Annelies Böcker aus Düsseldorf Kämpferin für schönes Leben in der Stadt

Düsseldorf · Annelies Böcker ist seit 43 Jahren im Stadtrat und will vielleicht noch einmal antreten. Sie setzt sich auch im Stadtteil ein.

 Dem Vorschlag, sich im "Oma Erika" am Hermannplatz zu treffen, ist Annelies Böcker gern gefolgt. "Klar, das ist doch mein Wahlkreis."

Dem Vorschlag, sich im "Oma Erika" am Hermannplatz zu treffen, ist Annelies Böcker gern gefolgt. "Klar, das ist doch mein Wahlkreis."

Foto: Ruhnau

Es war wie ein Glaubenskrieg. Alle gegen eine. Die CDU-Fraktion wollte 2006 ihrem Oberbürgermeister Joachim Erwin folgen und für den Bau der Düsseldorf Arcaden in Bilk stimmen. Natürlich geschlossen. Das musste sein, schon weil sich der Bündnispartner FDP mit aller Kraft gegen das Vorhaben stemmte. Aber die Annelies Böcker stimmte im Stadtrat, obgleich zuvor mehrfach "enormer Druck" auf sie ausgeübt worden war, gegen die Arcaden.

"Eine konturlose, schmucklose Kiste", sagt sie, "man hat die prominente städtebauliche Situation nicht ausreichend beachtet. Ich bin heute noch überzeugter als damals, dass die Ablehnung richtig war." Ihre Fraktionskollegen schäumten. Mehrere verlangten ihren Ausschluss aus der Fraktion. Die Fraktionsführung ließ den Antrag jedoch nicht abstimmen. Der politische Widerhaken blieb.

Die Geschichte zeigt: Diese Frau ist eine Überzeugungstäterin und macht es sich und anderen nicht immer leicht. Die CDU-Frau ist überzeugte Demokratin, und das heißt in ihrem Fall: Man muss nicht der Meinung sein wie die anderen, auch nicht in der eigenen Fraktion. Dabei würde sie den Vorwurf weit von sich weisen, aus Prinzip gegen alles oder möglichst viel zu sein. "Man muss einen Kompass und grundsätzliche Überzeugungen haben und davon die Einzelentscheidungen ableiten." Das gilt für die große Politik sowie die auf Stadt- oder Stadtteilebene. Böcker ist dort schon sehr lange engagiert: Sie ist Gründungsmitglied der Bezirksvertretung Flingern/Düsseltal, ebenso lange hat sie einen Sitz im Stadtrat.

Bald unvorstellbare 43 Jahre Kommunalpolitik sind so zusammengekommen. Und es muss noch lange nicht das Ende sein. "Warum soll ich 2020 nicht noch einmal antreten", fragt sie rhetorisch. Nächstes Jahr wird sie 80. Na und? "Wenn ich gesund bleibe, kann ich doch weitermachen. Meine Mutter ist 94 geworden." Sie bringe viel mit, was für die Politik nützlich sei. Erfahrung könne man nicht kaufen.

Geboren wurde Annelies Böcker in Innsbruck. 1964, da war sie Mitte 20, kam sie wegen einer Firmenveranstaltung nach Düsseldorf - und blieb am Ende der Liebe wegen. Die Eltern hatten ein Elektroinstallationsgeschäft und waren auch Händler. Sie vertrieben Waschmaschinen. Damals ein Luxusprodukt, für das der Name Constructa stand. Das Düsseldorfer Unternehmen hatte den ersten Waschvollautomaten mit Glasscheibe entwickelt. Böckers späterer Mann war dort Exportleiter, sein Vater Vorstand.

Ein politischer Kopf sei sie stets gewesen, im Internat sei sie das einzige Mädchen mit Tageszeitungs-Abo gewesen. Sich in einer Partei zu engagieren, war fast ein Automatismus. Den Mann oder die beiden Kinder konnte sie nicht dafür begeistern. Wenn sie wieder in einen Ausschuss ging, habe Tochter Therese, heute 47 und Lehrerin, sie gefragt "Wen schießt du denn da aus?".

Ihre Heimat war und blieb das Zooviertel. Und mit dem Begriff Heimat machte sie 1975 auch Wahlkampf. "Das Wort wirkte damals altmodisch." Sie stand dazu. Noch vor dem Einzug in den Stadtrat setzte sich Böcker für den Umbau des Schillerplatzes ein, der dann auch kam. Heute wettert sie, dass es mit dem Umbau des gleichen Platzes nicht weitergeht, weil der politische Gegner Gelder nicht freigibt. Überhaupt liegt ihr das Grün am Herzen. Die Neugestaltung des Zooparks nach Sturm "Ela" ist für sie ein Armutszeugnis. Zu wenig Sträucher und Blumenbeete, die Abgase kämen ungehindert in den Park. Hauptsache, alles sei mit großen Maschinen einfach zu pflegen.

Wenn Böcker über diese Themen spricht, wird sie sehr entschieden. Das Stadtklima müsse verbessert werden, zur Not müsse man das Thema wachsende Stadt beenden. "Lieber bestehende Häuser aufstocken, als Gewerbe in einem Hinterhof durch Wohnbauten ersetzen. Da gehört Grün hin." Und es interessiert sie mehr. Obgleich Mittelstandsfrau, ist sie etwa gegen mehr Sonntagsöffnungen. "Die Sonntagsruhe ist ein kulturelles Gut. Sie ist wichtig für die Menschen."

(ujr)
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