Wird die Düsseldorfer Kö zur Fußgängerzone? Anlieger kämpfen für Autos auf der Kö

Düsseldorf · Der Widerstand gegen eine Königsallee als Fußgängerzone wächst in Düsseldorf. Oberbürgermeister Thomas Geisel will eine Lösung im Konsens, aber die Dominanz des Autos soll auf jeden Fall verringert werden.

Kö in Düsseldorf: Bilder der Königsallee früher und heute
24 Bilder

Die Königsallee in Düsseldorf im Wandel der Zeit

24 Bilder
Foto: dpa, Martin Gerten

Die Kö-Anlieger lehnen die Einrichtung eines Autoverbots auf der Kö rundweg ab. Dies haben sie Oberbürgermeister Thomas Geisel in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt. Peter Wienen, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Königsallee, berichtete auf der Mitgliederversammlung am Mittwoch, Geisel habe versprochen, nichts gegen den Willen der Einzelhändler zu unternehmen. Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW, kündigte andernfalls harten Widerstand an. Geisel betonte am Abend, ein Konsensmodell suchen zu wollen. Die Händler sollten überlegen, ob dauerhaft 50 Prozent des öffentlichen Straßenraums durch Autos blockiert sein müsse. Er brachte einen „shared space“, also einen geteilten Raum auch mit Fußgängern, ins Gespräch. Den Park-Such-Verkehr sieht er dauerhaft nicht auf der Kö. Weitere Experten untermauerten die Ansprüche der IG Kö, die weitere Zukunftspläne diskutierte. Die wichtigsten Infos:

Fußgängerzone Hans Paffrath berichtete vom Treffen mit Geisel. Der habe klargemacht, mit dem Autoverbot die Aufenthaltsqualität verbessern zu wollen. Die Autos seien teils auch zu laut. „Das ist aber ein Fall für die Polizei“, sagte Paffrath.

Britta Kutz, Direktorin des Interconti, berichtete, dass die gute Erreichbarkeit den Aufenthalt der Gäste aus aller Welt aufwerte. Schon jetzt bekomme man negatives Feedback, wenn etwa wegen des Marathons die Kö gesperrt sei. Man habe mittlerweile mehr Gäste aus dem Mittleren Osten als aus Deutschland, und für die gehöre „der Show Case Auto vor Hotel“ dazu. „Viele kaufen sich hier Autos“, sagte Kutz. Mercedes stelle eine Flotte vor der Tür ab, dann würden fünf M-Klassen ausgesucht.

Diese Klientel wird ergänzt durch Zielkunden, die aus einem Umkreis von bis zu 150 Kilometern extra zur Kö kämen, um hier die besondere Handtasche oder Uhr zu kaufen. „Diesen Leuten können wir nicht sagen, sie müssen auf die Bahn umsteigen“, sagt Wienen. Er wies auf eine Untersuchung der IHK hin, nach der 84 Prozent der Befragten wegen des Einkaufens in die Düsseldorfer Innenstadt kämen. Ein Spitzenwert, dahinter rangiert München mit 72 Prozent.

Handelsexperte Jürgen Kreutz (Comfort) sagte, Düsseldorf habe die zweithöchste Kaufkraft unter deutschen Metropolen (nach München), beim Thema Mode sei Düsseldorf in puncto Anziehungskraft die Nummer 1. Die fünf besten Luxus-Einkaufstraßen seien allesamt mit dem Auto erreichbar, international sei es bis auf wenige Ausnahmen nicht anders. Die Kö sei mit 31 Metern für eine Fußgängerzone zudem viel zu breit, 10 bis 14 Meter seien optimal.

Neuerungen ist man auf der Kö andererseits nicht abgeneigt: Die Kö-Anlieger hätten gerne Ladestationen für E-Mobile sowie Parkplätze für Car-Sharer.

Verkaufsoffene Sonntage In Kürze soll es ein Spitzengespräch von Einzelhandel, Stadt, Kirchen und Verdi zu verkaufsoffenen Sonntagen geben. Der Handel möchte eine Linie mit der klagefreudigen Gewerkschaft finden. So sind zwar jetzt acht Sonntagsöffnungen erlaubt, für 2019 gibt es aber nur vier Anmeldungen, die die notwendigen starken Anlässe bieten – was entscheidend ist für die Rechtssicherheit der Genehmigung. Geplant sind der 20. Januar (Messe Boot), der 17. März (ProWein), 20. Oktober (K-Messe) sowie der 8. Dezember (Weihnachtsmarkt). Auch dieses Jahr soll es noch eine Sonderöffnung geben, und zwar am 9. Dezember. Zur Boot ist ein „Late Night Shopping“ am 25. Januar in Vorbereitung.

Neues Festival Frank Hartmann hat das Gourmet-Festival ausgebaut und zu einem vollen Erfolg gemacht. Jetzt will er einen Kö-Klassiker wiederbeleben und erweitern. Der Concours d’Elegance, den einst Auto Becker auf der Kö inszenierte, soll als Kö Elegance Festival wiederauferstehen. Untertitel: Automobile, Fashion, Food. In städtischen Ämtern gibt es Vorbehalte gegen eine „Über-Eventisierung“ der Kö, diese sieht die IG nicht – es gebe nur den Bücherbummel und das Gourmet-Festival. Wegen der Diskussion ist es für eine Premiere im Juni zu spät, sie wird frühestens 2020 stattfinden.

Verschönerung Die Girardet-Brücke soll saniert werden. Neue Blumenkübel und eine Verkleidung der Elektrokästen sind geplant.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Endstation
Abschied von Rheinbahn-Chef Clausecker Endstation