Düsseldorf Arena-Bierfest war eine Schnapsidee

Düsseldorf · Nach dem Motto "Versuch und Irrtum" will die Düsseldorf Congress Sport & Event (DCSE) neue Veranstaltungen in der Arena etablieren. Das klappt mal mehr, mal weniger gut. Der Aufsichtsrat gibt sich dazu milde. Eine Analyse.

Leere Bänke vor leeren Rängen in der Arena - das Bierfest war ein Versuchsballon und wurde ein Flop.

Leere Bänke vor leeren Rängen in der Arena - das Bierfest war ein Versuchsballon und wurde ein Flop.

Foto: Express/Uwe Schaffmeister

Wer in Düsseldorf ein Bier trinken gehen möchte, fährt nach Stockum. Wie bitte: nach Stockum? Eine aberwitzige Vorstellung, mit der nichts gegen den nördlichen Stadtteil gesagt sein soll. Natürlich wird dort in den Kneipen und Restaurants auch ein leckeres Alt (und ja, auch ein Pils) ausgeschenkt. Aber wer in der Landeshauptstadt ein Bier trinken gehen und dies nicht nebenbei bei einem Essen tun möchte, der steuert die Altstadt an. Vor allem die Brauhäuser bieten eine unverwechselbare Atmosphäre, und ihre Produkte zeugen von Qualität. Auf die Idee, in die Bahn zu steigen, um in der Arena unterschiedliche Biere zu probieren, kämen wohl nur die wenigsten. Dafür gibt es zudem bereits eine eingeführte Veranstaltung: die Bierbörse in Benrath. Dass sich am vergangenen Wochenende nur ein paar Interessenten in der Großhalle verloren, darf also nicht verwundern. Mit anderen Worten: Das Bierfest in der Arena war eine Schnapsidee.

So weit wollten die wenigsten Politiker, die im Aufsichtsrat der Düsseldorf Congress Sports & Events (DCSE) sitzen, beim gestrigen Zusammenkommen des Kontrollgremiums gehen. Eindeutig festgehalten wurde aber, dass zu wenig Werbung für das "Premium Bierfest" gemacht wurde. Die Argumentation der Geschäftsführung, man habe halt alle Energien auf das unverhofft an Land gezogene Konzert von AC/DC konzentrieren müssen, wurde eher als schal empfunden.

Dass man das Scheitern schon kommen sah, zeigen Einladungen an Altenheime, die zu einem Stück Kuchen auf dem Arena-Rasen einluden. Nebenbei wurde im Anschreiben das Bier angepriesen und, wohl weil's zur Generation passt, auch Erdbeerbowle. Dass man an die Senioren gedacht hatte, empfand mancher Aufsichtsrat als sympathisch, schließlich sollen alle Düsseldorfer die Arena kennenlernen, andere stuften die Idee in die Kategorie Verzweiflungstat ein.

In Sack und Asche muss die Chefetage der DCSE aber nicht gehen. Sie hat etwas ausprobiert, es ist in die Hose gegangen. Das kann passieren. Vielleicht läuft es im nächsten Jahr mit mehr Werbung besser - wobei man sich eben auch die Freiheit nehmen sollte, darüber nachzudenken, ob ein Bierfest in der Arena zukunftsfähig ist. Eher dürfte ein Monster-Truck-Festival die Massen anziehen - solcherlei wollte einst Oberbürgermeister Joachim Erwin in der Arena sehen, als kritisch diskutiert wurde, ob es in der Halle genug Veranstaltungen geben werde.

Der Arena-Sommer in Gänze muss kein Flop werden. Das Public Viewing beim letzten Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft gehörte bei der RP-Rundfahrt eindeutig zu den gelungensten Veranstaltungen dieser Art - es passt ja auch zu einem Fußballstadion, und tatsächlich gab es sogar Schlangen an den Bierständen. Es stehen zudem noch ein "Networking Picknick" und ein Rap-Festival aus. Danach wird Bilanz gezogen.

Unter dem Strich geht es bei der Arena um eine erfolgreiche Fortuna und ausreichend Konzerte. Beim letztgenannten Punkt war 2015 eher mau, das räumten die DCSE-Manager bei der Jahresbilanz freimütig ein. Jetzt hatten sie mit Beyoncé, Paul McCartney und AC/DC drei Top-Events zu verzeichnen. Die werden in Düsseldorf auch erwartet, ebenso ein besseres Abschneiden der Fortuna. Dass die Großhalle auch durch Firmen genutzt wird, ist gut fürs Ergebnis (2015 war Rekordumsatzjahr), aber nicht publikumswirksam. Da fallen jedoch andere Ansätze positiv auf: Mit der Electri_City-Konferenz wird im Oktober Düsseldorfs Ruf als Stadt der elektronischen Musik gefeiert, es finden dazu Konzerte mit David Guetta und Jean-Michael Jarre statt. Auf diese Form der Kreativität kann man anstoßen.

(ujr)
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