Angelika Firnrohr im Porträt Die Modestadt-Macherin

Düsseldorf · Angelika Firnrohr führt die Geschäfte des Fashion Net. Das Geheimnis ihrer Karriere? Freiheit statt Komfort.

 Angelika Firnrohr im Innside Hotel. Sie schätzt die Bar dort, weil sie direkt um die Ecke von Hallen mit den Showrooms großer Marken ist.

Angelika Firnrohr im Innside Hotel. Sie schätzt die Bar dort, weil sie direkt um die Ecke von Hallen mit den Showrooms großer Marken ist.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Was braucht der Mensch, um erfolgreich zu sein? Angelika Firnrohr braucht vor allem das Gefühl, jederzeit aufstehen und gehen zu können. „Ich bin ein sehr freier Mensch“, sagt die 62-Jährige. Sie sitzt im Restaurant des Innside Hotels in Derendorf (ihrem zweiten Wohnzimmer), ein Stück Kuchen unberührt an ihrer Seite, und erzählt beim Espresso, wie sie wurde, wer sie ist: wohlvernetzte Geschäftsführerin des Fashion Net mit langer Karriere als Dekorateurin, Deko-Leiterin, Beraterin zahlreicher namhafter Marken.

15 Jahre arbeitete sie für Gerry Weber, bis 2011. Sie entwickelte die Inneneinrichtung der Stores – quasi der Verpackung für die Mode, die Kundinnen kaufen sollten. Ihr Chef, Gerhard Weber, war kein einfacher Typ. „Er war genial, aber auch cholerisch“, erinnert sich Firnrohr. „Aber wenn wir ein Problem hatten, habe ich gesagt: Herr Weber, bitte schreien Sie mich nicht so an. Sonst gehe ich durch diese Tür und komme nicht wieder zurück.“ Sie lacht leise. „Natürlich darf man das nicht jeden Tag sagen, sonst nützt es auch nicht mehr.“

Dass Weber es ihr glaubte, hängt auch damit zusammen, dass sie es in den ersten Jahren ohne jede Schwierigkeit hätte machen können: Angelika Firnrohr arbeitete ohne Vertrag. Am Ende war es die Firma, die dann doch fand, man müsse mal etwas Schriftliches niederlegen. „Ich hatte nie einfache Chefs“, sagt Firnrohr. „Aber irgendwann habe ich mich damit abgefunden, dass man es als Frau in der Geschäftswelt schwer hat. Und dann habe ich selbst einfach vor allem Frauen eingestellt.“

In Derendorf kennt sie sich spätestens seit ihrer Zeit bei Gerry Weber gut aus. Die Firma baute hier die Halle 29, wo Modefirmen luxuriöse Showrooms unterhielten. Firnrohr, die sich unentbehrlich gemacht hatte, war betraut mit der Vermietung. „War ja nicht so, dass ich nicht schon genug zu tun hatte...“

Ausgemacht hat es ihr nichts. Die Arbeit war Angelika Firnrohrs Leidenschaft. Nach ihrer Ausbildung zur Dekorateurin bei Karstadt stieg die Sauerländerin schnell in die Zentrale Dekoleitung bei Hettlage auf. Chefin mit 24. An den Wochenenden fuhr sie in andere Städte, schaute dort Schaufenster an. 1984 wechselte sie zu Esprit nach Düsseldorf und entwickelte Konzepte für die Wareninszenierung in den Geschäften – damals ein ganz neues Feld. „Es geht darum, beim Betrachter einen Bedarf zu wecken“, sagt sie. „Frauen brauchen ja in der Regel keine weiteren Kleidungsstücke. Die Verpackung macht’s!“

Fleißig sei sie gewesen, sagt Angelika Firnrohr. „Klingt das komisch?“ Sie war viel auf Reisen. Es kam vor, dass sie nachmittags von einem Interkontinentalflug wiederkam – und abends die perfekte Gastgeberin für ihren großen Freundeskreis war. Ihren Mann hatte sie kennengelernt, als sie 16 war. Die beiden haben eine 30 Jahre alte Tochter.

Seit zehn Jahren engagiert sich Angelika Firnrohr beim Fashion Net. Vor zwei Jahren professionalisierte sich der Verein und machte sie zur hauptamtlichen Geschäftsführerin. „Düsseldorf ist nicht mehr der Messestandort für Mode“, sagt sie. „Das ist Berlin. Aber auf Messen kann man nicht ordern. Das passiert hier – das unsichtbare Geschäft.“

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