Choreografie beim Düsseldorf-Festival Akram Khan tanzt den Sündenfall

Der Choreograph zeigt sein neues Stück „Den Teufel überlisten“ in Düsseldorf.

 Szene aus dem Stück „Den Teufel überlisten“.

Szene aus dem Stück „Den Teufel überlisten“.

Foto: Festival

Um Akram Khan und seine Kunst zu beschreiben, muss man Klischee-Formeln bemühen: Wanderer zwischen den Welten, multikultureller Genremix, Versöhnung von Tradition und Avantgarde und so weiter. Das klingt abgegriffen. Und doch trifft es zu für den in London geborenen Akram Khan, der einen britischen Pass hat, dessen Familie aber aus Bangladesch stammt. Er selbst gehört zur dritten Generation von Immigranten nach dem Fall des alten Commonwealth. Auf Wunsch seiner Mutter studierte er den 500 Jahre alten indischen Tanz Kathak, den er als wesentliches Element seiner choreografischen Arbeit nutzt. Allerdings in erhöhter Geschwindigkeit und in Verbindung mit der Tanzsprache des 21. Jahrhunderts. Khan beherrscht das Experimentelle und die Sprache der Avantgarde ebenso wie das elegant Eingängige, was er mit der Choreographie für die Eröffnungsfeier von Olympia 2012 in London unter Beweis stellte.

„Den Teufel überlisten“ heißt sein neues Stück („Outwitting the Devil“), das nun beim Düsseldorf-Festival aufgeführt wird. Er setzt sich darin mit dem 4000 Jahre alten mesopotamischen Gilgamesch-Epos auseinander. Genauer, mit einem Teil der Gilgamesch-Geschichte, die erst 2015 im Irak entdeckt wurde. In dem Textteil geht es um eine Episode, in der Gilgamesch und sein Helfer Endiku in einen Zedernwald gingen und ihn zerstörten. Darüber hinaus vernichteten sie alle Kreaturen und Insekten, die dort lebten und töteten den Hüter des Waldes. Nach den Taten aber plagte Gilgamesch und Enkidu das schlechte Gewissen.

Vier Tänzer und zwei Tänzerinnen seiner eigenen Company schickt er dazu auf die Bühne, auf der sich Reste einer zerstörten Kultur finden. Dazwischen verzweifelte Menschen, die offenbar ihr kollektives kulturelles Gedächtnis verloren haben. Die Hauptfigur – Gilgamesch – zeigt Khan gedoppelt. Der alte Gilgamesch schaut fassungslos auf sein Leben zurück. Khan liest den mythischen Sündenfall als Gleichung auf die Welt des 21. Jahrhunderts. Die Uraufführung im Juli in Stuttgart wurde begeistert aufgenommen, die Presse applaudierte einer „aufrüttelnden Öko-Fabel“.

Info Die Aufführung ist am 24. und 25. September, jeweils 20 Uhr, im Theaterzelt am Burgplatz zu erleben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort