Bei Kanalarbeiten Altstadt: Grabgewölbe entdeckt

Düsseldorf · Beim Bau eines neuen Kanals entdecken Arbeiter neben den Resten der ersten Stadtmauer menschliche Gebeine in einem unterirdischen Raum. Er könnte zum ehemaligen Kreuzherrenkloster gehören.

 Im Bereich dieser Befestigungsreste, die an der Ursulinengasse bei Kanalbauarbeiten freigelegt wurden, liegt das Grabgewölbe.

Im Bereich dieser Befestigungsreste, die an der Ursulinengasse bei Kanalbauarbeiten freigelegt wurden, liegt das Grabgewölbe.

Foto: RP, Andreas Endermann

Ein kleines Loch in der ältesten Stadtmauer von Düsseldorf gab den Archäologen den Blick frei auf ein noch unbekanntes Stück Stadtgeschichte: Sie schauten in ein Gewölbe, auf dessen Boden menschliche Gebeine liegen. Ein Schädel und Skelettreste — Arm- und Beinknochen — entdeckten die Forscher. So etwas hatte keiner erwartet, "weil es in alten Plänen und Berichten keine Hinweise auf dieses Gewölbe gibt", berichtet Martin Vollmer-König vom Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege, der die Ausgrabungen in Düsseldorf beaufsichtigt und koordiniert. Eine Reihe von Indizien spreche dafür, dass das Gewölbe zum ehemaligen Kreuzherrenkloster gehöre.

Mit dieser Verbindung zum Kloster hatten die Fachleute nicht gerechnet. Sie waren nur davon ausgegangen, bei Kanalbauarbeiten im Bereich Ursulinengasse und Ritterstraße auf Reste der ersten Stadtbefestigung zu stoßen. Erwartungsgemäß waren die Arbeiter auch fündig geworden, als sie eine Grube für neue Kanalrohre ausbaggerten. Wie berichtet, stießen sie auf massive Ziegelmauern. Sie sind Teile der Befestigung Düsseldorfs zur Zeit der Stadterhebung im Jahre 1288. Damals lag die Stadt zwischen Rhein, Düssel, Ursulinengasse und Ritterstraße.

Detail-Untersuchungen

Das jetzt gefundene, bisher unbekannte Gewölbe wurde, so Vollmer-König, wahrscheinlich später angelegt, als die erste Stadtbefestigung nach einer Stadterweiterung und dem Bau einer neuen Mauer weiter östlich nicht mehr zur Verteidigung gebraucht wurde. "Es liegt nahe, dass die nutzlos gewordene Stadtmauer in den Bau des Kreuzherrenklosters einbezogen wurde", so der Archäologe. Die Ordensniederlassung (siehe Info) lag damals direkt vor der Stadtbefestigung. Denkbar sei es, dass ein Gewölbe zur Bestattung der gestorbenen Mönche angelegt wurde. Es liegt quer zur Ursulinengasse im Bereich der Ritterstraße.

Klarheit sollen Detail-Untersuchungen bringen, die nach den Karnevalstagen beginnen. "Die gefundenen Gebeine werden anthropologisch bestimmt, um beispielsweise Alter und Geschlecht zu bestimmen", erklärte Vollmer-König. Zuvor wird ihre Lage genau dokumentiert ebenso wie die Größe und die Beschaffenheit des Gewölbes, das bisher noch nicht bekannt war. Daraus könnten möglicherweise Rückschlüsse auf die Baugeschichte des Kreuzherrenklosters gezogen werden.

Bei der Erforschung des Gewölbes müssen die Archäologen behutsam vorgehen. Zum einen sollen die Reste der angrenzenden ältesten Stadtmauer möglichst nicht beschädigt werden, zum anderen muss die Statik des Gewölbes untersucht werden, damit ein Zusammenstürzen des Mauerwerks verhindert werden kann. Auf die archäologischen Untersuchungen nehmen die Kanalbauer Rücksicht und stimmen den Bau auf den Denkmalschutz ab.

(RP)
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