Bilanz für 2015 in Düsseldorf Alle 18 Minuten ein Unfall

Düsseldorf · Die Zahl der Verkehrsunfälle ist erstmals seit Jahren in Düsseldorf gestiegen. Und auch die Folgen sind schlimmer: 14 Menschen starben im vergangenen Jahr bei Unfällen in der Stadt, 378 wurden schwer verletzt.

Die Unfallstatistik 2015 für Düsseldorf
Infos

Die Unfallstatistik 2015 für Düsseldorf

Infos
Foto: Gerhard Berger

Eine "durchwachsene, vor allem aber äußerst unbefriedigende" Bilanz der Verkehrspolizei legte Polizeipräsident Norbert Wesseler für 2015 vor. Mit 29.947 Unfällen auf den Straßen im Stadtgebiet weist die Statistik erstmals seit Jahren wieder steigende Zahlen auf. Zwar ist es in den bei weitem meisten Fällen bei Blechschäden geblieben. Aber auch die Zahl der Todesopfer ist mit 14 die höchste seit Jahren. "Das ist nicht akzeptabel", sagte Wesseler.

Auf die Entwicklung der Verkehrsstatistik freilich hat die Polizei nur begrenzte Einflussmöglichkeiten. Georg Schulz, der die Verkehrsdirektion derzeit kommissarisch leitet, betonte: "Einen hohen Anteil an der Verkehrssicherheit haben die Verkehrsteilnehmer selbst." Das gelte für alle, ganz besonders aber für die Radfahrer in Düsseldorf. Deren Zahl steige ständig. Und sie seien für ihre Sicherheit auch selbst verantwortlich. Polizeipräsident Wesseler kündigte für das laufende Jahr aber auch einen erneuten polizeilichen Schwerpunkt zum Thema Fahrradsicherheit in Düsseldorf an.

Motorrad kollidiert mit Pkw an Grafenberger Allee
8 Bilder

Motorrad kollidiert mit Pkw an Grafenberger Allee

8 Bilder
Foto: David Young

Manchmal nützen solche Appelle. Schulz ist zumindest überzeugt, dass Präventionsprogramme bei den jungen Erwachsenen gewirkt haben. Die 18- bis 24-Jährigen galten noch vor einigen Jahren als die größte Risikogruppe im Straßenverkehr. Projekte wie der landesweite "Crash Kurs", bei dem Einsatzkräfte ihre persönlichen Erlebnisse an Unfallstellen schildern, hätten aber offenbar Folgen gezeitigt. Die einstige "Rabaukengruppe" sei statistisch unauffällig geworden.

Sorgen dagegen bereiten der Verkehrspolizei die über 65-Jährigen. Als Autofahrer waren sie im vorigen Jahr an 930 Unfälle verwickelt - und hatten 705 davon selbst verursacht. Als Fußgänger und Radfahrer seien Senioren aber überdurchschnittlich häufig Opfer im Straßenverkehr. Und dann oft mit tödlichen Folgen. Fünf der 14 Verkehrstoten im vergangenen Jahr waren älter als 65 Jahre. Besonders tragisch der Unfall eines 85-Jährigen, der im März in einem Linienbus gestürzt war. Er starb an den Folgen seiner Verletzungen, die für einen Jüngern womöglich halb so schlimm gewesen wären. Schulz rät Senioren dazu, ihre eigene Verkehrssicherheit ehrlich einzuschätzen und Trainingsangebote zu nutzen.

Verkehrssicherheitsschulungen für jede Altersgruppe gehören zum Angebot der Polizei. Die will aber auch mit anderen Maßnahmen auf die Entwicklung reagieren. An erster Stelle stehen die Tempokontrollen. "Je höher die Geschwindigkeit, desto schwerer die Unfallfolgen", sagte Schulz. Logische Konsequenz sei das Verringern des Tempos, und das funktioniere nur über Kontrollen, die verstärkt werden sollen. "Jeder Autofahrer muss in Düsseldorf jederzeit damit rechnen, dass seine Geschwindigkeit kontrolliert wird", lautet die Botschaft der Verkehrspolizei.

Und noch etwas ist Georg Schulz ein Dorn im Auge: Zwar ist er selbst ein großer Fan moderner Kommunikationstechnik, aber die Benutzung von Handys am Steuer sei extrem gefährlich. Das Verbot werde viel zu oft ignoriert, und auch Freisprechanlagen änderten nichts, seit mit Smartphones auch Nachrichten und Mails gelesen oder gar getippt werden. "Wer bei 50 km/h zwei Sekunden auf sein Handy-Display schaut, ist 50 Meter weit im Blindflug unterwegs", zitierte Schulz eine Studie. "Das ist in einer Großstadt tollkühn."

Mit Unfallzahlen lässt sich die Erkenntnis aber nicht untermauern. Denn gerichtsfest lässt sich nur mit großem Aufwand nachweisen, ob bei einem Unfall auch ein Handy im Spiel war. Und dieser Aufwand lohnt bei Bagatellunfällen kaum. Deshalb findet sich der Umgang mit dem Telefon auch nicht unter den Hauptunfallursachen. Die häufigste ist laut Statistik fehlerhaftes Abbiegen oder Wenden, gefolgt von - auch im innerstädtischen Verkehr - überhöhter Geschwindigkeit.

Alkohol und Drogen spielen eine eher geringe Rolle beim Unfallgeschehen. Bei Verkehrskontrollen fielen aber immer öfter Fahrer unter Drogeneinfluss auf.

Einzelnen Aspekten der Verkehrssicherheitssituation widmet sich die RP in den nächsten Tagen ausführlich.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort