Düsseldorf "AfD ist für einen Christen nicht wählbar"
Düsseldorf · Ulrich Hennes und Henrike Tetz sprachen im St. Ursula-Gymnasium über Religion und Politik.
Ökumene im Musikraum des erzbischöflichen St. Ursula-Gymnasiums in der Altstadt: Lehrer Jens Wiegand und Schüler aus den Religionskursen der zwölften Jahrgangsstufe hatten Superintendentin Henrike Tetz und Stadtdechant Ulrich Hennes anlässlich des Reformationsjubiläums zum Dialog geladen. Und der streifte nicht nur Historisches, sondern ging auch auf hochaktuelle Themen ein. So mahnte Hennes als ranghöchster katholischer Geistlicher der Stadt zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Islam. Falsch verstandene Toleranz sei ebenso fehl am Platz wie angstvolle politische Ideologie. "Für einen Christen halte ich die AfD nicht für wählbar", präzisierte er diesen Grundsatz.
Schulleiter Michael Baltes hatte zuvor den Diskurs mit einer eigenen These zum Jahr 1517 begonnen. "Da Kirche und Religion immer auch eine politische Dimension gehabt haben, hat sich das Ganze in eine Richtung entwickelt, die sicherlich so ursprünglich nicht intendiert gewesen ist", sagte er. Die gut vorbereiteten Schüler nahmen die Vorlage auf und befragten die Gäste zu aktuellen kirchlichen Streitfragen, der Bogen reichte von der Frauenweihe bis zur vieldiskutierten Abendmahlgemeinschaft.
Schnell wurde deutlich, dass die beiden Kirchenoberen freundschaftlich verbunden sind. "Herr Hennes, ich war Messdienerin. Können Sie sich das vorstellen?", überraschte Tetz den Stadtdechanten. Der scherzte prompt zurück: "Wären Sie doch dabei geblieben!"
In ihrer Jugendzeit habe sie sich in der katholischen Kirche engagiert, berichtete Tetz, weil ihr die gelebte Liturgie dort gefallen habe. Damals hätten evangelische Gottesdienste, trotz Innovationsversuchen wie der Beat-Messe, bisweilen doch eher kühl auf sie gewirkt.
Umgekehrt sieht auch Hennes kritische Punkte im Katholizismus: "Es gibt ganz viel Angst, einen falschen Schritt nach vorne zu tun."