Eltern-Kolumne Von kleineren Klassen darf man noch träumen

Düsseldorf · Antje Schuh (54) ist Vorsitzende der Elternschaft Düsseldorfer Schulen (EDS) und Mutter zweier Töchter. Im Oktober gibt sie ihr Amt auf.

 Antje Schuh ist EDS-Vorsitzende.

Antje Schuh ist EDS-Vorsitzende.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Wie aufregend war vor mehr als zehn Jahren der erste Schultag unserer großen Tochter, eine neue Ära begann. Wir ärgerten uns über mangelnde Ausstattung, zu wenig Sport, marode Gebäude und fehlende Lehrer. Und, oh Schreck: Unsere beiden Töchter hatten das „Glück“, dass ihre Klassenlehrerin sehr schnell schwanger wurde und beide Kinder hatten in der Grundschulzeit jeweils fünf unterschiedliche Klassenlehrerinnen.

Sie haben es überlebt! Die erste hat ihr Abitur im letzten Jahr gemacht und studiert. Unsere Jüngere weilt derzeit für ein Austauschjahr in Kanada und fühlt sich dort so wohl, dass man überhaupt nichts von ihr hört. Da muss man dann als Eltern zurückstecken und Stärke zeigen, denn: No news are good news! Die Erkenntnis schmerzt: Unsere Kinder kommen gut alleine und vor allem ohne uns zurecht. War es nicht genau das, was wir wollten?

Was haben wir als Pflegschaften in den letzten Jahren nicht alles initiiert: drei Demos, Vernetzung der Stadt- und Kreisschulpflegschaften, einen Verbesserungskatalog für den Landtag erarbeitet, Forderungen an die Verantwortlichen gestellt und Wünsche geäußert. Viel haben wir gemeinsam erreicht, doch man wird ja noch träumen dürfen: Von kleineren Klassen, modernen Ausstattungen, effizienteren Lehrmethoden, mehr Möglichkeiten, die Kinder mit Experimenten zu begeistern, von einem weiteren Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten, von Inklusion, von schickeren Räumlichkeiten, so wie sie in dieser schönen Stadt inzwischen bei Neubauten vorgesehen sind, nämlich gemäß den neuen Schulbaurichtlinien. Bundesweit ist Düsseldorf federführend im Schulbau.

Aber es gibt ganz großes Verbesserungspotenzial: Der Abbau von sozialen Unterschieden und Ungerechtigkeiten, die Stärkung der Schulgemeinschaft. Alle müssen helfen: Kinder, Eltern und Lehrkräfte! Auch unseren Hausmeistern und den  Sekretärinnen gebührt an dieser Stelle mein persönlicher großer Dank. Und natürlich den vielen großartigen Erziehern und Lehrkräften, die unsere Kinder über die Jahre begleitet haben.

Im Oktober gebe ich den Vorsitz der stadtweiten Pflegschaft EDS ab. Was ich mir wünsche? Dass unsere Gesellschaft aufhört, immer nur auf die Defizite zu gucken und endlich  lernt,  die Stärken eines jeden Einzelnen zu erkennen.

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