21 Monate Haft Betrüger legt Rentner mit angeblich krebskranker Tochter rein

Düsseldorf · Mit einer scharfen Zurechtweisung durch die Richterin und einer Haftstrafe von 21 Monaten hat das Amtsgericht am Dienstag den Betrugsprozess gegen einen Rumänen beendet. Für eine angebliche Krebsbehandlung seiner Tochter und eine eigene Operation hatte er Geld von einem Rentner erschwindelt.

Der 46-jährige Angeklagte gab zu, von Januar bis September einen 80-jährigen Rentner durch eine Kette von frei erfundenen Schicksalsschlägen zur Zahlung von mehr als 14.000 Euro gebracht zu haben. Nach fünf Vorstrafen wegen Eigentumsdelikten sah das Gericht für den Familienvater deshalb nun keine Chance auf Bewährung mehr.

Laut Geständnis erfand der Angeklagte zu Jahresanfang erst eine einjährige Tochter, die angeblich leukämiekrank sei und deshalb dringend ärztlicher Hilfe und Betreuung bedürfe. Schon mit dieser Lüge rührte er den alten Herrn aus Angermund so sehr, dass der Senior dem Angeklagten bei diversen Treffs in neun Raten insgesamt 650 Euro für die Behandlung des Kleinkindes in bar übergab. Danach erzählte der Angeklagte, die Tochter sei zwar gerettet worden, aber dann während einer Reise gestorben. Zudem zeigte der Angeklagte dem Rentner eine Geschwulst an seinem Bein, die angeblich tumorartig sei. Ohne Behandlung müsste das Bein des 46-Jährige amputiert werden. Diesmal händigte der 80-Jährige dem Angeklagten sogar mehr als 13.500 Euro in 16 Teilbeträgen aus.

Auch für eine angeblich erforderliche "Nachbehandlung" des schlimmen Beins hätte der Rentner weitere 1500 Euro an den 46-Jährigen gezahlt. Doch eine Bankangestellte wurde wegen der häufigen Barabhebungen des Seniors zuletzt stutzig, sie alarmierte die Polizei, sorgte so für die Festnahme des Angeklagten. Der ließ über eine Dolmetscherin am Dienstag ausrichten, er habe die Betrügereien zu Lasten des alten Mannes "wohl übertrieben", habe aber tatsächlich eine tumorartige Erkrankung am Bein — und außerdem habe er das Geld des Seniors ja schließlich "nicht gestohlen".

Die Richterin formulierte es anders: "Sie haben auf ziemliche miese Weise die Gutmütigkeit eines alten Mannes ausgenutzt!" Auch warf sie dem Angeklagten vor: "In Deutschland bewegen Sie sich wie in einer Art Selbstbedienungsladen!" Denn in Wahrheit hat der Angeklagte zwar eine Tochter, aber die ist schon elf Jahre alt und lebt in bester Verfassung bei ihrer Mutter in Italien. Wegen gewerbsmäßigen Betruges in insgesamt 27 Einzeltaten schickte die Richterin den 46-Jährigen deshalb jetzt für ein Jahr und neun Monate hinter Gitter.

(wuk)
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