Einzigartiger Varieté-Neubau Apollo Varieté feiert zehnjähriges Bestehen

Comedy, Artistik, Jonglage oder Magie - seit zehn Jahren stehen die besten Künstler ihres Faches im Apollo Varieté auf der Bühne. Bei der Grundsteinlegung am 5. Februar 1997 haben wohl nur wenige solch eine Erfolgsgeschichte wie die des Apollo Varietés erwartet. Mit dem ersten - und bisher einzigen - Varieténeubau nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland erfüllte sich Roncalli-Gründer Bernhard Paul einen Traum. Unterstützt vom damaligen NRW-Ministerpräsidenten und späteren Bundespräsidenten Johannes Rau wurde die Düsseldorfer Varieté-Tradition wieder belebt. Denn schon 1899 gab es in Düsseldorf ein Apollo Theater, das bis Mitte des 20. Jahrhunderts Maßstäbe in der Unterhaltung setzte. Mit dem Programm "Jubilee" feiert das Haus am 17. August Premiere nach der Sommerpause.

"Jubilee" zum Apollo-Jubiläum
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"Jubilee" zum Apollo-Jubiläum

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Foto: Apollo Variete

Heute ist das neue Haus unter der Rheinkniebrücke aus dem Düsseldorfer Kulturleben nicht mehr wegzudenken. Mit seinen rund 500 Plätzen zählt das Apollo zu den größten Varietés Europas. Die außergewöhnliche architektonische Konstruktion überrascht auch zehn Jahre nach ihrem Bau: Ein Dach, das nur 40 Zentimeter unter der Rheinkniebrücke liegt und ein fantastischer Panoramablick auf den Rhein faszinieren die Zuschauer Abend für Abend.

10 Jahre Apollo — das heisst 71 Programme, 760 artistische Darbietungen und 4.160 Shows. Das klassische Nummerngirl-Varieté wechselt sich mit träumerischen, theaterhaften Inszenierungen und modernen Conférencier-Programmen ab.

Der Varieté-Neubau orientierte sich an dem alten Apollo, das Ende des 19. Jahrhunderts in Düsseldorf gebaut wurde. Auf Anregung des späteren Oberbürgermeisters Wilhelm Marx startete der ehemalige Druckereibesitzer Carl Kraus den Versuch, ein Varieté zu errichten. Ein geeigneter Bauplatz entstand auf dem Gelände der ehemaligen Bahnhöfe der "Cölln-Mindener-" und "Bergisch-Märkischen"-Eisenbahnen am heutigen Graf- Adolf-Platz. Schon am 25. Juli 1898 erfolgte der erste Spatenstich für dieses ehrgeizige Projekt. Nicht nur für Theaterzwecke, sondern auch für Zirkusvorstellungen, Konzerte, öffentliche Veranstaltungen, Bälle und Ausstellungen sollte das Apollo dienen.

Am 16. Dezember 1899 hob sich im Apollo der Bühnenvorhang zur Eröffnungsgala. Das Apollo erlebte im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts eine erste Blüte und war europaweit bekannt. Die französische Sängerin Yvette Guilbert wurde 1901 im Apollo bejubelt, internationale Akrobatik-Truppen, Jongleure und Tierdresseure reichten sich die Türklinke der Garderobe. Ching-Ling-Foo, der original chinesische Zauberer mit seiner Truppe, zeigte 1905 einen 2-köpfigen Knaben und eine kleinfüßige Chinesin. Richard Sawade, der Meister der Tiger, und die "weiße Dame" Therese Renz auf dem Pferd präsentierten weitere beliebte Tiernummern. Später machten die Gebrüder Desprez einen zweifachen Salto mit einem Auto über den Köpfen des speisenden Publikums ohne Netz.

Doch die Wirtschaftslage des Hauses zwang zu einem einschneidenden Schritt: Das Apollo wurde 1930 dem Geschäftsbetrieb der UFA Berlin übergeben. Unter ihrer Leitung wurde das Apollo 1931 umgebaut. Das Schwergewicht des Programms lag nun auf Filmvorführungen. 1942 fiel eine Brandbombe in das Apollo-Gebäude und zerstörte die Inneneinrichtung.

Der Wiederaufbau des Apollo begann im Frühjahr 1948 unter dem Architekten Huhn. Direktor Genandt eröffnete im April 1950 mit dem im 2.Weltkrieg gedrehten Film "Die kleine Hofmusik" das Apollo neu. Der Filmteil war weiterhin Schwerpunkt im Apollo-Programm. 1952 gab es eine Fernseh-Übertragung der Krönung von Königin Elisabeth von England, 1954 präsentierte eine sensationelle Großbild-Leinwandprojektion die Ereignisse um die Fußball WM. Doch auch spektakuläre Veranstaltungen konnten das langsame Sterben des Apollos nicht verhindern. Im März 1959 schloss sich der Bühnenvorhang nach der Aufführung des Films "Das Land des Lächelns" zum letzen Mal. Das Apollo wurde ein großes und wichtiges Fernsehstudio für den damaligen Sender NWDR.

Seit zehn Jahren sind die Hauptattraktion wieder internationale Spitzenartisten, die in den regelmäßig wechselnden Produktionen das Publikum in ihren Bann ziehen. Dies soll auch in Zukunft so bleiben. Denn wenn das Apollo am 17. Oktober seinen Geburtstag feiert, werden nicht nur zehn Jahre Erfolgsgeschichte gewürdigt, es soll auch ein Startschuss für ein neues Jahrzehnt voll atemberaubender Spannung, traumhafter Inszenierungen und ausgelassener Freude sein.

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