Alltagshelden Die Alltagshelden
Benrath · Menschen aus dem Süden helfen anderen, die Krise während der Corona-Pandemie besser zu überstehen, fit zu bleiben und die Zeit zu überbrücken. Wir stellen drei sehr kreative Ideen vor.
Neben den Gefahren, Einschränkungen und Problemen bringt die Corona-Krise an verschiedenen Stellen auch das Beste in den Menschen hervor. In ganz Düsseldorf gibt es gegenseitige Hilfe und Unterstützung. Wir haben einige Beispiele von Alltagshelden aus dem Düsseldorfer Süden gesammelt, die trotz eigener Sorgen auch in der schweren Zeit an andere denken.
Die Benrather Nachbarschaftshilfe
Begonnen hat alles mit dem Angebot des Vereins Paulsmühler Jecken, für ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen im Stadtteil Einkäufe zu erledigen. „Das wurde aber nur begrenzt angenommen“, sagt Vereinsvorsitzender Michael Geier. Effektiv helfen konnten seine Mitglieder, als eine Kooperation mit der Spendeneinrichtung „Benrather Tüte“ zustande kam. Drei Wochen lang konnte diese aufgrund der geltenden Maßnahmen – und wegen ausbleibender Lieferungen der Tafel – den Betrieb nicht anbieten. Normalerweise können sich Bedürftige aus dem Düsseldorfer Süden dort einmal pro Woche Lebens- und Verbrauchsmittelspenden abholen. Seit zehn Jahren organisiert Hanne Watty die „Tüte“, als Corona den Alltag einschränkte, musste sie die Verteiltermine an der Dankeskirche absagen.
An dieser Stelle boten Geier und die Paulsmühler Jecken ihre Hilfe an. Watty sammelte Spenden von lokalen Geschäften und der Düsseldorfer Bürgerstiftung ein, die Jecken übernahmen die Auslieferung an die Haushalte. Zwar gab es zunächst Misstrauen gegen die unbekannten Lieferanten, nach Rückfragen bei der Benrather Tüte wurden sie jedoch dankend angenommen.
Außerdem unterstützen die Paulsmühler Jecken die Benrather Heimathilfe, eine Spendenaktion, ins Leben gerufen von Wilfried Loth von der Heimatgemeinschaft Großbenrath. Über 13.000 Euro haben Vereine und Privatpersonen aus dem Düsseldorfer Süden bereits gespendet, das Geld kommt der örtlichen Diakonie zugute, die davon Projekte für alte und bedürftige Menschen finanziert.
„Unsere Mitglieder setzen sich gern für andere ein, zumal jetzt, da viele durch Homeoffice und Kurzarbeit mehr Zeit haben“, so Geier von den Paulsmühlern. Er hat in der Krise jedoch Sorgen: Der Bunker, normalerweise die wichtigste Einnahmequelle des Vereins, steht leer, fünf Großveranstaltungen mussten bereits ausfallen, und auch in Zukunft kann im Bunker – wenn überhaupt – nur eingeschränkt gefeiert werden. Der Verein hat sich um Fördergelder bemüht. „Wir versuchen zu überleben, aber wir haben keine Reserven, und ich mache mir Sorgen um die Zukunft“, gibt Geier zu.
Fitness und Kulanz
Das Studio Hassels Fit auf dem Gelände der SG Benrath Hassels wird von Sandra und Udo Löper mit einem kleinen Team betrieben. Ab dem 19. März war der Trainingsraum leer, die Löpers haben die Zeit für Renovierungen genutzt. Und sie haben ihre Kunden nicht allein gelassen: Wer wollte, durfte sich Trainingsgeräte mit nach Hause nehmen: Hanteln, Gewichte, sogar Stepper und Trimmräder – ohne Gebühr, ohne Pfand, nur gegen eine Unterschrift. Dazu gibt es regelmäßig Videos vom Hassels-Fit-Team im Internet, von Kraftübungen der Trainer bis zu gesunden Rezepten der Gastro-Angestellten. „Wir mussten zwar auf Kurzarbeit umstellen, troztdem ist das ganze Team dabei – und wir tun unser Bestes, um zumindest niemandem kündigen zu müssen“, sagt Udo Löper. Trotzdem werde es mit jedem Tag schwieriger.
Damit das kleine, inhabergeführte Fitnessstudio es über die schwere Zeit schafft, hat ein Großteil der Mitglieder freiwillig auf das Aussetzen des Mitgliedsbeitrags verzichtet. Ehepaar Löper zeigt sich darüber zutiefst dankbar und verspricht, den Vorschub wiedergutzumachen. „Wir können beispielsweise kostenlose Gutscheine für Freunde und Verwandte unserer Mitglieder ausstellen, wenn die Krise vorbei ist“, plant der Inhaber. Bis dahin hofft er, auch dank der Hilfe seiner Mitglieder, weitermachen zu können.
Chormusik in einer schweren Zeit
Wenn sie nach ihrem Corona-Alltagshelden gefragt werden, dann rufen Inge Schmerbeck und Käthe Treudt gemeinsam wie aus der Pistole geschossen: Stefan Oechsle. Er ist der Leiter des Freizeitstättenchores, der sich 2016 gründete und in dem über 100 fröhliche Senioren aus dem Düsseldorfer Süden jeden Montagnachmittag eine Stunde lang gemeinsam singen. Normalerweise. Damit die Stimmen der sangesfreudigen Chormitglieder aber während der Kontaktbeschränkungen nicht völlig einrosten, spielt Oechsle jede Woche zwei Lieder für den Chor ein. Käthe Treudt hat sie inzwischen auf eine CD gepresst und bringt sie für fünf Euro unter den Chormitgliedern an den Mann und die Frau. „Mit dem Erlös können wir dann unseren Chorleiter weiter bezahlen“, erzählt Treudt. Neben der Musik verteilt dieser an die Senioren auch per WhatsApp die Noten.
Er freut sich, wie viel positive Rückmeldungen er zu seinem Engagement bekommt. Neben den Südsingern betreut er auch noch den Chor der Düsseldorfer Bürgerstiftung. Beide haben sich aus Spaß an der Freude gegründet. Oechsle freut sich auf die Zeit, wenn wieder persönliche Kontakte uneingeschränkt möglich sind. Die gemeinsame Musik und der damit verbundene Austausch haben ihm sehr gefehlt, sagt er. Genauso wie er seinen Chormitgliedern.