Wachsende Stadt Der Dauer-Planer von Düsseldorf
Düsseldorf · Alexander Fils wurde vor 20 Jahren Vorsitzender des Planungsausschusses. Der Raumplaner nennt keine maximale Bevölkerungszahl, wenn es um die wachsende Stadt Düsseldorf geht.
Ende der siebziger Jahre war Joachim Erwin Vorsitzender der Jungen Union in Düsseldorf und Alexander Fils sein Stellvertreter. „Wir fanden, dass man die große Fläche des Derendorfer Güterbahnofs für die Stadtentwicklung nutzen müsste“, sagt Fils. Man habe die Idee gehabt, eine riesige Betonplatte über dem Areal ausbreiten und diese zu bebauen. Dass dann die Bahn ankündigte, den Bahnhof aufzugeben, hat die beiden überrascht. Diese Woche steht Fils an der Marc-Chagall-Straße. Wo einst Züge fuhren, leben heute Menschen, befinden sich Grün, Straßen und Wege. 20 Jahre ist Fils nun Vorsitzender des städtischen Planungsausschusses oder war dessen Stellvertreter, das Quartier Central ist das erste große Projekt, das er von Anfang bis Ende begleitet hat. Er findet es gelungen. „Die Grundidee war gut, weil ein Muster gebildet wurde.“ Eine lange Fläche wurde bebaut, die nächste sei versetzt entwickelt worden. Nur so und dank der vielen Grünflächen habe man die hohe Verdichtung hinbekommen.
Das Quartier Central war zudem eine Premiere: Erstmals planten Bürger und Architekten in einem Workshopverfahren zusammen. Der studierte Raumplaner Fils zitiert gern den ersten Satz, den man an der Uni höre: „Es gibt keine Stadtplanung ohne Betroffene.“ Immer wieder setzen sich Bürger auch durch. Sie wollten einen feinen Harbour-Club im Linksrheinischen ebenso wenig wie Wohntürme neben dem Rheinturm.
Stadtplanung braucht Zeit. Die Verlängerung der Böhlerstraße war erstmals 1988 Thema, die Glashütte 2000, das Verfahren für den Belsenpark startete 2003, für das Hohenzollerngelände (Grafental) 2004, für die Gartenstadt Reitzenstein und die Ulmer Höh’ 2007 – die beiden Letztgenannten zeigen, wie unterschiedlich Projekte vorankommen, die Ulmer Höh’ ist zu langer Weile verurteilt.
Zumindest aber ist dort etwas passiert. Fils hat viele Themen bearbeitet, die bis heute Pläne geblieben sind. Seit fast 20 Jahren könnte etwa ein zweites Arag-Haus gebaut werden, ebenso das Hilton ergänzt werden, der 120-Meter-Turm im Oberbilker Bürgerpark fand keinen Investor und der ebenso hohe „Höhn-Tower“, benannt nach der damaligen Umweltministerin, wurde ebenfalls nicht realisiert. In der aktuellen Debatte um Hochhäuser stellt sich Fils gegen externe Experten, die neue Türme an einem Ort bündeln wollen. „Das ist Frankfurt, wir sind Düsseldorf und setzen einzelne Highlights.“ Mehr spannende „Eyecatcher“, wünscht sich Fils noch für Düsseldorf. Renzo Piano und Richard Rogers, die das Centre Pompidou in Paris geplant haben, hätte er gerne für ein spektakuläres Projekt in Düsseldorf.
Besondere Qualität erwartet Fils auch beim Kö-Bogen II mit dem Ingenhoven-Tal. Ansonsten liegt dem Experten nicht per se das Schillernde, der Effekt. Er schätzt die Düsseldorfer Architekten von SOP, weil sie so oft das Alte und das Neue gelingend zusammenführten: Beim Hochhaus Gap 15, bei Robert und Clara, Fürst und Friedrich oder dem Zooviertel-Carrée wurden alte Mauern oder Gebäude integriert. Für die Bergische Kaserne in Hubbelrath bringt er das Ideal der europäischen Stadt ins Gespräch, in der der Mittelstand Bauten errichtete, teils selbst nutzte und Flächen vermietete. Eine Durchmischung mit Mehrgeschosswohnen und Reihenhäusern wäre in Fils’ Augen das Beste für das Areal.
Wird Düsseldorf zu voll? Eine Obergrenze bei der Bevölkerung will der Planer nicht nennen, man müsse nur wissen, was man nicht bebauen wolle – „Wald, Parks, nicht jeden Hinterhof“. Seine Doktorarbeit hat Fils über Hauptstadt-Neugründungen geschrieben. „Brasilia war für 500.000 Menschen geplant, heute leben dort 2,5 Millionen.“