Verschwundene Papiere bei der Arge Aktensuche auf Amtsbaustelle

Düsseldorf (RP). Erwin Pastel* verstand die Welt nicht mehr. Drei Briefe, die er persönlich bei der Arge an der Luisenstraße abgegeben hatte, seien verschwunden, habe ihm ein Mitabeiter später gesagt. Auch ein Anschreiben vom 26. September an den Geschäftsführer der Arge (Arbeitsgemeinschaft) Mitte sei weg. "Das kann doch nicht wahr sein", sagt Pastel. Als der 58-Jährige in den ersten drei Monaten seiner Berechnung nach zu wenig Geld ausgezahlt bekam, legte er Widerspruch ein. Es passierte nichts.

"Sieben Monate meldete sich niemand." Als ehemaliger Personalleiter großer Unternehmen kann er solche Zustände nicht verstehen. "Hätte ich mir diese Verzögerungen damals im Job erlaubt, wäre ich die längste Zeit Personalleiter gewesen."

Dahinter vermutet Sybille Meyer* System. Die allein erziehende Mutter war früher selbstständig und beantragte Ende 2004 Hartz IV. Weil Unterlagen nicht wieder aufgetaucht seien, faxe sie nur noch mit Beleg oder gebe nur noch persönlich Papiere bei der Arge ab - nur gegen Quittung. "Ich höre es ja auch von anderen Betroffenen. Die Arge zögert die Zahlungen heraus, um das Geld zu sparen", sagt sie.

Karl Obermüller* macht vor allem die Service-Hotline zu schaffen. "Sie kostet viel Geld, weil man lange in der Schleife hängt." Aber meistens sei sowieso niemand zu erreichen. Eineinhalb Wochen habe er täglich zwei- bis dreimal dort angerufen. Vergeblich. "Ich kam nie durch." Torsten Withake kann das nicht nachvollziehen. Der stellvertretende Arge-Geschäftsführer weiß um das hohe Anrufaufkommen, doch er erinnert an die lange Erreichbarkeit (werktags 8-18 Uhr). Die Kosten seien außerdem dem Ortsgespräche-Tarif angeglichen. Dass nicht alles glatt bei der Arge und insbesondere bei den Umzügen in der City gelaufen sei, weiß er. "Es gibt immer wieder eine Akte, die falsch einsortiert wird. Aber es verschwinden keine Akten und keine Belege. Das können wir ausschließen." Den Grund für manche falsche Zuordnung sieht Withake auch bei den Antragstellern selbst. "Unleserliche Worte oder Zahlen können zu den Fehlern führen", sagt Withake.

Magda Kohlmann* hat alles richtig ausgefüllt. Ihr Mann ist seit zwei Jahren krank, aber war noch nicht arbeitslos. Ein besonders hilfsbereiter Arge-Mitarbeiter hatte ihr noch empfohlen, einen wichtigen Beleg für eine Krankengeldzahlung vor dem Umzug von der Grafenberger Allee vorbeizubringen. Sie tat es - doch der Beleg sei anschließend auch nicht mehr zu finden gewesen. Laut Reha-Gutachten ist ihr Mann nun nur noch mit orthopädischen Arbeitsgutachten einsatzbereit. Die Arge wollte nicht zahlen. Nun die Nachricht: Der Arbeitgeber Stora Enso schließt 2007. "Braucht mein Mann jetzt noch Schuhe?", fragt Kohlmann. *Namen geändert

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