Altweiber-Bilanz von Feuerwehr und Polizei OSD nimmt Jugendlichen Alkohol ab

Düsseldorf · Polizei und Feuerwehr haben ihre Bilanz für Altweiber veröffentlicht: Es gab insgesamt mehr Einsätze, sowohl für Polizisten wie für Sanitäter – aber unterm Strich sind die Sicherheitsbehörden zufrieden. Denn es war auch sehr voll in der Altstadt.

 In der Altstadt trafen sich am Freitag Hunderte Jugendliche. Der OSD schritt ein und nahm einigen die mitgebrachten Getränke ab.

In der Altstadt trafen sich am Freitag Hunderte Jugendliche. Der OSD schritt ein und nahm einigen die mitgebrachten Getränke ab.

Foto: Gerhard Berger

Ausnahmezustand in der Altstadt: Am Karnevals-Freitag versammelten sich Nachmittags Hunderte Jugendliche auf dem Burgplatz und der Rheintreppe. Mit lauter Musik feierten sie, dazu floss der Alkohol – zu viel für manch einen, und so gab es bereits recht früh die ersten Ausfallerscheinungen. Während sich die Sanitäter einen Weg durch die Menge bahnten, posierten Verkleidete vor dem Rettungswagen für Fotos. Polizei und Ordnungsamt hielten hielten die feiernde Menge per Webcam und vor Ort im Blick und kontrollierten junge Teilnehmer. Die Feuerwehr war zwischenzeitlich wegen angeblich zahlreichen Notfälle alarmiert worden, zog zum Abend hin jedoch wieder ab.

Viele Passanten hatten nur ein mildes Lächeln für die hauptsächlich jugendlichen Feiernden übrig. Die ausgelassenen Karnevalsfreunde kletterten auf die Platanen am Burgplatz, Flaschen wurden in den Rhein geworfen und es roch auffällig nach Cannabis. „Der ganz normale Wahnsinn eben“, kommentierte ein Polizist das Treiben. Kreislaufprobleme oder übermäßiger Alkoholkonsum – das sind die häufigsten Gründe für die Einsätze, die die Düsseldorfer Feuerwehr an Karneval absolviert hat.

Doch die zahlreichen feiernden Jugendlichen am Freitag waren nicht der erste Höhepunkt des Düsseldorfer Straßenkarnevals in dieser Session, bereits am Altweiber-Donnerstag mussten die Einsatzkräfte immer wieder eingreifen. 1113 mal mussten die Beamten allein an Altweiber ausrücken. Die Notärzte und Mitarbeiter des Rettungsdienstes rückten zu 795 Notfalleinsätzen und Krankentransporten aus. Im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von 15 Prozent. Bis zum Abend wurden 318 Karnevalisten in den Hilfestellen medizinisch versorgt. Insgesamt 50 unter 18-Jährige behandelten die Helfer am Donnerstag aufgrund von zu viel Alkoholgenuss. 179 Personen wurden zur Behandlung in ein Krankenhaus transportiert. Dreh- und Angelpunkt vieler Einsätze war der Burgplatz. Innerhalb von weniger als vier Stunden waren dort rund 130 Patienten medizinisch zu versorgen.

Wegen einer Wetterwarnung vor Sturmböen entschied die Koordinierungsgruppe, die Feierlichkeiten im Außenbereich der Altstadt zu unterbrechen. Darüber hinaus mussten die Besucher das Festzelt am Burgplatz bis 19.45 Uhr verlassen. Die Besucher erfuhren über Lautsprecher von der Sturmwarnung. Die Einsatzkräfte des Ordnungs- und Sicherheitsdienstes (OSD) sorgten dafür, dass die Besucher das Festzelt über die Mühlenstraße verließen, um vorzubeugen, dass die benachbarten sehr vollen Altstadtstraßen noch stärker belastet wurden. Etwa 90 Minuten später gab es Entwarnung. Das Festzelt am Burgplatz blieb geschlossen, nach 21 Uhr konnte auch die Außengastronomie wieder öffnen.

Bereits zum elften Mal galt für Teile der Düsseldorfer Altstadt ein Glasverbot. Drei Feiernde erlitten trotzdem Schnittverletzungen durch Scherben. Vor allem am Bolker Stern lagen viele zerbrochene Flaschen. Im letzten Jahr gab es keine Schnittverletzungen an Altweiber durch Glas.

Der OSD war mit 240 (2019: 260) Kräften im Einsatz. Insgesamt 38 (2019: 69) so genannte Wildpinkler wurden erwischt und müssen das für diese Ordnungswidrigkeit fällige Bußgeld in Höhe von 70 Euro plus zusätzlicher Gebühr von 28,50 Euro entrichten. Die verminderte Anzahl der Wildpinkler ist aus Sicht des OSD auf das Angebot an öffentlichen Toiletten, das in diesem Jahr nochmals deutlich erweitert wurde, zurückzuführen. Bemerkenswert und unverständlich dabei ist, dass viele der Wildpinkler in der Nähe von öffentlichen Toiletten angetroffen wurden.

Dass es sehr voll war, hat auch die Düsseldorfer Polizei festgestellt. „Insbesondere an der Kurzen Straße entstand ein Knubbelpunkt“, sagte Thorsten Fleiß, Leiter der Polizeidirektion Mitte. Das Konzept sei aber trotzdem aufgegangen: starke Präsenz, konsequente Maßnahmen. 222 Mal kam es zu Einsätzen im Bereich der Polizeiinspektion Mitte, die mit Karneval zu tun hatten – das sind elf mehr als 2019. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt, weil Deliquenten Widerstand leisteten, konnten den Dienst jedoch fortsetzen.

48 Körperverletzungsdelikte wurden zur Anzeige gebracht, davon 9 gefährliche Körperverletzungen (Vorjahr: 37/7). Es kamen keine Messer zum Einsatz.

13 Personen wurden in Gewahrsam genommen – das ist recht wenig im Vergleich zu 2019, als es 36 waren. Die Polizei sprach auch weniger Platzverweise aus, nämlich 95 (Vorjahr: 144).

Fünf Autofahrer wurden mit Alkohol im Blut erwischt. Zwei Sexualstraftaten kamen zur Anzeige (Vorjahr: 3). Fleiß wies darauf hin, dass die Anzeigen sich auf „niederschwellige“ Delikte bezögen, es jedoch aber auch noch in den nächsten Tagen weitere Anzeigen in Bezug auf Altweiber geben könne, weil sich Opfer erst später dazu entschlössen.

(wie)
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