch seine Kollegen ist Mistral geübt im Umgang mit dem Publikum, animiert zum Mitmachen und Helfen. Denn die Stange für seine Kunststücke ist nicht fest im Boden verankert, sondern muss von acht starken Menschen gehalten werden. „Ich brauche hier Kraft, Balance, Intellekt und Eleganz“, ruft er und sucht sich Helfer im Publikum. „Das ist ja das Besondere an der Straßenkunst im Gegensatz zum Theater“, erklärt Corina Bremm, eine der Initiatorinnen des Festivals: „Am Anfang ist die Straße leer, man muss ein Publikum versammeln. Dabei spielt man mit der Irritation und den Emotionen der Zuschauer. Oft ist es eine Gratwanderung, wenn man Späße macht, das kann manchen auch zu weit gehen.

Doch dieses Fingerspitzengefühl haben unsere Künstler, sie treten weltweit auf.“ Bremm ist selbst Straßenkünstlerin, gemeinsam mit Hiltrud Hora und Maren Siegel von der Freizeitstätte Garath hat sie das Event organisiert. Gerade kommt Mistral zum Finale, in dem er kopfüber von der Stange Richtung Erde saust und rechtzeitig stoppt. Dann erobert Mr. Dyvinetz die Bühne. Mit Cyr-Rädern verschiedenen Durchmessers und mehreren Einlagen auf dem „Artistic-bike“ begeistert er die Menge. Das Cyr-Rad, eine Art Röhn-Rad mit nur einem Reifen, ist Teil seiner Bodenakrobatik. Nach vielen Solo-Kunststücken wird es interaktiv: Mr. Dyvinetz nimmt Zuschauerinnen oder Zuschauer auf den Rücken und mit ins Rad, damit sie selbst das Gefühl des Akrobaten erleben können.

 „Mit einem Outdoor-Festival erreichen wir Menschen, die wir mit Veranstaltungen drinnen nicht erreichen“, erklärt Siegel und Bremm ergänzt: „Auf der Straße gibt es keine Schwelle, keine Altersgrenze, keine Distanz, keinen Eintritt, keine sprachlichen Voraussetzungen. Man muss einfach nur stehenbleiben und zuschauen, mehr nicht.“ Der integrative Teil des Festivals ist den Initiatorinnen wichtig: „Gerade für Kinder, die sonst nicht die Chance haben, so etwas zu erleben oder gar selber zu machen, eröffnet sich eine komplett neue Welt. Wobei etwas, an dem man selber teilnimmt, auch für Erwachsene einen ganz anderen Wert hat als etwas, das man nur rezeptiv erlebt.“ Besonders entbrannt ist die Leidenschaft in dem 11jährigen Argon. Schon bei der Premiere letztes Jahr war er Dauergast des Festivals, dieses Jahr unterstützt er Mr. Dyvinetz aktiv auf der Bühne. Nach seiner Performance gibt es viel Applaus, Argon verbeugt sich strahlend.

„Ich glaube, da erschafft gerade jemand Erinnerungen fürs Leben“, lächelt Maren Siegel. Es folgen die Auftritte von Flash Gonzalez und El Kote. Der subtile Clown Flash Gonzalez begeistert in seinem bescheidenen Landstreicher-Outfit mit detailreicher, humorvoller und überraschender Magie. Aus „altbekannten“ Tricks wie mit Hut und Spielkarten erschafft er eine eigene, elegante und präzise Komik. Beim akrobatischen El Kote geht es weniger subtil zu, er verbindet in seinen Shows Zirkustechniken mit Theater und Extremsport. Da ist die Einradeinlage erst der Anfang. Am Abend gab es eine gemeinsame Abschlussshow mit allen Künstlern, eröffnet von Miriam Koch, der Beigeordneten für Kultur und Integration.

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