Ausbildungszentrum vor dem Aus AQZ hofft auf einen Retter

Düsseldorf · Nach der Steuer-Entscheidung der Bezirksregierung steht das Ausbildungszentrum AQZ vor dem Aus. Geschäftsführer René Kruk hofft darauf, dass ein "weißer Ritter" die Schließung Bildungsstätte verhindert. Grüne und SPD fordern, die Stadt müsse helfen. OB Elbers kündigte eine Prüfung an.

 Blick in den modern ausgestatteten Innenraum des Ausbildungszentrums AQZ in Benrath: Das Gebäude wurde so erst 2009 eröffnet und kostete 5,5 Millionen Euro - ein Großteil stammt aus Steuergeldern.

Blick in den modern ausgestatteten Innenraum des Ausbildungszentrums AQZ in Benrath: Das Gebäude wurde so erst 2009 eröffnet und kostete 5,5 Millionen Euro - ein Großteil stammt aus Steuergeldern.

Foto: B�

René Kruk, Geschäftsführer des Ausbildungs- und Qualifizierungszentrums (AQZ) in Benrath, hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. "Vielleicht kommt ja doch noch Bewegung in die Sache, und ein weißer Ritter rettet das AQZ noch in letzter Minute", sagt Kruk. Ein solcher Retter könnte ein Unternehmen sein, das großes Interesse an einer qualifizierten Ausbildung hat, oder die Stadt Düsseldorf.

Das AQZ, das einen Antrag auf Insolvenz gestellt hat, ist durch eine Steuerprüfung in besondere Bedrängnis geraten. Das Finanzamt hatte angemerkt, die Bildungseinrichtung sei kein wirtschaftliches Unternehmen im engeren Sinne und daher nicht berechtigt, bei gekauften Waren und Dienstleistungen die Mehrwertsteuer abzuziehen - und das rückwirkend für die vergangenen fünf Jahre. Die Entscheidung darüber fällte die Bezirksregierung Düsseldorf. Die finanzielle Last daraus liegt bei gut einer Million Euro. "Ohne diese Entscheidung wäre das AQZ sanierungsfähig gewesen. Mit dieser Änderung der Rechtsauffassung durch die Bezirksregierung ist eine Sanierung nicht möglich", sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Biner Bähr im Gespräch mit der Rheinischen Post. Der Verwalter könnte Widerspruch gegen die Entscheidung einlegen, winkt aber ab: "Solche Rechtsmittel einzulegen, würde eine längere Zeit in Anspruch nehmen. So lange hält das AQZ finanziell nicht durch", sagt Bähr. Das AQZ doch noch zu retten sei, wenn überhaupt, eine politische Entscheidung.

Die SPD will eine Schließung des Ausbildungszentrums nicht hinnehmen. "Das AQZ in Benrath erfüllt einen wichtigen sozialpolitischen Auftrag für die Jugendlichen im Düsseldorfer Süden. Nun steht es durch die Entscheidung der Regierungspräsidentin vor dem endgültigen finanziellen Aus. Da dürfen wir nicht tatenlos zusehen. Die Stadt muss helfen", fordert Walburga Benninghaus, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion. "Sowohl im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit als auch gegen den Fachkräftemangel ist das AQZ unverzichtbar", sagt Bürgermeisterin Gudrun Hock (SPD). "Die Verwaltung muss sicherstellen, dass der Betrieb der Einrichtung zunächst fortgeführt wird." Die SPD-Ratsfraktion wolle Oberbürgermeister Dirk Elbers in einem Schreiben bitten, die Angelegenheit zur Chefsache zu machen. Auch Iris Bellstedt, Sprecherin der Grünen-Ratsfraktion, fordert: "Die Fraktionen müssen sich an einen Tisch setzen und versuchen, das Gespräch mit Regierungspräsidentin Anne Lütkes zu suchen. Ich glaube aber, dass sie rechtlich keine andere Handhabe hatte." OB Elbers kündigte eine umfassende Prüfung der Situation und eine Abstimmung mit allen Beteiligten an. Die Stadt ist über die Zukunftswerkstatt mit zehn Prozent am AQZ beteiligt. Die FDP warnt für den Fall einer Hilfe durch die Stadt davor, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. "Das AQZ hat sich mit dem Neubau vor zwei Jahren überhoben. Wir können es preiswerter", sagte FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus.

Die 19 Angestellten des AQZ kämpfen dafür, die Ausbildung der 330 Azubis sicherzustellen. "Wir arbeiten daran, sie in anderen Bildungseinrichtungen in Velbert und Leverkusen unterzubringen. Es ist fraglich, wie schnell das geht", sagt AQZ-Geschäftsführer Kruk. Die eigenen Auszubildenden der Einrichtung werden von den Firmen Demag und Komatsu übernommen. Wahrscheinlich wird der Abschluss der Ausbildung in den Entsendebetrieben stattfinden, sagt Kruk. Und darunter werde die Ausbildungsqualität leiden. Viele Betriebe seien selbst nicht so gut ausgestattet, dass sie alle Facetten der jeweiligen Berufe abdecken könnten.

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