Schließung vom Tisch Apollo-Chefs überzeugen Gema

Düsseldorf · Apollo-Leiter Ruud Steenhuisen, Theatergründer Bernhard Paul und Chefs von anderen Varietés haben gut verhandelt: Die Gema will die Gebühren doch nicht so stark steigern. Die angedrohte Schließung ist damit vom Tisch.

Das Gespräch hat sich gelohnt. Apollo-Chef Bernhard Paul und Theaterleiter Ruud Steenhuisen konnten gemeinsam mit anderen Varieté-Leitern die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) davon überzeugen, ihre Tarifreform noch einmal zu überdenken. In dem Gespräch in Hamburg kam der Verband, der die Rechte von Komponisten vertritt, den Varietés deutlich entgegen. "Es gibt zwar immer noch viele Unklarheiten, eine existenzbedrohende Steigerung ist aber vom Tisch", berichtet Steenhuisen.

Apollo-Chef und Zirkusdirektor Bernhard Paul hatte bei der Jubiläumsfeier in der vergangenen Woche überraschend mit einer Schließung des Apollo gedroht, wenn die Gema ihre Pläne durchsetzt. Denn das Varieté hätte nach dem ersten Entwurf ab April kommenden Jahres 700 000 Euro Gebühren im Jahr für die Rechte an der abgespielten Musik zahlen müssen - sieben Mal so viel wie bisher. "Wir hätten sofort Leute entlassen müssen", sagt Steenhuisen. Nach dem neuen Angebot der Gema muss das Varieté wohl künftig 150 000 Euro im Jahr zahlen. Das ist immer noch mehr als zuvor - aber machbar, meint Steenhuisen. "Die Gema hat uns verstanden."

Die Clubs und Kneipen in Düsseldorf, die ebenfalls eine drastische Erhöhung der Gema-Beiträge befürchten, haben von dem Verhandlungserfolg der Varietés nichts. Denn für sie laufen separate Verhandlungen, in denen sich zurzeit keine Einigung abzeichnet. "Wir rechnen immer noch mit einer deutlichen Erhöhung der Gebühren", sagt Tom Rameil, Betriebsleiter in der Nachtresidenz. "Für kleinere Clubs kann das existenzielle Folgen haben." Die Diskothek in der Nähe der Kö zum Beispiel hat sich mit vier anderen Einrichtungen zu einem Verband zusammengeschlossen und lässt sich rechtlich beraten. Wie hoch die Steigerung genau werde, wisse man noch nicht. "Ein Kunde hat kürzlich für eine Veranstaltung bei der Gema nachgefragt und keine konkrete Auskunft erhalten", sagt Rameil.

Hintergrund des Streits ist, dass die Gema die Urheber und Komponisten von Musikstücken stärker am Erfolg ihrer Werke teilhaben lassen will. Sie argumentiert, in der Vergangenheit sei zu wenig bezahlt worden - deshalb sei eine Tariferhöhung gerecht und angemessen. Der Plan hat deutschlandweit zu massivem Widerstand geführt.

Apollo-Chef Steenhuisen erwartet, dass das neue Angebot der Gema bis Freitag in Schriftform eintreffen wird. Die Verhandlungen für die Varietés werden dann zwar noch in Detailfragen weitergehen, Steenhuisen kann sich nun aber vor allem wieder angenehmeren Dingen widmen: Am 2. November startet die Weihnachts-Show im Apollo, dazu laufen die Vorbereitungen, weil das Apollo ab 2013 die Gastronomie im Haus selbst übernehmen wird. Und dann feiert Steenhuisen kurz nach Silvester eine persönliche Premiere: Dann führt der Niederländer, der das Apollo seit Anfang 2012 leitet, das erste Mal bei einer Show Regie.

(jco/ila)
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