Düsseldorf Anwälte, die keines Richters Liebling sind

Düsseldorf · Die Sozietät Thomas, Elsner, Deckers und Wehnert ist berühmt für die spektakulären Prozesse, die sie führte und oft auch gewann. Derzeit vertreten sie Formel-I-Boss Bernie Ecclestone - und Kunstberater Helge Achenbach.

 Rechtsanwalt Sven Thomas (l.) und sein Mandant Ecclestone.

Rechtsanwalt Sven Thomas (l.) und sein Mandant Ecclestone.

Foto: ap

Seinen derzeitigen Mandanten Bernie Ecclestone zu überragen, ist kein Kunststück - der unter Korruptionsverdacht stehende Formel-I-Boss (83) ist sehr klein. Aber Sven Thomas (66) macht selbst bei großgewachsenen Prozessteilnehmern immer den Eindruck, größer zu sein als sie - nicht nur länger. Denn der Düsseldorfer Anwalt mit den markanten, manche sagen: Furcht einflößenden Gesichtszügen und dem nach hinten gegelten, langen grauen Haar ist vor Gericht eine berühmt-berüchtigte Größe.

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Foto: Probst

Was er kostet, kann nur gemutmaßt werden, aber für soziale Tarife steigen er und seine Partner nicht in den Ring.

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Foto: Schmidt
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Was er oder seine Kollegen zum Stand der Dinge sagen? Gar nichts. Sie schweigen. Sie geben nicht mal zu, einen Mandanten namens Achenbach zu haben, jedenfalls nach außen. In Justizkreisen ist allerdings bekannt, dass Achenbach sich von einem Champions-League-Team der Strafverteidiger betreuen lässt.

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Foto: Endermann, Andreas (end)

Dass schon viele vor ihm das taten, beweist eine Art Referenzliste, die man im Internet leicht findet. Als der frühere (und inzwischen verstorbene) Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff wegen des Verdachts der Korruption unter Druck geriet, bat er in Düsseldorf um Hilfe. Wuppertals Oberbürgermeister Hans Kremendahl tat es ihm 2002 nach. Schließlich glaubte auch der damalige Mannesmann-Chef Klaus Esser, er brauche die beste Hilfe, die es für Geld gibt, als man ihm vorwarf, bei der Übernahme durch Vodafone und Zahlung von zig Millionen als Abfindung an ihn sei nicht alles mit rechten Dingen zugegangen. Esser wurde nicht verurteilt. Auch Josef Ackermann (Deutsche Bank), Thomas Middelhoff (Bertelsmann, Karstadt) Heinrich von Pierer (Siemens) und andere mehr oder weniger Große des Wirtschaftslebens, die plötzlich in die Mühlen der Justiz gerieten, heuerten diese Düsseldorfer Sozietät an.

Das Muster ist meist vergleichbar: Prominenter Wirtschaftsmensch agiert mit viel Geld und wird plötzlich zum Gegenstand strafrechtlicher Würdigung. Immer geht es um höhere Summen, und fast immer beteuern die Betroffenen, unschuldig zu sein. Damit das Gericht das auch glaubt, tritt das Team mit und hinter Sven Thomas an - und vor allem Thomas gibt einer Hauptverhandlungm stets den besondern Touch. In einem Porträt über ihn heißt es: "Wenn es für die Reichen und Mächtigen brenzlig wird, muss Thomas ran. Seine Mischung aus Charme, Leutseligkeit und ruppigem Auftreten ist bei den Anklägern der Republik gefürchtet. Messerscharf sind seine Plädoyers, sein Gespür für Schwächen in der Anklage ist berüchtigt."

Anders als andere Anwälte, die die Öffentlichkeit regelrecht suchen, leistet sich diese Sozietät - anders als im Gerichtssaal - selbstbewußtes Schweigen. Sie braucht keine Nennung von Namen, um Aufmerksamkeit zu erregen - die hat sie längst durch die spektakulären Verfahren, die sie zur Zeit führt und geführt hat. Also: Zitate und Stellungnahmen nur dann, wenn es den Verteidiger in Wirtschaftsstrafsachen ins Konzept passt - das wird sehr kühl kalkuliert.

Passend zum Renommee ist der Standort der Kanzlei. Man sitzt an der vornehm-zurückhaltenden Wasserstraße direkt am alten Ständehaus, dem K 21 - in Top-Lage Düsseldorfs. Die Klienten, die hilfesuchend vorbeikommen, dürften solche Adressen gewohnt sein. Schließlich wohnen sie fast immer selber unter besten Adressen.

(RP)
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