Prozess vor Amtsgericht Düsseldorf Junkie stiehlt reihenweise Pizza-Taxen

Düsseldorf · Auto zu fahren, ist wohl das Allerwichtigste für einen 34-Jährigen, sobald er im Drogenrausch ist. Und Pizza-Taxen – das fand er schnell heraus – werden von den Boten oft samt Zündschlüssel abgestellt. Diese Erkenntnis brachte ihn schlussendlich vor Gericht.

Amtsgericht Düsseldorf: Junkie stiehlt reihenweise Pizza-Taxen
Foto: dpa/Marcel Kusch

Im Ergebnis stieg der Süchtige also reihenweise in unbewachte Pizza-Taxen ein, düste davon. Ob das noch normal ist oder ob der 34-Jährige womöglich auch wegen einer psychischen Erkrankung als Folge von Drogenkonsum überhaupt schuldfähig war – das soll laut einer Entscheidung des Amtsgerichts Düsseldorf jetzt ein Gutachter prüfen.

Möglich wäre danach auch, dass der schon vielfach als Pizza-Taxen-Dieb vorbestrafte Junkie nicht in Haft muss, sondern in eine psychiatrische Klinik. „Wir haben es mit einem kranken Menschen zu tun“, so sein Anwalt. Und wies zugleich die Anklage wegen „gewerbsmäßigen Diebstahls“ der Lieferwagen zurück.

In der aktuellen Anklage beim Amtsgericht war zwar nur ein neuer Auto-Fall aufgelistet, aber in weiteren Fällen soll der Angeklagte zur Finanzierung seiner Sucht zwei Handys geklaut haben, einen Schulrucksack (aus einem Auto) und die Arbeitsjacke eines Kellners in einem Gasthof samt Generalschlüssel.

Formell sei das zwar alles richtig, so der Verteidiger. Aber der Junkie habe nie vorgehabt, auch nur ein Pizza-Taxi zu verkaufen: „Alle Autos kamen zurück zu den Besitzern – und zwar unbeschädigt!“ Der 34-Jährige, seit 17 Jahren drogensüchtig, habe auch in früheren Fällen damit nur herumfahren wollen. Was er nach der Entlassung aus einer Suchtklinik Anfang des Jahres sofort auch in anderen Großstädten in einer Vielzahl weiterer Fälle getan habe.

Sobald jetzt die Schuldfähigkeit des Angeklagten überprüft ist, will das Amtsgericht den Prozess gegen ihn neu aufrollen.

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