Düsseldorf Angeklagter bestreitet Aktienbetrug

Düsseldorf · Anleger um 2,2 Millionen Euro geprellt. 48-Jähriger sagt, er war nicht beteiligt.

Es sei alles ganz anders, als in der Betrugs-Anklage behauptet wird. Das versicherte ein 48-jähriger Kaufmann gestern als Angeklagter vor dem Amtsgericht und beteuerte, er sei an einem Millionenschwindel mit völlig wertlosen Aktien niemals beteiligt gewesen. Doch laut Anklage war er fast ein Jahr lang Vertriebsleiter eines spanischen Callcenters - und hat dadurch angeblich fast 80.000 Euro für seine Mitwirkung an den Aktien-Gaunereien kassiert. Um die Rolle des Angeklagten aufzuklären, brach das Gericht den Prozess gestern zunächst ab, will den Fall im Sommer komplett neu aufrollen.

Unter einem ähnlichen Namen wie dem, den in den USA ein erfolgreiches Pharma-Unternehmen führt, waren zwischen August 2011 und April 2013 über eine Düsseldorfer Firmenzentrale serienweise Aktienpakete von Telefonverkäufern angeboten worden. Der Haken dabei: Diese Aktien waren vollkommen wertlos - die Namensähnlichkeit mit dem US-Konzern war nur ein Trick, um Anleger um insgesamt 2,2 Millionen Euro zu prellen. Drei Drahtzieher dieses Schwindels sind dafür bereits verurteilt worden - und sollen den Namen des jetzt als Helfer angeklagten Kaufmanns genannt haben. Der 48-Jährige habe nämlich als Chef eines spanischen Callcenters fungiert, habe dortige Aktien-Interessenten nach Düsseldorf weiter vermittelt und sei dadurch an deren Verlusten beteiligt gewesen.

Dem hat der Angeklagte nun heftig widersprochen. Sein Anwalt beteuerte, der 48-Jährige (der inzwischen auf Sozialunterstützung angewiesen ist) sei damals "in eine Angelegenheit hineingeraten, die er nicht überblickt hat". So habe er nicht mal geahnt, dass jene Aktien nicht das Papier wert waren, auf dem sie gedruckt wurden. Ein Stellenangebot als Telefonverkäufer in Spanien habe er sogar abgelehnt, aber den Drahtziehern - angeblich arglos - immerhin zwei andere Interessenten für diese Stelle besorgt.

Danach sei er bloß noch als Vermittler aufgetreten, habe Namen von spanischen Kunden an die Düsseldorfer Zentrale weiter gegeben - und bei deren Abschlüssen fünf Prozent als Provision erhalten. Über den Wert der Aktien habe er nichts gewusst. Ob das alles so stimmt und warum der Angeklagte vom damaligen Chef-Trio dann als Leiter der spanischen Filiale bezeichnet wurde, sollen nun Zeugenvernehmungen ans Licht bringen.

(RP)
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