Soziale Stadt Altstadt-Armenküche fordert Sozialticket für zehn Euro

Düsseldorf · Seit 30 Jahren verteilen ehrenamtliche Helfer frisch zubereitetes Essen an Menschen mit geringem Einkommen. Der Bedarf ist in der Corona-Krise stark gestiegen.

 Pater Wolfgang, Marion Gather und Swantje Poschmann (v.l.) gehören zum Team der Altstadt Armenküche.

Pater Wolfgang, Marion Gather und Swantje Poschmann (v.l.) gehören zum Team der Altstadt Armenküche.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Am liebsten wäre es Bruder Wolfgang, die Armenküche könnte den Betrieb einstellen. Das würde bedeuten, dass es in Düsseldorf keine Menschen mehr gäbe, die auf ein kostenloses Essen angewiesen wären. Aus diesem Grund steht das 30-jährige Bestehen der Altstadt-Armenküche unter dem Motto „Schafft die Armenküchen ab!“. Das müsse kein Traum bleiben, sagt Vorstandsmitglied Pater Wolfgang Sieffert, wenn es Sozialleistungen gäbe, die zu mehr als nur zum Überleben reichen. „Wir fordern ein bezahlbares Sozialticket für zehn Euro im Monat“, sagt er. „Es fehlen in Düsseldorf auch viele Sozialwohnungen. Die Hälfte aller Düsseldorfer hat Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein.“ Weiter steigende Mieten und das Luxussanieren von Bestandswohnungen müssten gestoppt werden. „Wohnungen dürfen kein Teil des an Rendite orientiertem Markt sein.“

Seit Gründung der Altstadt-Armenküche in 1992 ist die Situation nicht besser geworden. Bis vor zwei Jahren kamen täglich bis zu 120 Personen zum Essen. Als die Corona-Pandemie begann, stieg diese Zahl auf mehr als 400 Gäste pro Tag an. Die Armenküche bewältigte diesen Bedarf, konnte aber die Portionen ausschließlich zum Mitnehmen anbieten. Zurzeit kommen täglich zwischen 200 und 300 Gäste, die wieder am Burgplatz essen. Drei Teilzeit-Mitarbeiter arbeiten in der Küche, zudem gibt es etwa 60 ehrenamtliche Kollegen und Kolleginnen sowie zwei Sozialarbeiter und eine Fachkraft für Verwaltungsaufgaben.

Finanziert wird der Betrieb der Altstadt-Armenküche ausschließlich durch Spenden. Finanziell steht die Armenküche stabil da, auch wenn die Kosten gestiegen seien. „Die Düsseldorfer Bürger haben ein großes soziales Bewusstsein. In 2021 haben wir deutlich mehr Spenden bekommen als im Jahr zuvor“, sagt Pater Wolfgang. In 2020 seien allein für Lebensmittel 120.000 Euro ausgegeben worden.

Wie sich der Krieg in der Ukraine und die in Düsseldorf ankommenden Geflüchteten auf die Altstadt Armenküche auswirken, sei noch ungewiss. Pater Wolfgang und seine Mitarbeiter beobachten die Lage aufmerksam. „Wenn wir irgendwo konstruktive Hilfe leisten können, sind wir mit unseren erfahrenen Fachleuten sofort dabei.“

Im Internet unter www.armenkueche.de gibt es mehr Infos.

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