Verkehrskolumne Das gute alte Ampelrennen

Düsseldorf · Einige Stellen in Düsseldorf laden Fahrer scheinbar geradezu dazu ein, bei Grün kräftig auf das Gaspedal zu treten.

 An der Immermannstraße werden aus zwei Fahrspuren eine. Drängler und Raser versuchen, als erste die Engstelle zu erreichen.

An der Immermannstraße werden aus zwei Fahrspuren eine. Drängler und Raser versuchen, als erste die Engstelle zu erreichen.

Foto: Oliver Wiegand

Ich fahre seit 33 Jahren mit dem Auto durch die Stadt. Früher in die Schule und zur Universität, später zur Arbeit oder zu Freunden und Verwandten. Was nie aufgehört hat, egal ob ich in einer Ente oder einem Mercedes unterwegs war: Die Ampelrennen. Nicht, dass jetzt jemand denkt, ich würde mit einem tiefergelegten Auto, lauter Musik aus den Bass-Boxen und mit einem Riesenheckspoiler geradezu drauf warten, dass mich irgendwer herausfordert. Ganz im Gegenteil, ich fahre meistens eigentlich eher zurückhaltend und vorausschauend.  Doch wenn man an einer zweispurigen Straße an einer roten Ampel steht und auf Grün wartet, gibt es nebenan fast immer jemanden, der meint, er wäre schneller an der nächsten Ampel. Die ganz nebenbei gesagt entweder ebenfalls wieder Rot zeigt oder eben nur Grün zeigt, wenn man mit Tempo 50 darauf zurollt. Grüne Welle. Das ist aber noch die harmlose Form des Ampelrennens. Kritischer wird es, wenn sich die Spuren von zwei auf nur noch eine verengen, wie etwa an der Immermannstraße in Richtung Hauptbahnof. Wie oft wollte ich dort einfach nur geradeaus fahren und musste eine Vollbremsung machen, weil jemand von rechts kam und mich abgedrängt hat. Nach links ausweichen auf die Bahnschienen ist ja unmöglich. Woran dieses Gedrängel liegt? Im Auto denken ja viele, sie würden in einer Raumkapsel sitzen und fühlen sich unangreifbar, groß, stark und überlegen. Es gibt auch Leute, die behaupten solche Drängler seien meist selbstverliebt und machtbesessen. Empathie und Gewissensbisse kennen sie wohl nicht. Andere Autofahrer nehmen sie als „Hindernisse“ auf ihrem Weg nach vorne wahr. So in 99 Prozent der Fälle reg ich mich schon gar nicht mehr auf und versuche, das innerlich weg zu lächeln  und Ruhe zu bewahren. An dem restlichen einen Prozent arbeite ich – täglich.

Oliver Wiegand

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